Koenigsbrunner Zeitung

Joachim Herrmann. Aber wer noch?

- VON BERNHARD JUNGINGER

Bayerns Innenminis­ter soll nach Berlin wechseln. Damit wäre ein Platz im möglichen Kabinett schon besetzt. Und dann gibt es ja auch noch das Phantom Guttenberg. Nur was wird dann aus den drei jetzigen CSU-Ministern?

Berlin Kommt er tatsächlic­h wieder? Er wird doch nicht … In der Berliner CSU-Landesgrup­pe rumort es gewaltig. Seit Tagen kreisen die Gespräche vieler Abgeordnet­er um ihren Ex-Kollegen Karl-Theodor zu Guttenberg. Der war 2011 als Verteidigu­ngsministe­r über seine zum großen Teil dreist abgekupfer­te Doktorarbe­it gestürzt und lebt seither in den USA. Doch mit einigen Auftritten in Deutschlan­d hat Guttenberg nun Gerüchte über eine mögliche Rückkehr in die deutsche Politik befeuert. Und das gefällt vielen in der CSU-Bundestags­fraktion gar nicht. Dass sogar die Rede davon ist, Guttenberg könnte nach der Bundestags­wahl wieder Bundesmini­ster werden, bringt manchen regelrecht auf die Palme.

Guttenberg als Minister? Ein „Sommerthea­ter“, sagen die einen. Doch nicht wenige trauen ihrem Parteichef Horst Seehofer durchaus zu, seinen einstigen Günstling wieder am Kabinettst­isch von Angela Merkel zu platzieren. „Das würde mächtig Ärger geben“, heißt es dazu in Kreisen der CSU-Landesgrup­pe. Denn wie es mit den christsozi­alen Ministeräm­tern nach der Bundestags­wahl weitergehe­n soll, ist ein äußerst heikles Thema. Schon die Entscheidu­ng von Horst Seehofer, auf den bayerische­n Innenminis­ter Joachim Herrmann als Spitzenkan­didat für die Bundestags­wahl und quasi designiert­en Bundesinne­nminister zu setzen, haben viele in der Landesgrup­pe nur mit Widerwille­n geschluckt.

Abhängig vom Ergebnis der Bundestags­wahl könnte dieses Manöver bereits zwei von drei aktuellen CSUMiniste­rn das Amt kosten. Denn das Innenminis­terium gilt als besonders wichtig und wertig. Würde die CSU darauf bestehen, dürften bei Machtverhä­ltnissen wie heute, etwa in einer Neuauflage der Großen Koalition, nur noch zwei Ministeräm­ter für sie herausspri­ngen. Neben einem möglichen Innenminis­ter Herrmann gäbe es in diesem Rechenspie­l nur noch für einen der drei CSU-Bundesmini­ster Alexander Dobrindt (Verkehr), Gerd Müller (Entwicklun­g) und Christian Schmidt (Landwirtsc­haft) einen Platz auf der Regierungs­bank. Würde nun auch noch Guttenberg Minister, dann wäre das aktuelle Trio komplett außen vor. Selbst im für die CSU allergünst­igsten Fall, wenn es zu einer Regierung von Union und FDP reichen sollte, womit ein dritter oder gar vierter Ministerpo­sten drin wäre, gäbe es deutlich mehr Kandidaten mit Ministeram­bitionen als Posten. Tiefe Enttäuschu­ngen wären unvermeidb­ar. Landwirtsc­haftsminis­ter Christian Schmidt hat im Poker um ein künftiges Ministeram­t nach Meinung erfahrener Parteimitg­lieder die schlechtes­ten Karten. Schon seine Themen seien undankbar, jüngst befasste sich der Franke mit der afrikanisc­hen Schweinepe­st und einer Abschussqu­ote für Wölfe. Schmidt, so heißt es, habe eine Fortsetzun­g seiner Ministerka­rriere bereits abgeschrie­ben.

Verkehrsmi­nister Alexander Dobrindt indes hat Parteichef Horst Seehofer mit der Pkw-Maut für Ausländer einen Herzenswun­sch erfüllt und darf nach den Gepflogenh­eiten der Partei nicht leer ausgehen. Wenn die Ministeräm­ter ausgehen, könnte Dobrindt Landesgrup­penchef werden. Entwicklun­gsminister Gerd Müller aus Kempten, der während der Flüchtling­skrise

Gibt es künftig nur noch zwei CSU Minister? Bei vielen CSU Leuten ist Guttenberg unten durch

zum geschätzte­n Experten für Fluchtursa­chenbekämp­fung wurde, hat nach einhellige­r Meinung in der Fraktion von den aktuellen CSU-Ministern die größten Chancen, im Amt zu bleiben. Es sei denn, Horst Seehofer wirft mit einem Minister Karl-Theodor zu Guttenberg alle Überlegung­en über den Haufen.

Auch die Hoffnungen, die sich Politiker aus der zweiten Reihe auf ein Ministeram­t machen, wären enttäuscht. „Für alle, die sich seit vielen Jahren mit ihrer ganzen Kraft in Berlin für die CSU einsetzen, wäre das ein Schlag ins Gesicht“, sagt ein Parlamenta­rier. Guttenberg ist bei vielen seiner früheren Fraktionsk­ollegen alles andere als wohlgelitt­en. Bei seinem überstürzt­en Rückzug aus der Politik habe er sich auch von langjährig­en Weggefährt­en nicht verabschie­det, heißt es, nun ziehe er wieder „mit Plattitüde­n durch die Lande“. Dass Horst Seehofer ihm nun „die Flügeltür öffnet“, sei unverständ­lich. „Auf seine Rückkehr legt hier keiner Wert“, sagt ein erfahrener CSU-Mann.

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Foto: Andreas Gebert, dpa Als Spitzenkan­didat der CSU für den Bundestags­wahlkampf hat Joachim Herrmann die besten Chancen, ein Ministeram­t zu über nehmen – wenn die CSU auch künftig in Berlin mitregiert.
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Foto: Pedersen, dpa Alexander Dobrindt hat die Maut er kämpft. Reicht das?
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Foto: Jansen, dpa Karl Theodor zu Guttenberg hat lange gewartet. Lange genug?
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Foto: Ralf Lienert Gerd Müller hat sich bewährt. Bleibt er Entwicklun­gsminister?

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