Schneller mit dem Rad zum Bahnhof
Grüne Politiker aus Königsbrunn wollen einen Schnellweg zum Pendlerbahnhof und radeln im Selbstversuch
Königsbrunn/Mering Radler auf dem Weg zum Bahnhof Mering-St. Afra sind meist Berufspendler aus dem Raum Königsbrunn. Sie haben es stets eilig, um nach München zu kommen, und sie haben es nicht einfach: Erst warten sie am Kreisverkehr, bis auch der letzte Autofahrer vorbei ist, und nachdem sie ein Stück weit freie Fahrt haben, heißt es Schwung nehmen, damit sie auf die Lechstaustufe hinaufkommen. Links führt zwar ein ebener Steg über den Lech, der ist aber eng und als Fußweg ausgewiesen. Radfahrer, die diesen nutzen wollen, müssen absteigen.
Und am Bahnhof St. Afra angekommen, wartet das nächste Problem: Wohin mit dem Rad, besonders, wenn es ein hochwertiges ist? Der Pendlerparkplatz westlich des Bahnhofs wurde erst vor wenigen Jahren erweitert – aber nur für Autos, an Fahrräder wurde hier nicht gedacht.
Nur wer von Mering kommt, findet jenseits der Bahnlinie eine Abstellmöglichkeit. Diesseits der Gleise sind Räder an Bäumen oder Masten angekettet. Aus der Bahnunterführung wurden sie rigoros vertrieben. Die größte und vordringlichste Maßnahme wäre ein Radparkplatz auf der Westseite des Bahnhofes, sagt Alwin Jung, Fraktionsvorsitzender der Grünen im Königsbrunner Stadtrat.
Mit einer gemeinsamen Aktion haben die Königsbrunner und Meringer Grünen ein Projekt gestartet, um ein überregionales Radverkehrskonzept zu unterstützten.
Es soll ein Fahrradschnellweg zwischen den beiden Gemeinden entwickelt und Fahrradabstellplätze auf der Westseite des Bahnhofs St. Afra geschaffen werden. Hauptproblem wäre – wie so oft – die Finanzierung.
„Eigentlich ist das eine Landtagsgeschichte“, so Jung, denn der Radweg führt entlang der Staatsstraße 2380. Und verständlicherweise haben die Meringer nur wenig Interesse, einen Radparkplatz für auswärtige Pendler zu bauen, und die Königsbrunner wiederum würden keinen Parkplatz auf Meringer Flur finanzieren. Als mögliche Finanzierung bieten sich regionale Projektförderungsmöglichkeiten wie beispielsweise Fördergelder aus der Regionalentwicklung, so der gemeinsame Vorschlag der Grünen diesseits und jenseits des Lechs.
Eine Gruppe aus Königsbrunn radelte nun zum Bahnhof MeringSt. Afra, um auf dem Weg die Schwachstellen und Verbesserungsmöglichkeiten für Radfahrer zu identifizieren. Mitradler waren Mitglieder des ADFC (Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club) und des Königsbrunner Carsharing-Vereins Die Königsbrunner Autoteiler. Einen echten Radschnellweg in reiner Form werde es zwischen Königsbrunn und Mering realistischer Weise nicht geben, vermutet Jung. Aber eine Ausweisung einer durchgehenden Radstrecke mit Markierung, Schildern und einer eindeutigen Streckeführung könnte schon viel bewirken.
Am Bahnhof St. Afra diskutierten die Radler aus Königsbrunn mit den Meringer Grünen und Vertretern des Aktionsbündnisses „Keine Osttangente“sowie Kreisräten und der grünen Landtagsabgeordneten Christine Kamm über die nötigen Verbesserungen und möglichen Lösungen im Radverkehr. Auch die überregionale Zusammenarbeit war hier ein Thema, denn Insellösungen würden selten den gewünschten Erfolg bringen, heißt es in einer gemeinsamen Presseerklärung von Jung und Petra von Thienen, Fraktionsvorsitzende der Grünen im Marktgemeinderat Mering.
Mering-St. Afra ist inzwischen ein wichtiger Bahnhof für Münchenpendler aus der Bobinger und Königsbrunner Region, was schon die Auslastung des Parkplatzes erkennen ließe. „Es ist keine Lösung, immer weitere Kfz-Stellplätze für Pendler zu schaffen. Wir müssen Verkehrspolitik ganz anders denken und vor allem neue Konzepte für den Radverkehr fördern und umsetzen, wo es nötig und sinnvoll ist“, betont von Thienen und Jung ergänzt: „Während der Straßensperrung im Sommer letzten Jahres hatten wir einen so regen Zulauf zu unserer Pedelec-Leihaktion für Pendler, dass wir erkannt haben, welches Potenzial eine Verbesserung der Situation für Radfahrer haben kann.“