Koenigsbrunner Zeitung

Großes Finale mit Schwips

Das Christian Stock Trio spielt mit dem Trompeter Eddie Henderson. Nach anfänglich­en Schwierigk­eiten fand diese Formation doch noch zusammen

- VON ERIC ZWANG ERIKSSON

Seit nunmehr 25 Jahren organisier­t und kuratiert Christian Stock den Internatio­nalen Augsburger Jazzsommer. Da reicht ein Blick auf die Programme, die der Augsburger Musiker im letzten Vierteljah­rhundert auf die Beine gestellt hat, um die Arbeit zu erahnen, die in jedem der 25 Jazzfestiv­als steckt. Wenn der Veranstalt­er zugleich Musiker ist, liegt es nahe, dass er sich für diese Mühen selbst belohnt. Christian Stock tut dies, indem er seinem Trio einen internatio­nalen Star voranstell­t und mit diesem ein abendfülle­ndes Konzert im Rahmen des Internatio­nalen Augsburger Jazzsommer­s bestreitet. Heuer war der auserwählt­e Gastmusike­r der Trompeter Eddie Henderson, mit dem das Trio im Glashaus des Botanische­n Gartens spielte.

77 Jahre ist der 1940 in New York City geborene Trompeter Eddie Henderson alt; ein Alter, das ihm weder anzuhören noch anzusehen ist. Bekannt geworden ist Henderson insbesonde­re durch seine Zusammenar­beit mit Art Blakey’s Jazz Messengers, Elvin Jones, Kenny Barron, Pharoah Sanders, Herbie Hancock und vielen anderen bekannten Jazzmusike­rn. Sein Ton, geprägt von Hendersons Begeisteru­ng für die frühen Jahre Miles Davis’, ist dem Hardbop gewidmet, doch entlockt er seinem Instrument in entspreche­ndem Rahmen ebenso feinfühlig-balladeske Töne.

Das Christian Stock Trio mit dem Namensgebe­r am Kontrabass, mit Martin Schrack am Flügel und Wal- ter Bittner am Schlagzeug, arbeitet seit vielen Jahren miteinande­r und ist eine Formation, die dank ihrer vielen gemeinsame­n Konzerte zueinander gefunden haben sollte. Doch irgendwie war dieses Mal der Wurm im Holz. Die Begleitung wackelte, Soli blieben mitunter in bedeutungs­losen Phrasen stecken. Da fiel es auch dem Gaststar nicht immer leicht, sein Können in voller Pracht zu entfalten. Stücke wie George Cables’ „Think On Me“oder das selten zu hörende „The Surrey With The Fringe On Top“aus der Mitte der 1950er Jahre entstanden­en Broadway Show „Oklahoma“schlingert­en, Wayne Shorters „El Gaucho“klang wenig kongruent. Doch es besserte sich im Laufe des knapp zweistündi­gen Konzertes.

Es waren die Eigenkompo­sitionen, die der Homogenitä­t des Quartetts zu Hilfe kamen. „Melancholi­sche Transparen­z“von Martin Schrack beispielsw­eise, „Very Slow Open“von Christian Stock oder das wundervoll­e „Dreams“von Eddie Henderson zeigten, wie die Formation während des Abends zusammenfa­nd.

Und dann, gegen Ende, kam das Konzert mit „Cantaloupe Island – Drunk Version“an seinen Höhepunkt: Eine Version, die nurmehr entfernt an den 1964 auf dem Album „Empyrean Isles“veröffentl­ichten Smash Hit von Herbie Hancock erinnerte und laut Henderson durch den Genuss zu vielen Weins während einer Tour mit Hancock entstanden war, die aber mitriss und allen Zweifel am Können der vier Musiker vergessen ließ.

 ?? Foto: Eric Zwang Eriksson ?? Mit vielen berühmten Musikern spielte der Trompeter Eddie Henderson schon zusam men. In Augsburg war er beim Internatio­nalen Jazzsommer nun mit dem Trio von Christian Stock (links) zu erleben.
Foto: Eric Zwang Eriksson Mit vielen berühmten Musikern spielte der Trompeter Eddie Henderson schon zusam men. In Augsburg war er beim Internatio­nalen Jazzsommer nun mit dem Trio von Christian Stock (links) zu erleben.

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