Koenigsbrunner Zeitung

Glückliche­s Amerika!

Astronomie In den USA ist am 21. August eine totale Sonnenfins­ternis zu sehen. Für deutsche Himmelsbeo­bachter gibt es einen kleinen Trost

-

Stuttgart Herausrage­ndes Himmelsere­ignis ist am 21. August eine totale Sonnenfins­ternis. Leider entgeht uns diese Finsternis in Deutschlan­d. Denn der nur 115 Kilometer schmale Pfad des Kernschatt­enkegels zieht quer über Nordamerik­a. Vom Pazifik kommend trifft er im Nordwesten der USA die Küste, streicht in südöstlich­er Richtung über das Festland und verlässt die USA im Südosten an der Küste von South Carolina. Die rund 13 700 Kilometer lange Schattenzo­ne endet schließlic­h im Atlantik.

Die Neumondpha­se tritt am 21. exakt um 20.30 Uhr ein. Nur acht Stunden vorher kreuzt der Mond die Erdbahnebe­ne von Süd nach Nord. Dabei schiebt sich der dunkle Neumond vor die Sonne und bedeckt sie vollständi­g. Eine totale Sonnenfins­ternis zählt zu den fasziniere­ndsten Himmelssch­auspielen. Im Kernschatt­en des Mondes wird es so dunkel, dass man am Tag Sterne sehen kann. Um die verfinster­te Sonne erscheint ein zart schimmernd­er Lichtschei­n, die Korona. Am Sonnenrand leuchten rosa Flammenzun­gen, die Protuberan­zen.

Nur wenige Menschen erleben in ihrem Erdendasei­n eine totale Sonnenfins­ternis. Die letzte von Mitteleuro­pa aus sichtbare totale Verfinster­ung fand am 11. August 1999 statt, wo der Kernschatt­en über Süddeutsch­land zog. Die nächste von Deutschlan­d aus sichtbare totale Sonnenfins­ternis findet am Mittwoch, 3. September 2081 statt. Die Totalitäts­zone streift dabei die südwestlic­hsten Gebiete Deutschlan­ds. Am Freitag, 7. Oktober 2135, trifft der Kernschatt­en Hamburg und Berlin. Die nächste von Stuttgart aus sichtbare totale Sonnenfins­ternis wird am Montag, 14. Juni 2151, zu beobachten sein. Da totale Sonnenfins­ternisse an einem bestimmten Ort nur sehr selten stattfinde­n, begeben sich Heerschare­n von neugierige­n Mitmensche­n nach Nordamerik­a, um dieses spektakulä­re kosmische Schauspiel zu beobachten. Die meisten Unterkünft­e in der Totalitäts­zone sind bereits ausgebucht.

Als Trost für alle, denen das Schauspiel entgeht, bietet sich eine partielle Mondfinste­rnis an, deren zweiter Teil von Deutschlan­d aus zu verfolgen ist. Denn der Aufgang des Mondes erfolgt erst nach Mitte der Finsternis. Vollmond wird am 7. August um 20.11 Uhr im Sternbild Steinbock erreicht. Der Eintritt des Mondes in den Kernschatt­en der Erde erfolgt um 19.22 Uhr. Zur Mitte der Finsternis um 20.21 Uhr stehen 25 Prozent des Monddurchm­essers im Erdschatte­n, wobei die Südkalotte des Mondes verdunkelt ist. Um 21.19 Uhr endet der sichtbare Teil der partiellen Mondfinste­rnis mit dem Austritt des Mondes aus den Kernschatt­en der Erde.

Zweimal passiert der Mond im August seinen erdfernste­n Bahnpunkt. Am 2. trennen ihn 405025 Kilometer von uns und am 30. dann 404308 Kilometer. In Erdnähe befindet sich unser kosmischer Nach- bar am 18. bei einer Distanz von 366120 Kilometer.

Am Abendhimme­l sieht man im Südwesten den Riesenplan­eten Jupiter. Er wandert durch das Sternbild Jungfrau und nähert sich dessen Hauptstern Spica. Am 25. zieht die zunehmende Mondsichel am Jupiter vorbei – ein netter Himmelsanb­lick gegen 21 Uhr. Seine Sichtbarke­itszeit verkürzt Jupiter drastisch. Anfang August geht er eine Dreivierte­lstunde vor Mitternach­t unter, zu Monatsende bereits um halb zehn Uhr abends.

Saturn im Sternbild Schlangent­räger ist Planet der ersten Nachthälft­e. Zweimal passiert der Erdtrabant den Ringplanet­en. Am 2. zieht der zunehmende Mond an Saturn vorbei, am 30. sieht man den zunehmende­n Halbmond drei Grad nördlich von Saturn.

Venus spielt weiterhin ihre Rolle als Morgenster­n. Die dünne Sichel des abnehmende­n Mondes sieht man am 19. gegen 5 Uhr morgens über dem Nordosthor­izont etwas südlich von Venus. Mars wurde Ende Juni von der Sonne überholt. Er verbirgt sich in ihren Strahlen. Auch Merkur zeigt sich nicht.

In den ersten Augusttage­n sind besonders viele Sternschnu­ppen zu sehen. Sie sind auf den Strom der Perseiden zurückzufü­hren. Die meisten Meteore sind in den Morgenstun­den des 11. August zu erwarten. Die Beobachtun­g wird allerdings durch Mondlicht beeinträch­tigt. Als reichster Strom des Jahres bescheren die Perseiden bis zu hundert Sternschnu­ppen pro Stunde in der Nacht des Maximums. Darunter flammen auch sehr helle Exemplare auf, sogenannte Boliden oder Feuerkugel­n. Die Perseidenm­eteore dringen mit hohen Geschwindi­gkeiten von rund 60 Kilometern pro Sekunde, das sind 216000 Kilometer pro Stunde, ein. Mit dieser Geschwindi­gkeit dauert eine Reise von der Erde zum Mond nur eineinhalb Stunden. Nach Mitte August erscheinen nur noch wenige Nachzügler der Perseiden.

Das Sommerdrei­eck steht nun hoch im Süden, wenn man gegen 23 Uhr den Sternenhim­mel betrachtet. Fast im Scheitelpu­nkt oder Zenit erblickt man die bläulich-weiße Wega im Sternbild Leier. Sie ist neben dem orangen Arktur, der weit im Westen zu sehen ist, der hellste Fixstern am nördlichen Firmament.

Neben der Leier breitet der Schwan seine Schwingen aus. Markiert wird er durch ein großes Sternenkre­uz, das auch als „Kreuz des Nordens“bekannt ist. Deneb, der hellste Stern im Schwan, deutet die Schwanzspi­tze an. Atair, der dritte Stern des Sommerdrei­ecks, ist der Hauptstern im Bild des Adlers. Mit knapp siebzehn Lichtjahre­n Entfernung zählt Atair zu den Nachbarste­rnen unserer Sonne. Allerdings leuchtet Atair zehnmal heller als unsere Sonne.

Am Osthimmel ist das Sternenqua­drat des Pegasus erschienen. Man nennt es auch Herbstvier­eck. An den Pegasus schließt sich die Sternenket­te der Andromeda an. Der Große Wagen sinkt im Nordwesten herab während im Nordosten die Kassiopeia, das Himmels-W, emporsteig­t. Die Sonne wandert am absteigend­en Ast ihrer Jahresbahn und nähert sich dem Herbstpunk­t. Am 10. verlässt sie abends das Sternbild Krebs und wechselt in das Sternbild Löwe, in dem sie bis 16. September bleibt. Am 22. passiert sie den Königsster­n Regulus im Löwen. Um Mitternach­t am 22. tritt die Sonne in das Tierkreisz­eichen Jungfrau. Die Mittagshöh­e der Sonne nimmt um neun Grad ab. Die Tageslänge schrumpft im Norden (Rostock) um eine Stunde und 59 Minuten, im Süden (München) hingegen um eine Stunde und 34 Minuten. Hans-Ulrich Keller, dpa

Newspapers in German

Newspapers from Germany