Zeitreise ins alte Rom
Der TV Augsburg feiert sein Vereinsjubiläum im antiken Stil. Warum die Bezeichnung bewusst falsch geschrieben ist
Der Rasenplatz der TV Augsburg und die Skaterhockeyhalle gleichen einem römischen Feldlager. Alle Organisatoren und Helfer bei der ersten Augsburger Kinderolümpiade tragen eine weiße Toga, eine lila Schärpe zieht sich über ihre Schultern, manche haben einen Lorbeerkranz auf oder Sandalen an, sofern sie hart im Nehmen sind. Denn das Wetter ist bei der Premiere dieser Veranstaltung alles andere als olympiatauglich. Etwa zehn Zelte, die an römische Unterkünfte erinnern sollen, sind aufgebaut. Nachbildungen von antiken Vasen und Schildern verleihen der „Olümpiade“ein antikes Ambiente, das alte Rom wirkt wiederbelebt. Bei der Eröffnungszeremonie trägt die Sängerin Kirsten Hörner ein Lied mit dem Titel „Zirbelnuss red koin Stuss“vor.
Der eigentlich korrekt geschriebene Namen „Kinderolympiade“sollte bewusst nicht benutzt werden, um nicht eventuelle Rechte des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) zu verletzen. So haben sich die Organisatoren und der Ideengeber Wolfgang Taubert den Namen „Kinderolümpiade“einfallen lassen. Anlässlich des 170-jährigen Bestehens der TV Augsburg plante Taubert dieses Sportfest. Im nächsten Jahr wird eine Wiederholung angestrebt.
„Die Veranstaltung soll neben den Kindern aus dem TVA und aus zwei Augsburger Grundschulen auch Flüchtlingskindern ein Stück Zeitgeschichte näherbringen“, verrät Taubert. Insgesamt 15 Spielstationen befinden sich auf dem Vereinsgelände der TVA. 250 Kinder im Grundschul- und Kindergartenalter haben trotz des Regens viel Freude am Baumstämmerollen, Sackhüpfen oder einer antiken Art von Dosenwerfen. Die meisten Teilnehmer tummeln sich jedoch bei der Wagenrenn-Station in der TVA-Arena, bei der die Kinder auf Dreirädern um die Wette fahren. Der neunjährige Levi aus Augsburg ist eines der wenigen Kinder, das sich beim nicht allzu altertümlichen Fußball aufhält und auf die Torwand schießt. „Der Regen ist mir egal“, sagt er.
Taubert stellte als Verantwortlicher für „Sport und Integration“in der Stadt Augsburg den Kontakt zu den Flüchtlingshelferkreisen her, die die Einladungen an Kinder mit Migrationshintergrund weitergaben. Auch die sechsköpfige Familie Alyousif aus Syrien besucht mit ihren vier Kindern die Kinderolümpiade. Familienvater Muhammad erzählt, dass sie gemeinsam seit 14 Monaten in Deutschland leben. Seine älteste Tochter ist zehn Jahre alt, das jüngste Kind erst vier Monate – das einzige, das noch nicht Mitglied im Turnverein ist. „Das Wagenrennen und das Werfen machen meinen Kindern am meisten Spaß“, sagt Muhammad Alyousif.
Die Umsetzung der „Kinderolümpiade“folgte erst zum Jubiläum, die Gedanken an solch eine Sportveranstaltung hegte Taubert schon länger. „Die Idee ist schon mindestens sieben Jahre alt. So lang, wie es auch gedauert hat, bis Rom erbaut wurde“, sagt Taubert schmunzelnd.