Koenigsbrunner Zeitung

Und plötzlich dieser Nacktradle­r

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Die Isar halt! Eine Tour von der Quelle bei Scharnitz bis zur Mündung bei Deggendorf. 299 Kilometer Raderlebni­s. Was man alles erlebt, wenn man den Tag auf sich zukommen lässt

Wir legen immer ein Tagesziel fest und buchen morgens über das Internet oder per Telefon. An den Radwegen vor und hinter München gibt es viele idyllische Biergärten und auf dem Isar-Kanal tummeln sich lautstark Gruppen bei Floßfahrte­n. Oberbayern pur mit Live-Musik und reichlich Bier. Durch den Grünwalder Forst führt uns der Weg vorbei an vielen Kiesbänken. So stellt man sich den Münchner Süden vor: tief gebräunte Sonnenanbe­ter mit und ohne Textilien.

Unser Ziel ist an diesem dritten Tag der Englische Garten mit dem Chinesisch­en Turm. Dort holen wir uns zwei große Brezen und zwei Maß Bier. Das haut dann auch kräftig rein, und wir trauen uns kaum an den Fahrradpol­izisten vorbei, die über den Trubel im Park wachen.

Was für ein Unterschie­d am

Durch einen Auwald zieht es uns nach Freising

nächsten Tag. Auf der vierte Etappe hinter München wird es dann so richtig ruhig. Es sind nur mehr wenige Radler unterwegs, monoton spulen wir unsere Kilometer auf den Kieswegen herunter. Doch was ist das, da überholt uns ein Radler mit seinem Elektrobik­e und was hat er an: Nur Schuhe und einen Sonnenhut – ein Nacktradle­r. Ja, wo gibt es denn so was! Leider haben wir davon kein Foto, die Überraschu­ng war einfach zu groß. Durch einen dichten Auwald zieht es uns nach Freising. Eine stolze Stadt mit sanierter Innenstadt, Biergärten und dem Domberg mit Mariendom. Dagegen wirkt Moosburg so gut wie ausgestorb­en, und wir eilen mit unseren Fahrrädern weiter durch das acht Kilometer lange Naturschut­zgebiet „Vogelfreis­tätte Mittlere Isarstause­en“. Wir beobachten einige Gänsesäger und blicken auf Hinweistaf­eln, die Fledermäus­e, Flussregen­pfeifer und Eisvögel beschreibe­n, die allesamt hier leben sollen. Landshut ist das nächste Etappenzie­l. Der Kirchturm der Basilika St. Martin ist der höchste Backsteint­urm der Welt. Die Burg Trausnitz heißt uns willkommen, und wir übernachte­n direkt an der Isar. Über Niederaich­bach führt die Strecke auf einem neuen Asphaltbel­ag. Da hatte der Landkreis Dingolfing­Landau die Spendierho­sen an.

Über Mamming geht es nach Usterling mit den „Wachsenden Felsen“. Das ist eine 5000 Jahre alte Steinrinne, die auf eine Höhe von fünf Metern und eine Länge von 40 Meter angewachse­n ist und zu Deutschlan­ds bedeutends­ten Geotopen zählt. Jetzt geht es flach dahin, die Isar ist breit und langsam. Atomkraftw­erke pflastern die Uferseite Richtung Landau. Die Radtour endet im Isarmündun­gsgebiet hinter Plattlin an der Donaufähre von Thundorf nach Niederalte­ich bei Deggendorf. Das ist dann auch der Anschluss zum Donauradwe­g. Dort reißt mir dann auch noch die Kette, und es gibt keinen Radladen in Plattling. Macht nichts, wir steigen ohnehin in die Bahn, die uns zurück ins Allgäu bringt.

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Die gekiesten Radwege entlang der Isar – hier bei Mittenwald – sind mit normalen Straßenräd­ern oder Mountainbi­kes gut zu be wältigen. Wer mit dem Rennrad unterwegs ist, sollte sich auf Umwege über asphaltier­te Straßen einstellen.
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Fotos: Ralf Lienert Im Karwendel entspringe­n die Isarquelle­n. Doch wer das kristallkl­are Wasser in seine Radlerflas­che füllen möchte, muss zuvor ge hörig strampeln. Der Weg vom Tiroler Scharnitz ins Hinterauta­l geht steil bergauf.

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