Koenigsbrunner Zeitung

Prälat Imkamp steigt von der Kanzel herab

Maria Vesperbild bekommt 2018 einen neuen Wallfahrts­direktor. Wie der alte seinen Wechsel empfindet

- VON ALOIS KNOLLER

Augsburg Prälat Wilhelm Imkamp, der Wallfahrts­direktor in Maria Vesperbild seit 30 Jahren, wird Ende 2017 seinen Dienst dort beenden. Aus gesundheit­lichen Gründen habe er Bischof Konrad Zdarsa um seine Entpflicht­ung gebeten, teilte das Bistum am Montag mit. Mit einer so baldigen Bekanntgab­e hatte Imkamp selbst allerdings nicht gerechnet. Der Abschied fühle sich „entschiede­n schwer“an, sagte er gegenüber unserer Zeitung, auch wenn er ihn selbst wegen seines Befindens seit zwei Jahren erwogen habe.

„Prälat Imkamp hat in den vergangene­n Jahrzehnte­n Maria Vesperbild weit über unsere Region und das Bistum Augsburg hinaus bekannt gemacht“, würdigte Bischof Zdarsa dessen Wirken. Er habe sehr geschickt bewährtes religiöses Brauchtum in der Seelsorge eingesetzt und dieses teilweise auch wieder aus der Vergessenh­eit gehoben. Durch seine Publikatio­nen und Auftritte in den Medien, die immer von großer theologisc­her Präzision und Treue zur Kirche geprägt seien, spreche der Prälat ein Publikum im gesamten deutschen Sprachraum an, erklärte der Augsburger Bischof.

Systematis­ch hat Imkamp für die mittelschw­äbische Wallfahrts­kirche Marketing betrieben. Er verpasste ihr ein einprägsam­es Logo, gab früh einen Wallfahrts­kalender heraus und sorgte für Events. Legendär wurden die Lichterpro­zessionen in Maria Vesperbild zu Pfingsten und zum 15. August, zumal der Prälat, der in Rom studiert hat, dank seines weitgespan­nten Netzwerks Kardinäle und prominente Bischöfe als Prediger ins Mittelschw­äbische holte, darunter den Kölner Kardinal Joachim Meisner, der im Jahr 2000 einen Besucherre­kord auslöste, den vatikanisc­hen Chef-Ethiker Rino Fisichella und immer wieder Georg Gänswein.

Auch Fürstin Gloria von Thurn und Taxis hat den Prälaten fest ins Herz geschlosse­n und ist Stammgast in Maria Vesperbild. Genauso schätzen einfache Leute die Marienwall­fahrt. Zahllose Votivtafel­n sogar jüngsten Datums künden von der Lebendigke­it des Volksglaub­ens. Die Grotte und das Gnadenbild seien ihm die liebsten Orte in Maria Vesperbild geworden, sagt Prälat Imkamp. Die Kirche zeige hier keine Berührungs­ängste und gehe an die Ränder ganz im Sinne von Papst Franziskus. „Bei den Fahrzeugse­gnungen sehe ich Menschen, die sonst nie in die Kirche gehen“, betont Imkamp. Und bei seinen Tiersegnun­gen treibt es den Frauchen auch mal die Tränen in die Augen.

Auf der Kanzel wie in den Medien wählt der Wallfahrts­direktor deutliche Worte und geißelt den frivolen Zeitgeist der Beliebigke­it ebenso wie eine träge, verweltlic­hte Kirche. Konsequent trägt er Priesterkl­eidung, will aber nicht klerikal sein. Imkamp, 1951 am Niederrhei­n geboren, ist seit 40 Jahren Priester. Wenn es ihm die Gesundheit erlaubt, möchte er noch wissenscha­ftlich arbeiten, etwa über Privatoffe­nbarungen und über die Inquisitio­n. Seine imposante Bibliothek dürfte ihm dabei ziemlich hilfreich sein. In Maria Vesperbild wird er nicht bleiben, außer Rom habe er noch zwei Optionen für einen Wohnsitz.

Zunächst jedoch bereitet er Mariä Himmelfahr­t am 15. August als das Hauptfest der Wallfahrts­kirche vor. Ökumene-Kardinal Kurt Koch wird im Reformatio­nsjahr in Vesperbild predigen. „Für nächstes Jahr werde ich alles vorbereite­n, dass der Nachfolger einen leichten Übergang hat“, verspricht er. Der Kaufbeurer Dekan Erwin Reichart, 63, wird 2018 in das Pfarrhaus einziehen. Auch in seiner seelsorgli­chen Tätigkeit habe die Volksfrömm­igkeit immer eine zentrale Rolle gespielt, sagt er.

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Foto: Bernhard Weizenegge­r Prälat Wilhelm Imkamp in Maria Vesper bild.

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