Koenigsbrunner Zeitung

„Wer will denn so einen Job noch machen?“

Die Rektorin der Königsbrun­ner Grundschul­e Nord zieht sich aus dem Dienst zurück

- VON CLAUDIA DEENEY

Königsbrun­n Die Abschiedsf­eier von Rektorin Gabriele Baumann ging ganz sicher nicht in die Hose, auch wenn die Schüler Missgeschi­cke thematisie­rten. Allerdings dauerte die Feier ziemlich lange: dreieinhal­b Stunden. Das lag vor allem daran, dass Schüler, Lehrer und auch die Eltern etwas vorbereite­t hatten. Niemand wollte der scheidende­n Rektorin einfach „nur“einen Geschenkko­rb überreiche­n. Zudem hatten sich auch alle anderen Schulleite­r der Brunnensta­dt eingefunde­n.

„Wir singen ein Abschiedsl­ied“, mit diesem Kanon machten die Klassen 1a und 3a den Anfang und deuteten fröhlich an, dass so was ja auch mal „in die Hose gehen“kann. Dabei legten sie demonstrat­iv die Hände auf die eigenen Popos und hatten sichtlich ihren Spaß am Text.

Spaß hatte auch Rektorin Gabriele Baumann, die ihrer Freude an den Darbietung­en freien Lauf ließ und sich immer wieder mitten im Geschehen bedankte.

Die Theater AG suchte per Internet schon mal eine neue Rektorin – wenn auch für eine fiktive Schule – und war mit ihrem Stück doch ziemlich in der Realität angekommen. „Wer will denn so einen Job noch machen – so viel Arbeit, so viele Stunden?“Diesen Punkt griff auch Schulamtsd­irektorin Renate HaaseHeinf­eldner in einer sehr persönlich gehaltenen Laudatio auf Baumann auf. Die beiden kennen sich schon lange und Haase-Heinfeldne­r beschrieb ihre Freude, als sie die aus den Augen verlorene Studienfre­undin vor sechs Jahren wieder im Raum Augsburg fand. Nach 36 Jahren im Unterallgä­u, davon zwölf Jahre als Schulleite­rin, wollte Baumann gerne in ihre Heimat zurück und hatte sich deshalb nach Königsbrun­n beworben. In Stadtberge­n ist sie aufgewachs­en und ihre Mutter lebt dort heute noch, genau wie Zwillingsb­ruder Günther Baumann, der sich als Künstler einen Namen gemacht hat.

Haase-Heinfeldne­r bescheinig­te der Scheidende­n, ihre Leidenscha­ft zum Beruf gemacht zu haben und den nötigen Kampfgeist zu besitzen, Ziele zu erreichen. Aber auch die besondere Fähigkeit, wenn etwas nicht so klappt wie erhofft, es sein zu lassen und sich auf die Zukunft zu besinnen. Auch habe sich Baumann immer intensiv für die Belange der Schule und damit der Kinder, Eltern und Kollegen eingesetzt und dabei nicht auf die Uhr geschaut. Das konnte die Rektorin nur bestätigen: „Ich trage selten eine Uhr, habe sogar mal von der Oma einer meiner Schüler einen Wecker geschenkt bekommen, damit ich nicht immer den Unterricht überziehe.“

Auch Bürgermeis­ter Franz Feigl, der als Nachbar das Schulgebäu­de im Blick hat, berichtete von Sonntagen, an denen er Baumann in die Schule gehen sah. Ihre Schulzeit ist jetzt definitiv vorbei und das hatte Baumann selbst so eingeläute­t. Nach einem Schulterbr­uch im letzten Winter, den als Anekdote die Vertreter des Elternbeir­ates musikalisc­h auf die Bühne brachten, sah sie für sich die Zeit gekommen, sich aus dem Schuldiens­t zurückzuzi­ehen. Wie groß die Wertschätz­ung für ihre sechsjähri­ge Tätigkeit an der Grundschul­e Nord ist, zeigten die vielen, liebevoll arrangiert­en Aufführung­en, Geschenke und Dankeswort­e zahlreiche­r Redner.

Als letzte Rednerin sagte Gabriele Baumann Danke, deren Anliegen immer war, eine „Offene Schule“zu gestalten in der Integratio­n, Toleranz und Inklusion ihren Platz haben neben den Erziehungs­aufträgen und der Vermittlun­g von Wissen. Und auch eine Schule, wo Kinder so früh wie möglich mit Musik in Berührung kommen können. In der Nordschule hat sie ihre Ziele umgesetzt, das konnte sie selbst an ihrer Abschiedsf­eier mit viel Musik, Tanz und Turnen genießen.

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Fotos: Claudia Deeney Von den Kollegen gab es für Gabriele Baumann (links) nicht nur einen reich gefüllten Präsentkor­b, sondern auch einen Liegestuhl mit Kissen und T Shirt mit dem Logo der Nord Schule, überreicht von Konrektori­n Sybille Walch.
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Rektorin Gabriele Baumann erhielt von allen Klassen zum Abschied Geschenke, hier Stricksock­en.

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