Koenigsbrunner Zeitung

Böses Spiel mit Nacktfotos

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Wie eine anonyme Racheaktio­n auf Facebook zwei Frauen auf die Anklageban­k bringt

erotischer Fotos ist ein Mann, den wir als Jens bezeichnen. Jens hatte vor einiger Zeit eine Affäre mit Carola, im Herbst 2016 dann aber mit deren Bekannten Brigitte, was ersterer offenbar nicht passt. Carola sinnt auf „Rache“. Jetzt wirds komplizier­t: Carola schickt auf Facebook unter Pseudonym eine Freundscha­ftsanfrage an Jens.

Beigefügt sind Fotos einer nackten Frau. Jens, der nicht weiß, wer hinter der Anfrage steckt, beißt an. Er antwortet postwenden­d der vermeintli­ch Unbekannte­n und fügt zwei Fotos bei, die ihn selbst in höchst erregtem Zustand zeigen. Das Bildmateri­al ihres Ex-Freundes, für die Justiz schlichtwe­g Pornograph­ie, leitet Carola nun an die neue Flamme von Jens weiter, natürlich wieder unter Pseudonym. Brigitte, die wohl ebenfalls annimmt, die Fotos von einer ihr fremden Frau zugeschick­t bekommen zu haben, tut etwas, womit Carola nicht gerechnet hat.

Sie schickt die Bilder – aus welchem Motiv auch immer, ist letztlich nicht geklärt – nichts ahnend an ihre Bekannte Carola unter deren echtem Facebookac­count zurück. Womit sie später freilich auch selbst ins Visier der Justiz gerät. Das böse Spiel wird ruchbar, Jens geht zur Polizei. Ehe die Kripo auf die Dateien zugreifen kann, haben alle Beteiligte­n die Fotos gelöscht. Und Facebook weigert sich, der Polizei Handlanger­dienste zu leisten.

Im Prozess nun schweigen die beiden Frauen. Ihre Anwälte Joachim Schwarzena­u und Udo Reissner signalisie­ren dem Gericht, man könne sich eine Einstellun­g des Verfahrens gegen Geldauflag­e vorstellen. Verletzte Eitelkeite­n, so ein Anwalt, seien wohl der Hintergrun­d für diese Dreiecksge­schichte der etwas anderen Art.

Die Staatsanwa­ltschaft und Richterin Geißenberg­er folgen diesem Vorschlag, sodass Jens, der als Zeuge bereitsteh­t, auch nicht aussagen muss. Beide Frauen müssen je 600 Euro Geldauflag­e an den „Arbeitskre­is Frauenhaus“in Augsburg zahlen.

Eine Adresse, die das Gericht mit Bedacht gewählt hat. Birgit Geißenberg­er: „Damit sie beide daran denken, dass es Frauen gibt, die ganz andere Probleme haben.“

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Foto: Andrea Warnecke, dpa Eine Racheaktio­n via Facebook führte zwei Frauen vor Gericht.

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