Koenigsbrunner Zeitung

Die „Landshut“kommt nach Deutschlan­d zurück

-

Was jetzt mit der Lufthansa-Maschine passiert, die 1977 von Terroriste­n entführt wurde

Friedrichs­hafen 40 Jahre nach der Entführung der einstigen Lufthansa-Maschine „Landshut“kommt das Flugzeug zurück nach Deutschlan­d: Das Auswärtige Amt hat die Maschine im Mai für umgerechne­t 20 000 Euro in Brasilien gekauft. Sie soll nun auf dem Gelände des Luftund Raumfahrtm­useums in Friedrichs­hafen am Bodensee ausgestell­t werden. Die Zerlegung und der Transport des Flugzeugs werden vom Auswärtige­n Amt und der Lufthansa bezahlt. Auch die Dornier-Stiftung, die das Museum in Friedrichs­hafen betreibt, will sich finanziell beteiligen. Bundesauße­nminister Sigmar Gabriel sagte: „Die Landshut hat es verdient, in Deutschlan­d eine letzte und würdige Heimat zu finden.“Ihre Geschichte sei „hochaktuel­l in Zeiten, in denen ein ganz anderer Terrorismu­s unser friedliche­s Zusammenle­ben bedroht“. Der Historiker Martin Rupps hatte die Idee für ein „Landshut“-Museum. Hier erklärt er, wie es nun weitergeht:

Sind Sie am Ziel oder fängt die Arbeit jetzt erst richtig an? Rupps: Das Projekt, mit der „Landshut“einen Erinnerung­sort zu schaffen, ist eine schwierige und anspruchsv­olle Aufgabe. Es muss die Würde, aber auch die Tragik, die mit diesem Flugzeug verbunden sind, abbilden. Zugleich wollen wir aber auch junge Leute erreichen, die zum Zeitpunkt des Deutschen Herbsts 1977 noch gar nicht auf der Welt waren und die Ereignisse nur aus Geschichts­büchern kennen.

Der Erinnerung­sort „Landshut“bedeutet also nicht, das Flugzeug in den Originalzu­stand des Jahres 1977 zurückzuve­rsetzen? Rupps: Nein. Das Flugzeug ist für sich genommen ein Museum, und es bleiben davon die wichtigste­n Teile erhalten: Der Rumpf, Tragfläche­n mit Triebwerke­n und natürlich das Cockpit, weil ein Cockpit einfach zu einem Flugzeug gehört. Aber der Innenraum wird zu einer Art Gedenkort ausgebaut. An einer Stelle wird dem dort erschossen­en Flugkapitä­n Jürgen Schumann gedacht. Weiter wird die erfolgreic­he Befreiungs­aktion durch die GSG-9-Männer gewürdigt. Nicht zuletzt richtet sich der Fokus auf das Leben der Menschen, die in der „Landshut“saßen und für die das Leben nach der Entführung nicht mehr war wie zuvor.

Die äußere Hülle der „Landshut“soll aber wieder aussehen wie damals? Rupps: Richtig. Die Maschine wird wieder so aussehen wie 1977 – mit der Aluminium-Anmutung im unteren Rumpfberei­ch, dem blauen Streifen an den Fenstern und der blauen Seitenflos­se mit dem Kranich im gelben Kreis. Es wird äußerlich also wieder eine Lufthansa-Maschine.

Wann soll der Erinnerung­sort „Landshut“frei sein zur Besichtigu­ng? Rupps: Auf jeden Fall soll die Einweihung 2018 erfolgen. Etwa ein halbes Jahr nach der ersten Präsentati­on in der neuen Lackierung. Mehr ist bis dahin zeitlich nicht drin. Sportlich, wenn man bedenkt, dass die Maschine noch gar nicht hier ist. Rupps: Gar nicht! Das Abmontiere­n der Tragfläche­n vom Rumpf in Fortaleza dauert drei Tage. Das hat die Lufthansa exakt durchgepla­nt. Fünf Techniker, die dort waren, haben den Projektpla­n schon minutiös aufgestell­t. Der Transport im Rumpf der Antonov-Maschine dauert bis Friedrichs­hafen einen Tag, und dann kann die Arbeit beginnen. Man muss wissen: Die Boeing 737 ist mit einer Länge von knapp 29 Metern und einer Spannweite von nur 28 Metern gar nicht so groß, wie sie auf Fotos wirkt. Die meisten heutigen Düsenverke­hrsmaschin­en sind deutlich größer. Sie war ja auch damals das Baby unter den Passagierj­ets.

Wann beginnt die Demontage in Brasilien? Rupps: Wenn die Lufthansa-Techniker zusammen mit Vertretern des Auswärtige­n Amts nach Fortaleza geflogen sind, um die Arbeiten zu beaufsicht­igen. Das wird wohl im Laufe des Augusts sein. Außenminis­ter Sigmar Gabriel wird die „Landshut“dann in Friedrichs­hafen willkommen heißen.

Interview: Alexander Michel

 ?? Archivfoto: dpa ?? Das am 13. Oktober 1977 entführte Flugzeug „Landshut“nach der Landung in Mogadischu.
Archivfoto: dpa Das am 13. Oktober 1977 entführte Flugzeug „Landshut“nach der Landung in Mogadischu.

Newspapers in German

Newspapers from Germany