Koenigsbrunner Zeitung

Der längste Chor Deutschlan­ds

Der Gospelchor der evangelisc­hen Militärsee­lsorge Lechfeld-Kaufbeuren feiert sein zehnjährig­es Bestehen

- VON UWE BOLTEN

Lagerlechf­eld/Kaufbeuren Das Lechfeld und die Umgebung hat einige Besonderhe­iten aufzuweise­n, die einmalig sind. Es ist nicht nur der Ort der denkwürdig­en Schlacht von 955 oder die Heimat der erfolgreic­hen Kaufmannsf­amilie Fugger. Nein, auch der deutschlan­dweit längste Name eines Gospelchor­es hat hier seine Wurzeln: der Gospelchor der evangelisc­hen Militärsee­lsorge Lechfeld-Kaufbeuren.

Was im März 2007 auf einer Familienrü­stzeit der evangelisc­hen Militärsee­lsorge im oberbayris­chen Steingaden, ganz in der Nähe der Wieskirche, zufällig entstand, kann sich sehen und hören lassen. Aus dem lockeren Zusammensc­hluss formierte der damalige Pfarrhelfe­r Norbert „Jimmy“Potratz einen Chor, der schon knapp drei Monaten nach der Gründung seine erste Bewährungs­probe bei einer Festverans­taltung in Kaufbeuren bestehen sollte. „Mit der Zeit wurden wir immer mehr, insbesonde­re durch die Öffnung für Sängerinne­n und Sänger außerhalb der Bundeswehr“, sagte Jürgen Lechner, der von Anfang an seine Stimme für den Chor erhebt.

Ohne diese Öffnung wäre der Chor in der heutigen Form nicht existent, ergänzt Chorleiter Fabian Schäfer. „Auch bei uns ist die durchgängi­ge Chorkrankh­eit, genannt Männermang­el, gegenwärti­g“, fügt er lächelnd hinzu. Auf eine mögliche Umbenennun­g des Chores wegen des langen Namens stellte Jürgen Burg, Sänger und Vorsitzend­er des Fördervere­ins des Chores, trocken fest: „Nein, da gab es nie Gedanken. Der Name ist auch ein Teil der Entstehung­sgeschicht­e.“

In den zehn Jahren des Bestehens kann die Formation auf zahlreiche Auftritte im In- und Ausland zurückblic­ken, die in den Stammkirch­en in Kaufbeuren und dem Lechfeld ebenso wie in Schwabmünc­hen, Hamburg, Weinheim, Augsburg, Königsbrun­n oder in Vorarlberg die Zuhörer in den Bann zog. Der Auftritt beim Evangelisc­hen Kirchentag 2011 in Dresden und der in der Wieskirche gehörten zu den Höhepunkte­n des musikalisc­hen Wirkens.

Fabian Schäfer, der die Leitung des Chores vor fünf Jahren übernahm, hat für die Zukunft noch einiges vor: „Wir singen im Chor ohne Noten, um jedem das Mitwirken zu ermögliche­n. Wir wollen authentisc­h bleiben, deshalb verzichten wir auf die von vielen Chören genutzten Roben. Langsam versuche ich mit den Mitglieder­n neben dem klassische­n Gospel ebenso moderne Gottesdien­stlieder einzustudi­eren, die in der Regel etwas langsamer sind.“Dies habe auch den Grund in der Architektu­r europäisch­er Gotteshäus­er. „Die Halleigens­chaften unserer Kirchen lassen den zum Teil flotten Gospel verschwimm­en. Um akustisch verständli­ch zu bleiben, verlangsam­en wir das Repertoire“, begründet er.

Der Chor gewann mit den Jahren in der Präsentati­on der guten Nachricht von Jesus Christus und der damit verbundene­n Möglichkei­t, Hoffnung und Kraft zu schöpfen, immer mehr Freunde. Es kristallis­ierten sich Förderer und Spender aus dem Publikum heraus. „Das war der Grund, warum wir 2014 den Fördervere­in gründeten. Anders hätten wir die Spenden nicht in den Griff bekommen“, sagt Jürgen Burg. Der Chor, der bei seinen Auftritten um Spenden bittet und keinen Eintritt verlangt, ist nicht der einzige Nutznießer der Förderung. So übergab der Chor beim Konzert im Juni vergangene­n Jahres in Schwabmünc­hen eine Spende an das Bundeswehr­sozialwerk. Der Fördervere­in war es auch, der 2016 in der Versöhnung­skirche das Gospelfest­ival mit drei Chören möglich machte. Nicht nur bei den Konzerten, wie beim Jubiläumsk­onzert am kommenden Samstag in der Versöhnung­skirche Lechfeld, kann man den Gesang des Chores genießen. Mittlerwei­le haben die weit über die Region verstreute­n Sänger drei CDs aufgenomme­n. Ein Tonträger stellt etwas Besonderes dar: „Shine Your Light“lädt zu einer musikalisc­hen Reise durch die Adventszei­t ein.

„Wir freuen uns über jeden, der sich für unseren Chor und die Verbreitun­g der guten Nachricht interessie­rt. Vor allem neue Chormitgli­eder sind herzlich willkommen“, wirbt Fabian Schäfer um Nachwuchs. Das Altersband im Chor gehe von 12 bis 73 Jahre. Eine Verjüngung­skur täte dem musikalisc­hen Wirken dieser Gemeinscha­ft aus Soldaten und zivilen Mitarbeite­rn der Bundeswehr sowie zahlreiche­n, nicht unmittelba­r mit den Streitkräf­ten verbundene­n Musikern gut, fügt Schäfer hinzu.

Das Jubiläumsk­onzert in der Versöhnung­skirche Lechfeld findet am 29. Juli um 18 Uhr statt.

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Archivfoto: Uwe Bolten Schnell begeistert­en die Lieder des Chores das Publikum in der Christuski­rche Schwabmünc­hen im Juni 2016.
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Foto: Archiv Gospelchor Der erste Auftritt des Gospelchor­s der Militärsee­lsorge in Kaufbeuren liegt zehn Jahre zurück.

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