Nichts fließt mehr
Warum Rom seine Brunnen abstellt
Rom Das neue Gold in Rom ist aus weißem Plastik, hat einen Drehverschluss und kostet normalerweise bis zu zehn Euro pro Stück. Inzwischen sind die Römer aber längst bereit, ein Vielfaches für Wasserkanister auszugeben. „Ich könnte hunderte verkaufen“, sagt etwa Giovanni Budoni, Verkäufer in einem Haushaltswarengeschäft. Das Problem: Wasserkanister sind ausverkauft. Denn Rom hat ein Problem mit seiner Wasserversorgung.
Die wenige Tage alte Ankündigung des Versorgers Acea, Wassermengen zu rationieren, schwebt über der Stadt wie ein böser Geist. Sie hat dazu geführt, dass viele so viel Wasser wie möglich sammeln. Man sieht sie mit ihren Kanistern an öffentlichen Brunnen oder im Supermarkt, beladen mit Mineralwasserflaschen. Wenn die Behörden in den kommenden Tagen keine Lösung für den Wassermangel finden, sitzen die Römer auf dem Trockenen. Es ist das Gesprächsthema. Zeitungen berichten vom trockensten Sommer seit zwei Jahrhunderten.
Die Dürre betrifft ganz Mittelitalien und besonders den 30 Kilometer nördlich der Stadt gelegenen Bracciano-See. Dessen Pegel liegt etwa eineinhalb Meter unter dem normalen Wasserstand. Der See ist enorm wichtig für die Trinkwasserzufuhr Roms. Aus Sorge vor einer Umweltkatastrophe verfügte die Region Latium vor wenigen Tagen den Stopp der Pumpen im See.
Dass die Lage ernst ist, merkt man beim Flanieren durch die Stadt, in der für nächste Woche Temperaturen um die 40 Grad Celsius erwartet werden. 200 der Tag und Nacht fließenden Straßenbrunnen wurden bereits abgeschaltet, sogar der Vatikan hat die Fontänen auf dem Petersplatz abgedreht. Ob das ausreichen wird, um die Krise zu überbrücken? Der Wassermangel jedenfalls ist nicht das einzige Problem der Stadt: Begünstigt von der Dürre schwelen derzeit in und um Rom teilweise von Pyromanen gelegte Brände, Rauchwolken verpesten die Luft. „Nur weg“lautet die Devise vieler Einwohner. Was immerhin dazu führt, dass der Wasserverbrauch sinkt. Manche nennen das: Problemlösung auf römische Art.