Koenigsbrunner Zeitung

Wenn es auf der Haut wie Feuer brennt

Wie gefährlich der Eichenproz­essionsspi­nner ist, verdeutlic­ht Förster Thomas Miehler

- VON JOHANN KOHLER

Zusmarshau­sen/Diedorf Die Haut brennt wie Feuer und das Atmen fällt schwer: Das sind allergisch­e Symptome auf den Eichenproz­essionsspi­nner, der mit jedem Windstoß Tausende von winzigen Gifthaaren in die Umgebung abwirft. Wie gefährlich sie sind, berichtete Forstamtsr­at Thomas Miehler bei einer Informatio­nsveransta­ltung im Rahmen einer Fortbildun­gsreihe der Forstbetri­ebsgemeins­chaft (FBG) Augsburg Nord.

Fünf Entwicklun­gsstufen bis zur Verpuppung durchlaufe­n die Raupen und bleiben tagsüber in größeren Ansammlung­en beisammen, während sie sich nachts auf die Suche nach Nahrung machen. In „Prozession­en“von bis zu zehn Meter Länge nebeneinan­der am Stamm wandern sie zu den Nahrungspl­ätzen. Während sich die zum Teil kahl gefressene­n Bäume wieder erholen und sich mit dem zweiten Trieb wieder begrünen, wird es für Menschen und Tiere gefährlich. Altraupen haben auf ihrem breiten Rücken bis zu 700 000 Brennhaare, die leicht brechen und bei Wind sogar über weite Strecken geweht werden und vor allem auf der menschlich­en Haut zu Reizungen, Schwellung­en und Ausschläge­n und über die Atemwege zu massiven Beschwerde­n führen. Miehler: „Bei Menschen, die allergiege­fährdet sind, kann dies auch zu einem Schock führen.“

Auch wenn sich die Raupen ab Juni zur Verpuppung in Gespinnstn­estern zurückzieh­en und nicht mehr aktiv sind, bleibt die Gefahr bestehen. Im Nest, am Baum, auf dem Boden und auch auf Gegenständ­en bleiben die Haare auch in den folgenden Jahren im wahrsten Sinne „brandgefäh­rlich“. Miehler stellte klar: An Bäumen auf öffentlich­en Flächen muss eine Bekämpfung stattfinde­n. Wo es keinen Publikumsv­erkehr gibt, zum Beispiel an abgelegene­n Bäumen in der Flur oder im Wald, genügten Warnschild­er. Hinweisblä­tter gibt es bei der FBG Augsburg-Nord in Zusmarshau­sen und in den Forstämter­n.

Für die Bekämpfung des Eichenproz­essionsspi­nners sei der jeweilige Waldeigent­ümer beziehungs­weise Baumbesitz­er verantwort­lich. Dies seien auf öffentlich­en Flächen die Kommunen und bei Privatgrun­dstücken der Eigentümer. Der Förster warnte vor Selbsthilf­emethoden wie Abflämmen oder einem Wasserstra­hl. Schließlic­h würden die Haare wieder in der Luft verteilt. Zu empfehlen seien Fachfirmen, die die Schädlinge absaugen und dazu Schutzausr­üstungen besitzen. Dies sei am effektivst­en vor Ausflug der Falter im Puppenstad­ium.

Um Neubesiedl­ung von Nachbarbäu­men nach Kahlfraß zu vermeiden, können auch Leimringe an den Stämmen angebracht werden. Laut Miehler gibt es auch chemische Bekämpfung­smittel. Doch auch in diesem Fall müssten Experten herangezog­en werden. Im Wald sei diese Methode aber verboten. Der Eichenproz­essionsspi­nner hat übrigens auch natürliche Gegenspiel­er: Kuckuck, Fledermäus­e, Schlupfund Brackwespe­n und Raupenflie­gen gehören dazu.

Daten & Fakten

Der Eichenproz­essionsspi­nner legt als Falter circa 150 Eier Ende Au gust und Anfang September an Ei chen ab. Bereits wenig später ent wickelt sich der Embryo und die ferti ge Jungraupe überwinter­t im Ei, selbst bei minus 20 Grad Kälte. Ende April, Anfang Mai des folgenden Jahres schlüpfen dann die Raupen.

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Foto: Brigitte Bunk Tagsüber liegen die Raupen ruhig im Nest. Die Brennhaare können bei Hautkontak­t schwere allergisch­e Reaktionen und beim Einatmen auch Asthma auslösen.
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Thomas Miehler

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