Wohnungen in leere Gebäude
Die Stadt will Eigentümern ab September mehr Beratungsangebote machen
Voraussichtlich ab September sollen sich Haus- und Grundeigentümer bei der Stadt über Möglichkeiten informieren können, wie sie leer stehende Immobilien als Wohngebäude nutzen können. Auch die Aufstockung und Erweiterung bestehender Wohngebäude ist dort ein Thema. Die Stadt will so – neben der Ausweisung neuer Baugebiete – erreichen, dass schnell mehr Wohnungen entstehen, ohne neue Flächen zu verbrauchen. Geplant sind auch Stadtteilveranstaltungen.
Die Verwaltung zog gestern im Stadtrat eine Zwischenbilanz zu den bisherigen Bemühungen im Rahmen ihres im Frühjahr angekündigten Wohnungsprogrammes. Noch steht es nicht endgültig fest, aber voraussichtlich ab September soll am Elias-Holl-Platz ein Beratungs- für Hauseigentümer öffnen. Weil die Stadt selbst nicht genug Personal hat, werden fünf ehemalige Mitarbeiter der Bauverwaltung als Berater reaktiviert. Man rechne mit einer großen Nachfrage, so Stadtdirektor Hermann Weber. Nach den ersten Presseveröffentlichungen hätten sich schon viele Grundeigentümer gemeldet. Wie berichtet ist auch die Ausweisung neuer Baugebiete (siehe Artikel unten) und die Unterstützung von Genossenschaftsmodellen und eine Familienförderung ein Thema.
Am Rand der Diskussion wurde auch deutlich, wie die Mieten in den vergangenen zwei Jahren gestiegen sind. Indikator sind die Mietpreise, die die Stadt für Hartz-IV-Empfänger für angemessen hält – diese Beträge orientieren sich am Wohnungsangebot im unteren Preissegment in Augsburg. In den vergange- nen zwei Jahren gab es eine Steigerung von mehr als zehn Prozent. Für zwei Personen hält die Stadt maximal 393,90 Euro für angemessen, vor zwei Jahren waren es noch 354,83 Euro (maximal 65 Quadratmeter). Ein Mietspiegel, der Auskunft über das allgemeine Mietniveau auf dem Wohnungsmarkt gibt, ist momentan in Arbeit. Er soll bis September fertig sein.
In der gestrigen Diskussion im Stadtrat bissen sich die Politiker schnell beim Zankapfel der geförderten Wohnungen fest. Die SPD möchte eine Quote von 30 Prozent bei Neubaugebieten, wie in München. Linken-Stadtrat Alexander Süßmair verwies darauf, dass in Augsburg mit seiner überdurchschnittlich armen Bevölkerung sehr viele Bürger Anspruch auf eine geförderte Wohnung hätten, es aber immer weniger derartige Wohnunbüro gen gebe. „Wo sollen diese Leute hin?“In der Tat können auch Mittelschichtfamilien mit mehreren Kindern für eine geförderte Mietwohnung in Frage kommen.
Oberbürgermeister Kurt Gribl (CSU) entgegnete, man müsse diverse soziale Komponenten in einem Neubaugebiet – dazu zählen auch Kitas – zusammenzählen. „Nur den Begriff der Quote in den Orbit zu werfen, ist zu einfach“, so Gribl zur Forderung des Koalitionspartners SPD. Entschieden ist über dieses Thema noch nicht. Generell, sagt Gribl, müsse sich der Stadtrat aber auch Gedanken darüber machen, wohin die Stadt sich entwickeln soll. „Die Stadtgesellschaft muss in sich tragfähig sein.“Gribl betont seit Längerem, dass man beim Thema Wohnen nicht nur die sozial schwächeren Schichten im Blick haben dürfe.