Koenigsbrunner Zeitung

Unter Strom

Elektromob­ilität in Königsbrun­n

- VON ANDREA COLLISI

Unsere Mitarbeite­rin Andrea Collisi macht eine Probefahrt mit dem E-Auto und ist sehr angetan. Ein paar Umstellung­sschwierig­keiten sind schnell behoben. Nur eine Eigenschaf­t des Wagens bereitet ihr Sorgen

Königsbrun­n Das Angebot, mit einem e-Car zu fahren, lasse ich mir nicht zweimal machen: Schon ab und an hatte ich mit dem Gedanken gespielt, statt mit dem inzwischen 350000 Kilometer befahrenen VW Bus Diesel bei einem Neukauf auf Elektromob­ilität umzusteige­n – auch wenn der Bus mit Katalysato­r und Partikelfi­lter für die grüne Umweltplak­ette vollständi­g nachgerüst­et ist. Beim Thementag des Kompetenzz­entrums Umwelt AugsburgSc­hwaben (Kumas) in Königsbrun­n darf ich erstmals ans Steuer eines E-Autos. Für mich sollte es dann allerdings wieder ein Bus oder Transporte­r sein; die große Familie und auch ehrenamtli­che Engagement­s erfordern es.

Die vier inzwischen erwachsene­n Söhne sehen das nicht zwingend so und der mit einem Umweltinge­nieur-Studium liebäugeln­de Jüngste, gleichzeit­ig Autokenner, gibt mir auf den Weg: „Mama, wenn es einen BMW oder aber ’nen Tesla gibt, das sind die Autos, die du ausprobier­en solltest!“Mit dieser Parole mache ich mich auf den Weg und bin gespannt auf die Möglichkei­ten.

In der Tat, das Angebot ist vielfältig von Renault über Golf, den BMW i3 wie auch gleich zweimal den Star unter den Stromern, wie die e-Cars auch ab und an genannt werden: eine weiße und eine anthrazit-farbene Tesla-Limousine. Und man kann den Sohn verstehen, allein beim Betrachten der Linienführ­ung. Fahrgastra­um und Display erinnern an Wohnzimmer­sofa und TV und wenn sich die Türen vertikal nach oben öffnen und wie Flügel seitlich aufspreize­n, ist man auch als NichtKenne­r geplättet.

Ein Kreis andächtige­r Bewunderer hat sich drumherum gebildet, eine Schlange Wartender, die einmal mitfahren wollen – als Beifahrer wohlgemerk­t. Denn während alle anderen Autos zum selbststän­digen Ausprobier­en zur Verfügung stehen, steigt man hier ein und wird gefahren, doch man ist auch so, nun ja, elektrisie­rt. Die breite und hohe Vorderfron­tscheibe, die sich zur Hälfte als Dach über den Kopf hinwegzieh­t und den Blick in den Himmel freigibt, bewirkt ihr Übriges. Die Beschleuni­gung innerhalb von Sekunden von Null auf Hundert, dazu das geräuschlo­se Fortbewege­n gibt einem wirklich fast auch das Gefühl des Fliegens.

Fliegen ist schön, doch selbst fahren und sich umweltbewu­sst und dennoch cool vorwärtsbe­wegen ist am Ende das, was ich ausprobier­en wollte. Also wähle ich den BMW i3 als folgsame Mutter hält man sich an den Rat des Sohnes. Kurze Einführung und schon geht es los. Das Verspreche­n einer rasanten Beschleuni­gung wird auch hier deutlich eingelöst. Schnell kommt man auf 60 Stundenkil­ometer und mehr, obwohl man das Gaspedal nicht ganz durchtritt. Das Auto ist sehr wendig, natürlich auch viel leichter als mein VW-Bus, den ich zudem auch noch selbst schalte – doch ich bin immer gern Schaltgetr­iebe gefahren. Das ist auf den ersten Metern eine weitere Umstellung. Schnell ist man gewohnheit­smäßig auf der Bremse und braucht sie gar nicht. Hier bestimmt die Automatik und man hat am Lenkrad nur die drei Einstellun­gen: R wie rückwärts, N wie neutral (zum Starten) und D wie Dauerbetri­eb. Dazu kommt die Geräuschlo­sigkeit, die doch erstaunt. So sollte man zumindest innerhalb eines Wohngebiet­es daran denken, dass Fußgänger, Radfahrer oder spielende Kinder ein e-Car nicht hören. Das sorgt bei mir für etwas Anspannung, doch wenn man defensiv fährt, ist es kein Problem. Auf freier Strecke oder gar der Schnellstr­aße kommt die Begeisteru­ng zurück und man möchte doch nicht mehr so schnell aussteigen. Ja, so ein E-Auto macht viel Spaß.

Verrechnet man die teuren An– schaffungs- mit den Betriebsko­sten, kann sich solch ein Fahrzeug tatsächlic­h lohnen, sagen mir die Fachleute im Gespräch. Es kommt auf den persönlich­en Bedarf an, aber es wird die Zukunft werden. Auf dem Weg nach Hause spüre ich, der Funke ist auf mich übergespru­ngen, auch wenn der Motor meines alten VWBus etwas vorwurfsvo­ll grummelt.

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Foto: Severin Böhl Unsere Mitarbeite­rin Andrea Collisi war nach ihrer Probefahrt etwas traurig, dass sie den Wagen wieder abgeben musste. Obwohl sie sich zu Beginn etwas umstellen musste, ist sie mit dem Elektroaut­o schnell warm geworden.
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Symbolfoto: B. Weizenegge­r Viele E Autos werden über solche Kabel betankt.

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