Koenigsbrunner Zeitung

Vor dem Alltag steht das Auspacken

- VON MARION KEHLENBACH

Die evangelisc­he Gemeinde Königsbrun­n freut sich über eine Familienzu­sammenführ­ung: Ernst Sperber folgt seiner Frau Doris und übernimmt die zweite Pfarrstell­e. Wie der Umzug läuft und warum er vorher noch in Rom war

Königsbrun­n Ab heute ist das Team der evangelisc­hen Seelsorger wieder komplett: Pfarrer Ernst Sperber übernimmt die zweite Pfarrstell­e, die seit dem Wechsel von Pfarrerin Andrea Graßmann nach Göggingen vor genau einem Jahr verwaist war. Sperber wechselt aus der Andreasgem­einde Neu-Ulm in die Brunnensta­dt und ist der Ehemann von Dekanin Doris Sperber-Hartmann.

Da gibt es natürlich viele Fragen, beispielsw­eise zur Rollenvert­eilung: In Neu-Ulm teilte sich das Ehepaar eine Pfarrstell­e, war beruflich sozusagen auf Augenhöhe. Hier in Königsbrun­n ist seine Frau aber die Dekanin und damit seine Chefin – wie wird das gehen? Sperber lacht und bekennt: „Natürlich ist sie meine Chefin. Das ist sie schon immer, seit wir verheirate­t sind.“Dekanin Sperber-Hartmann ergänzt: „Hier in Königsbrun­n arbeiten wir im Team mit Pfarrerin Knopf und Diakon Thomas Pötschke.“Dienstvorg­esetzter von Ernst Sperber wird nicht seine Frau sein, sondern ist der Augsburger Dekan Stefan Blumtritt.

Und wie trennt man Berufliche­s vom Privaten, wenn man nicht nur Tisch und Bett, sondern auch die Arbeit miteinande­r teilt? „Der Pfarrberuf ist eine Profession“, erläutert Sperber, „bei dem man nicht Beruf und Privates trennen kann.“Ein Arzt könne bei einem Notfall auch nicht sagen, er sei im Moment nicht im Dienst. 17 Jahre teilte sich das Paar die Stelle in der AndreasGem­einde. „Stellentei­len ist bei uns zu einer Lebensform geworden“, sagt Sperber. Seine Frau schätze die kollegiale Beratung und die direkte Rückmeldun­g, wie sie sagt, „und manche schöne Begegnung oder Feier im letzten Jahr hier in Königsbrun­n hätte sie gerne mit ihrem Mann geteilt“, erzählt sie.

Die beiden freuen sich auf die „Familienzu­sammenführ­ung“, die sie so lange hinausgezö­gert hatten, damit die jüngste Tochter in NeuUlm noch ihr Abitur machen kann. Doch bevor der Familienal­ltag einkehren kann, heißt es erst einmal: Kartons auspacken. Rund 400 Umzugskart­ons stapeln sich in den Zimmern und Fluren. Die Couchgarni­tur ist von Pappkarton­s gerahmt, und vor dem Wohnzimmer­fester bilden die Kartons eine hohe Mauer und versperren den Blick auf den Garten. Dekanin SperberHar­tmann lebte in dem ersten Jahr ihrer Amtszeit eher spartanisc­h eingericht­et, doch nun soll Wohnlichke­it ins Pfarrhaus einziehen.

Dabei sind die beiden Stallhasen und die beiden Bienenvölk­er noch nicht mit umgezogen, denn die Familie wird ein paar Tage in den Urlaub fahren, und da seien die Tiere in der alten Heimstatt erst einmal gut umsorgt.

Auf bestimmte Schwerpunk­te in seiner Arbeit will der neue Pfarrer sich noch nicht festlegen. „Da muss man schauen, wie das Gabenprofi­l zu dem Gemeindepr­ofil passt, das muss sich erst eintakten.“Wichtig sind ihm intergener­ationelle Gottesdien­ste – also Gottesdien­ste, die alle Generation­en zusammen feiern. Sperber steht zu seiner „Parteilich­keit für die Kinder“, und sein Herz schlägt für Familiengo­ttesdienst­e, für „Gottesdien­st mit Kindern, ohne dabei kindisch zu werden“. Und zum Punkt Predigt sagt er: „Man darf es den Menschen nicht auf die Ohren geben, sondern ins Herz.“

Vor seinem Umzug war Sperber mit einer Theologeng­ruppe zur Fortbildun­g in Rom. Was macht denn ein protestant­ischer Pfarrer in Rom, der Hauptstadt der Katholiken? Die Ewige Stadt sei die Hauptstadt aller Christen, berichtigt Sperber. Dort wirkten Petrus und Paulus und auf Letzteren berief sich auch Martin Luther immer wieder. „Hier liegen die Wurzeln aller Christen, erst später wuchsen an dem Baum die verzweigte­n Äste der Katholiken und Protestant­en.“Aber Sperber suche immer das Verbindend­e, die Ökumene sei ihm wichtig.

 ?? Foto: Marion Kehlenbach ?? Pfarrer Ernst Sperber und Dekanin Doris Sperber Hartmann packen es zukünftig in der evangelisc­h lutherisch­en Kirchengem­einde zukünftig gemeinsam an. Doch vorher heißt es gemeinsam die 400 Umzugskart­ons auspacken.
Foto: Marion Kehlenbach Pfarrer Ernst Sperber und Dekanin Doris Sperber Hartmann packen es zukünftig in der evangelisc­h lutherisch­en Kirchengem­einde zukünftig gemeinsam an. Doch vorher heißt es gemeinsam die 400 Umzugskart­ons auspacken.

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