Schlaflos im Hofgarten
Einmal zwischen Barockzwergen und Blumen eine Nacht verbringen? Warum das seinen Reiz hätte
der Nacht ein Fläschchen Prosecco. Ach ja, und eine Taschenlampe nicht vergessen, denn Lektüre ist in der Hofgarten-Bibliothek reichlich vorhanden. Der öffentlich zugängliche Bücherschrank ist gleich hinterm Seerosenteich zu finden. Übrigens ist auch für die Sicherheit gesorgt: eine Garde sympathischknuffiger Barockzwerge wacht ab 21 Uhr darüber, dass nicht nur alle Tore verschlossen sind, sondern auch die üppig blühenden Blumenbeete ihre nächtliche Ruhezeit einhalten.
Tja, weil all das aber wohl leider nie passieren wird, besuche ich den Hofgarten immer am liebsten gleich nach der Öffnung morgens gegen 8 Uhr. Als passionierter Frühaufste- her gefällt es mir, zu schauen, wie sich die kleine Park-Oase mitten in der großen Stadt langsam belebt. Die Geräusche hinter den Mauern im normalen Leben werden langsam lauter, während im stillen Park selbst die ersten Decken auf dem Rasen ausgebreitet werden, Studenten klappen dort in kleinen Gruppen ihre Laptops auf. Eine Gruppe älterer Damen trifft sich zum ersten Plausch des Tages, aus der mitgebrachten Thermoskanne duftet es nach frischem Kaffee. Auch die ersten Touristen finden sich ein und mit bewundernden Aaahs und Ooohs werden reichlich Fotos gemacht, ein solches Paradies hatten sie hier nicht erwartet. Ach ja, und sollten Sie dann doch einmal auf dem Nachhauseweg am späten Abend im Hofgarten eine Taschenlampe flackern sehen, dann wissen Sie ja, wer sich dort seinen heimlichen Traum erfüllt.
Joerg Spoede arbeitet für einen Münchner Fachverlag und ist als Reiseredakteur weltweit unterwegs. In Augsburg hat er Wurzeln geschlagen.
*** Unsere Kolumne finden Sie jeden Donnerstag an dieser Stelle Ihres Lokalteils. Nächste Woche: „Elternzeit“mit Ansichten und Geschichten aus dem Familienleben.