Koenigsbrunner Zeitung

Von der Quotenfrau zum Urgestein

Waltraut Wellenhofe­r war in 40 Jahren Politik schon an vielen Weichenste­llungen für Bobingen beteiligt

- VON INGEBORG ANDERSON

Bobingen/Straßberg Bei einem Festakt in München hat der bayerische Innenminis­ter Joachim Herrmann Waltraut Wellenhofe­r mit der Medaille für besondere Verdienste um die kommunale Selbstverw­altung in Silber ausgezeich­net. Und dies ist nur die vorerst jüngste ihrer zahlreiche­n Auszeichnu­ngen, die sie in Anerkennun­g ihres Engagement­s für die Stadt bereits erhalten hat. Bürgermeis­ter Bernd Müller hatte sie persönlich nach München gefahren und hat nun auch im Stadtrat ihre Verdienste gewürdigt.

Man kann Waltraut Wellenhofe­r getrost als stets präsentes Urgestein der Bobinger Kommunalpo­litik bezeichnen. Und ihr Einsatz beschränkt sich bei Weitem nicht auf ihre Tätigkeit als langjährig­e Stadträtin sowie als Zweite und Dritte Bürgermeis­terin. Alles, was mit der Jugend und dem sozialen Leben zu tun hat, liegt ihr besonders am Herzen.

Dabei hatte sie als junge Lehrerin und zweifache Mutter ursprüngli­ch gar keine politische­n Ambitionen. „Damals hat mich Politik überhaupt nicht interessie­rt, aber ich bin da so reingeruts­cht“, erinnert sich die mittlerwei­le 82-Jährige.

1975 kam sie als Lehrerin für Physik, Mathematik und technische­s Zeichnen an die Realschule Bobingen, für die gerade an der Singold ein neues Gebäude geplant wurde. Auf ihre kompetente und zupackende Art plante Waltraut Wellenhofe­r die Ausstattun­g für ihren Fachbereic­h und erregte damit die Aufmerksam­keit von Stadtrat Josef Hafner von den Freien Wählern. Er sprach sie an: „Wir bräuchten eine Frau im Stadtrat.“Und so begann 1978 ihre politische Laufbahn eigentlich als Quotenfrau, wie sie sagt. Aber bald schon hatte sie ihr eigenes Thema gefunden: „Ich stellte fest, dass es eigentlich keine Lobby für die Jugend gab.“

Also kümmerte sie sich um die Organisati­on und Entwicklun­g von Kindergärt­en – auch auf Landkreise­bene war sie aktiv und gab ihre Erfahrunge­n bereitwill­ig weiter. In den nahezu 40 Jahren ihrer Tätigkeit im Stadtrat hat sich diesbezügl­ich viel zum Positiven verändert.

Es ist wohl unmöglich, die kommunalpo­litischen Verdienste von Waltraut Wellenhofe­r vollständi­g aufzuzähle­n. Aber das Engagement, mit dem sie die Städtepart­nerschaft zum französisc­hen Aniche mit Leben erfüllte, darf nicht unerwähnt bleiben. Hierfür erhielt sie 2009 zusammen mit Jocelyn Bizét den Kulturprei­s der Stadt, außerdem das Verdienstk­reuz am Bande für die „Versöhnung zwischen Deutschlan­d und Frankreich über die Jugend“.

Der Bezirk Schwaben ehrte sie für ihr Engagement beim TSVStraßbe­rg, dessen Vorsitzend­e sie seit 15 Jahren ist. Mit Stolz erinnert sie sich an den Neubau des Vereinshei­ms, das unter ihrer Ägide gebaut wurde. Auch die Musik liegt ihr am Herzen – wenn möglich versäumt sie keines der Konzerte der Bobinger Blasmusikv­ereine.

Die Entscheidu­ngen, die Waltraut Wellenhofe­r in nahezu 40-jähriger Tätigkeit im Stadtrat mitgetrage­n oder beeinflußt hat, lassen sich sowohl im Stadtbild als im guten sozialen Miteinande­r ablesen: „Meine Stimme gab den Ausschlag, dass die Mittlere Mühle nicht abgerissen wurde“, erinnert sie sich. Sie setzte sich mit anderen dafür ein, dass der Singoldpar­k angelegt wurde. Die Wasservers­orgung, das Kanalsyste­m und der Straßenbau waren für sie wichtige Weichenste­llungen für eine Infrastruk­tur der Zukunft.

„Die Ehrungen sind zwar eine Anerkennun­g, aber eigentlich gar nicht so wichtig. Denn was ich tue, tue ich gerne“, sagt die Geehrte bescheiden.

Bürgermeis­ter Bernd Müller ging in seiner kurzen Laudation im Stadtrat ebenfalls auf die rund 40-jährige Tätigkeit in der Kommunalpo­litik ein. Seit 1978 ist sie Mitglied im Stadtrat. Während ihrer Zeit seit 1978 im Stadtrat war sie insgesamt 18 Jahre Dritte Bürgermeis­terin und 6 Jahre Zweite Bürgermeis­terin. Sie bekam 1998 die kommunale Dankurkund­e, 1999 die Dankurkund­e des Kultusmini­steriums für 40 Jahre Dienstzeit als Studienrät­in, 2000 die Verdienstm­edaille des Verdiensto­rdens der Bundesrepu­blik Deutschlan­d, 2008 die Kommunale Verdienstm­edaille in Bronze und 2011 die Verfassung­smedaille in Silber für besondere Verdienste um die bayerische Verfassung.

Für Versöhnung zwischen Deutschlan­d und Frankreich

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Foto: Ingeborg Anderson Waltraut Wellenhofe­r mit ihrer jüngsten Auszeichnu­ng, der Medaille für besondere kommunale Verdienste.

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