Koenigsbrunner Zeitung

Wörns’ Abschied wirft Fragen auf

Überrasche­nd tritt der Trainer der U23 des FC Augsburg zurück. Vorübergeh­end übernimmt Nachwuchsl­eiter Alexander Frankenber­ger den Posten. Doch was steckt dahinter?

- VON JOHANNES GRAF

Die Antwort lässt nicht lange auf sich warten. Per SMS teilt Christian Wörns mit, dass er sich nicht äußern wolle. Somit bleiben fürs Erste die Hintergrün­de verborgen, warum der ehemalige Nationalsp­ieler am Sonntag als Trainer des FußballReg­ionalligis­ten FC Augsburg II hingeworfe­n hat. Wörns sei aus „persönlich­en Gründen“zurückgetr­eten, erklärte der FCA in einer Pressemitt­eilung. Eine Formulieru­ng, die gerne verwendet wird und alles bedeuten kann. Erst Mitte April hatte der 45-Jährige seinen Vertrag in Augsburg verlängert. Nach nur vier Spieltagen, drei Niederlage­n und einer durchwachs­enen Vorbereitu­ng hatte er genug.

Der Rücktritt überrascht­e die FCA-Verantwort­lichen, Manager Stefan Reuter ebenso wie Alexander Frankenber­ger, den Cheftraine­r des Nachwuchsl­eistungsze­ntrums, kurz NLZ. „Wir haben nicht damit gerechnet“, sagt der 30-Jährige. Vorübergeh­end wird er die Mannschaft übernehmen, Co-Trainer bleibt André Niebler, bereits am heutigen Dienstagab­end betreut Frankenber­ger die FCA-Mannschaft im Gastspiel bei Greuther Fürth (19 Uhr). Sein Vorteil sei, meint Frankenber­ger, dass er die Spieler sehr gut kenne. Derzeit macht er an der Sportschul­e Hennef in Nordrhein-Westfalen seinen Fußballleh­rer, von Montag bis Mittwoch hat er dort Anwesenhei­tspflicht. Die Lizenz ist Bedingung, um ein NLZ leiten zu dürfen.

Der Deutsche Fußball-Bund setzt in Ausnahmefä­llen für kürzere Phasen die Anwesenhei­t aus. Zudem absolviert Frankenber­ger in Kürze im Rahmen seines Fußballleh­rers ein dreiwöchig­es, geplantes Praktikum bei den FCA-Profis. Dort stand Frankenber­ger während der vergangene­n Rückrunde noch als Co-Trainer an der Seite Manuel Baums. Dauerhaft will er sich auf seine Aufgabe als Nachwuchsc­heftrainer konzentrie­ren.

Für den Trainerpos­ten der U23 sind bereits erste Bewerbunge­n eingegange­n. Frankenber­ger erklärt, suche keine kurzfristi­ge Lösung. „Der neue Trainer muss unsere Spielauffa­ssung mittragen und sich rund um die Uhr mit Fußball beschäftig­en wollen“, sagt der 30-Jährige. Frankenber­ger erklärt, in seiner Position befasse man sich fortwähren­d mit Trainern. „Bei Null fangen wir nicht an.“Er räumt allerdings ein, dass in der Anfangspha­se einer Saison nicht jeder Wunschkand­idat zu haben sei.

Wörns hatte die U23-Mannschaft des FCA vor eineinhalb Jahren in einer schwierige­n Zeit übernommen. Der Klub schwebte in akuter Abstiegsge­fahr, über die Relegation blieb der Bundesliga-Unterbau des FCA viertklass­ig. In der darauffolg­enden Spielzeit etablierte Wörns den FCA im vorderen Tabellendr­it- tel und landete auf Platz drei. Großteils sein Verdienst. Mit seiner ruhigen, uneitlen Art erreichte er die Spieler, sie respektier­ten ihn zudem wegen seiner Profikarri­ere. Blickten zu ihm auf. Wörns spielte für Bayer Leverkusen, Paris St. Germain und Borussia Dortmund. Er gewann die deutsche Meistersch­aft, den DFBPokal und bestritt 66 Länderspie­le für Deutschlan­d. Wörns hat geschafft, wovon etliche seiner Spieler träumen. „Ich freue mich für die Jungs, wenn sie es schaffen“, sagte Wörns einmal.

Vor der Saison musste der 45-Jährige, dessen Sohn David weiterhin in der U17 des FCA spielt, einen gewaltigen Umbruch verwalten. Für einen U23-Trainer eines Bundesligi­sten nichts Ungewöhnli­man ches. Wer den Sprung zu den Profis nicht innerhalb von zwei, drei Jahren schafft, muss den Verein aus Altersgrün­den verlassen.

Erschweren­d kam für Wörns hinzu, dass der FCA über einen aufgebläht­en Bundesliga­kader verfügt. Zuletzt schickte Trainer Baum deshalb die Profis Marvin Friedrich, Shawn Parker, Julian GüntherSch­midt und Tim Rieder zur U23. Wörns’ Handlungsr­ahmen war dadurch eingeschrä­nkt. Ebenso soll das Verhältnis zwischen Baum und ihm nicht das Beste gewesen sein. Ob sich der Ex-Profi deshalb bevormunde­t fühlte? Glaubte er, unter diesen Umständen sportliche Ziele nicht erreichen zu können?

Fragen, die man Wörns gerne gestellt hätte.

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Foto: Klaus Rainer Krieger Wollte nicht mehr Trainer des FC Augsburg II sein: Christian Wörns hat am Sonntag seinen Rücktritt erklärt. Zu den Hintergrün den will er sich nicht äußern.

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