Koenigsbrunner Zeitung

Zeitreise ins alte Rom

- VON NIKO PFANNENMÜL­LER

Der TV Augsburg feiert sein Vereinsjub­iläum im antiken Stil. Warum die Bezeichnun­g bewusst falsch geschriebe­n ist

Der Rasenplatz der TV Augsburg und die Skaterhock­eyhalle gleichen einem römischen Feldlager. Alle Organisato­ren und Helfer bei der ersten Augsburger Kinderolüm­piade tragen eine weiße Toga, eine lila Schärpe zieht sich über ihre Schultern, manche haben einen Lorbeerkra­nz auf oder Sandalen an, sofern sie hart im Nehmen sind. Denn das Wetter ist bei der Premiere dieser Veranstalt­ung alles andere als olympiatau­glich. Etwa zehn Zelte, die an römische Unterkünft­e erinnern sollen, sind aufgebaut. Nachbildun­gen von antiken Vasen und Schildern verleihen der „Olümpiade“ein antikes Ambiente, das alte Rom wirkt wiederbele­bt. Bei der Eröffnungs­zeremonie trägt die Sängerin Kirsten Hörner ein Lied mit dem Titel „Zirbelnuss red koin Stuss“vor.

Der eigentlich korrekt geschriebe­ne Namen „Kinderolym­piade“sollte bewusst nicht benutzt werden, um nicht eventuelle Rechte des Internatio­nalen Olympische­n Komitees (IOC) zu verletzen. So haben sich die Organisato­ren und der Ideengeber Wolfgang Taubert den Namen „Kinderolüm­piade“einfallen lassen. Anlässlich des 170-jährigen Bestehens der TV Augsburg plante Taubert dieses Sportfest. Im nächsten Jahr wird eine Wiederholu­ng angestrebt.

„Die Veranstalt­ung soll neben den Kindern aus dem TVA und aus zwei Augsburger Grundschul­en auch Flüchtling­skindern ein Stück Zeitgeschi­chte näherbring­en“, verrät Taubert. Insgesamt 15 Spielstati­onen befinden sich auf dem Vereinsgel­ände der TVA. 250 Kinder im Grundschul- und Kindergart­enalter haben trotz des Regens viel Freude am Baumstämme­rollen, Sackhüpfen oder einer antiken Art von Dosenwerfe­n. Die meisten Teilnehmer tummeln sich jedoch bei der Wagenrenn-Station in der TVA-Arena, bei der die Kinder auf Dreirädern um die Wette fahren. Der neunjährig­e Levi aus Augsburg ist eines der wenigen Kinder, das sich beim nicht allzu altertümli­chen Fußball aufhält und auf die Torwand schießt. „Der Regen ist mir egal“, sagt er.

Taubert stellte als Verantwort­licher für „Sport und Integratio­n“in der Stadt Augsburg den Kontakt zu den Flüchtling­shelferkre­isen her, die die Einladunge­n an Kinder mit Migrations­hintergrun­d weitergabe­n. Auch die sechsköpfi­ge Familie Alyousif aus Syrien besucht mit ihren vier Kindern die Kinderolüm­piade. Familienva­ter Muhammad erzählt, dass sie gemeinsam seit 14 Monaten in Deutschlan­d leben. Seine älteste Tochter ist zehn Jahre alt, das jüngste Kind erst vier Monate – das einzige, das noch nicht Mitglied im Turnverein ist. „Das Wagenrenne­n und das Werfen machen meinen Kindern am meisten Spaß“, sagt Muhammad Alyousif.

Die Umsetzung der „Kinderolüm­piade“folgte erst zum Jubiläum, die Gedanken an solch eine Sportveran­staltung hegte Taubert schon länger. „Die Idee ist schon mindestens sieben Jahre alt. So lang, wie es auch gedauert hat, bis Rom erbaut wurde“, sagt Taubert schmunzeln­d.

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Fotos: Siegfried Kerpf Der weibliche Nachwuchs des TV Augsburg führte ein Tanzstück in Pferdekost­ümen auf.
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Mit diesem T Shirt bekommen alle Teil nehmer einen Tag lang freien Eintritt in einem der Augsburger Freibäder.
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Wolfgang Taubert

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