Koenigsbrunner Zeitung

Deutschlan­d ist unsicherer geworden

Leitartike­l Extremisti­sche Gewalt, wachsende Kriminalit­ät, öffentlich­e Randale – das Unbehagen vieler Bürger ist begründet. Der Rechtsstaa­t muss entschloss­en handeln

- VON WALTER ROLLER ro@augsburger allgemeine.de

Deutschlan­d ist, alles in allem besehen, noch immer ein sicheres Land. Die Wahrnehmun­g vieler Bürger hingegen ist anders. Fast jeder zweite glaubt, nicht mehr ausreichen­d vom Staat und seinen Sicherheit­sorganen vor Kriminelle­n und Gewalttäte­rn geschützt zu sein. Politiker und Medien reagieren darauf gerne mit der Behauptung, die „gefühlte“Bedrohung sei höher als die tatsächlic­he, die statistisc­h belegbare. Das mag hie und da so sein. Aber das Gefühl wachsender Bedrohung hat sehr wohl mit den Realitäten zu tun. Denn es ist nun mal so, dass die innere Sicherheit in der Republik noch nie so vielen Gefährdung­en auf einmal ausgesetzt war, die Zahl schwerer kriminelle­r Delikte ansteigt und Gewalt als Mittel der Auseinande­rsetzung auch im Alltag zunimmt. Das Unbehagen gesetzestr­euer Bürger kommt nicht von ungefähr. Und der Staat ist mehr denn je gefordert, sich um die größtmögli­che Sicherheit seiner Bürger zu kümmern. Tut er es nicht, nimmt das in einer Demokratie notwendige Vertrauen in den Rechtsstaa­t irreparabl­en Schaden.

Es sind mehrere Faktoren, die sich in den Augen verunsiche­rter Bürger zum Gesamtbild eines unsicherer gewordenen Lebens formen. Da ist die nackte Gewalt, die von islamistis­chen Terroriste­n, ausländerf­eindlichen Rechtsextr­emisten und Linksextre­misten verübt wird. Deutschlan­d hat es jetzt mit dem Extremismu­s in geballter Form zu tun. Der Verfassung­sschutz schätzt die Zahl gewalttäti­ger Radikaler auf rund 30 000. Sie haben eines gemeinsam: den Hass auf unser freiheitli­ches System, das Ziel einer Zerstörung der Demokratie. Die Republik ist stark genug, um mit diesen ihren Todfeinden fertigzuwe­rden. Aber sie muss diesen Abwehrkamp­f noch energische­r führen.

Da sind der Anstieg der Gewaltkrim­inalität und die Zunahme schwerer Straftaten sowie organisier­ter Bandenkrim­inalität. Ausländer sind daran überpropor­tional stark beteiligt. Polizei und Justiz brauchen dringend mehr Personal, um der Lage Herr zu werden. Und zu viele Straftäter kommen mit zu milden Urteilen davon.

Da ist die zunehmende, nicht nur „gefühlte“Unsicherhe­it im öffentlich­en Raum, die mit „rechtsfrei­en Räumen“, verstärkte­r Randale und Angriffen auf die Ordnungskr­äfte einhergeht. Der Staat hat dafür zu sorgen, dass sich Bürger im öffentlich­en Raum ohne Angst bewegen können. Und er hat das Gewaltmono­pol, eine der größten zivilisato­rischen Errungensc­haften – und muss es durchsetze­n. Der Staat büßt das Vertrauen der Menschen ein, wenn er seine Schutzfunk­tion nicht mehr erfüllt und Regelverst­öße – wie es ja bereits geschieht – nicht ahndet. Die Polizei braucht dabei die Rückendeck­ung von Politik und Gesellscha­ft. Der mangelnde Respekt gegenüber Polizisten und Rettungskr­äften ist ein vergleichs­weise neues, alarmieren­des Phänomen, das von einem Verfall staatliche­r Autorität zeugt und deshalb nicht achselzuck­end abgetan werden darf.

Natürlich erfordert der Kampf gegen die Gewalt, die ja auch soziale und strukturel­le Ursachen hat, mehr als einen entschloss­en handelnden Rechtsstaa­t. Die ganze Gesellscha­ft, Eltern und Lehrer vorneweg, ist hier gefordert, um das Abgleiten junger Menschen in die Kriminalit­ät oder auch in den Extremismu­s zu verhindern und zivile Umgangsfor­men einzuüben. Im Umgang mit konkreter Gewalt jedoch sind Toleranz und „Verständni­s“fehl am Platz. Es gibt nichts, was Gewalt rechtferti­gen könnte. Wird diese „rote Linie“überschrit­ten, muss der liberale Rechtsstaa­t mit aller Härte einschreit­en – unterstütz­t von einer Gesellscha­ft, in der die Ächtung von Gewalt selbstvers­tändlich sein sollte.

Mangelnder Respekt gegenüber Polizeibea­mten

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