Nachrüstung
Schon ein Weilchen her die Zeiten, in denen tagein, tagaus vom Rüsten die Rede war. Im Kalten Krieg, also in den Jahren, als noch die Mauer stand, da schwirrten nur so die Rüstungs-Wörter durch die Nachrichten, sprachen ernste Männer schmallippig von Nuklearrüstung und Rüstungsbegrenzung, von Rüstungsabkommen und Rüstungskontrollverträgen. Pausenlos wurde damals gerüstet, immer im selben Rhythmus, erst auf-, dann wieder ab-. Bis sich eine Zeit lang Erschöpfung einstellte.
Jetzt aber ist wieder fröhliches Rüsten angesagt, bei der Autoindustrie, der deutschen jedenfalls. Die hat unter viel Geklirr angekündigt, Dieselfahrzeuge einer Nachrüstung zu unterziehen. Kein Problem für VW, Audi, Benz & Co., sind alle geübt im Rüsten, sie tun’s ja schon länger. Rüsteten bisher allerdings nicht nach, sondern auf, fleißig mit immer mehr PS. Klar, dass da kein strategisches Interesse daran bestand, bei dem, was hinten rauskommt, für entsprechende Abrüstung zu sorgen. Weshalb es den Mobilitätsausrüstern dann auch schlicht am nötigen Rüstzeug fürs Reduzieren gefehlt hat.
Jetzt aber müssen die Hersteller – manch einer spricht längst höhnisch von der PS-Rüstungsindustrie – für Nachrüstung sorgen, was faktisch mit Abrüstung gleichzusetzen ist. Nicht zu erwarten, auch wenn die Industrie dem freien Wettbewerb unterliegt, dass es dabei zu einem Nachrüstungswettlauf kommen wird, dass derjenige also die Nase vorne hat, der der schnellste, abgasreduzierendste Nachrüster ist. Dafür ist Nachrüsten – anders als Aufrüsten – nicht cool genug. Die Rüstmeister in den Konzernen werden also weiter auf Größer, Schneller, Dicker setzen. Und dabei nicht mitbekommen, dass die rollenden Stinker langsam aber sicher zur Rüste gehen … – wie bitte? Ja, schöne Redewendung, heiß geliebt von Thomas Mann; doch nun noch mal im Klartext: … dass die Zeit der Qualmer ihrem Ende entgegen geht.