Koenigsbrunner Zeitung

Das Bürgerfest, ein Fall für zwei

Ohne Alexander Gabrisch und Bernd Fröhmel geht bei dem historisch­en Fest nichts. Die beiden Rentner sind die guten Geister, die sich im Hintergrun­d um alles kümmern. Neben viel Arbeit haben sie noch etwas gefunden

- VON INA KRESSE

Alexander Gabrisch und Bernd Fröhmel würden es, bescheiden wie sie sind, nie zugeben. Aber die beiden 67-Jährigen sind maßgeblich daran beteiligt, dass das Historisch­e Bürgerfest reibungslo­s funktionie­rt. Über zwei Rentner, die sich nie gesucht, aber gefunden haben. Die ihre freie Zeit der Interessen­gemeinscha­ft (IG) Historisch­es Augsburg widmen und über das Bürgerfest beste Freunde wurden.

Bevor das Bürgerfest heute weitergeht, müssen Fröhmel und Gabrisch noch die Patriziert­afel vor dem großen Zelt eindecken. Und sie müssen zu Willi. Willi Czermak, der an seinem Klostersta­del auf dem Bürgerfest­gelände Wachsrosen und Blumenkrän­ze anbietet. Der hat nämlich Stromausfa­ll. Ein Fall für die beiden Rentner. Einer von vielen, in denen sie helfen. Ohne Fröhmel und Gabrisch würde es mit dem Mittelalte­r am Roten Tor wohl nicht laufen. Die beiden sind Hausmeiste­r, gute Geister und „Mädchen“für alles. Dabei werkeln sie im Hintergrun­d. Die große Bühne brauchen sie nicht. „Uns reicht es, wenn alles läuft und wir in glückliche und zufriedene Gesichter schauen.“

Fröhmel war vor dem Ruhestand Techniker, Gabrisch Autokranfa­hrer. Seit über zehn Jahren sind sie für die Interessen­gemeinscha­ft Historisch­es Augsburg, und damit auch für das Bürgerfest, im Einsatz. Die Männer bauen das Festgeländ­e mit auf. Sie messen unter anderem die Standplätz­e aus, verlegen Tausend Meter Stromkabel, stellen über 200 Wachs- und Elektrofac­keln auf und kümmern sich um die Beschilder­ung. „Wir machen uns schon im Winter Gedanken, was wir fürs Bürgerfest brauchen und kontrollie­ren die Lager“, sagt Gabrisch.

Er kam zum Bürgerfest, weil er nur 150 Meter entfernt davon wohnt und das fröhliche Treiben immer im Blick hatte. Fröhmel, weil seine Tochter dort früher mithalf. Beide stammen ursprüngli­ch aus Sachsen und kamen vor Öffnung der Mauer unabhängig voneinande­r nach Augsburg. Damals kannten sie sich noch nicht.

Bis sie sich bei der IG Historisch­es Augsburg engagierte­n. Die ersten fünf Jahre arbeiteten die Hobbyhandw­erker zusammen, ohne zu wissen, dass beide dieselbe Leidenscha­ft teilen: das Bergsteige­n. Im Nachhinein müssen sie darüber lachen. Längst sind Fröhmel und Gabrisch enge Freunde. „Uns gibt es hier nur im Duo.“Sie verreisen gemeinsam mit ihren Familien. Außer es geht in die Berge. Wie vor ein paar Jahren in Nepal. Das ist Männersach­e. Die zwei Männer sind sportlich. Trotzdem kann es passieren, dass sie auf dem Bürgerfest vor lauter hin- und herlaufen mal Muskelkate­r bekommen. „Zwei Wochen dauert der Aufbau für das historisch­e Fest. Zwölf Stunden Arbeit am Tag ist da Minimum“, verrät Gabrisch, der in der Zeit drei Kilo abgenommen hat. „Das geht schon an die Substanz“, fügt Fröhmel hinzu.

Und dennoch opfern die beiden Rentner gerne ihre freie Zeit. „Das ist hier wie eine zweite Familie. Hier ist viel Herz mit im Spiel“, sagt Fröhmel und meint damit vor allem den Kern der IG Historisch­es Augsburg.

Auch wenn sie sich im Hintergrun­d halten, fühlen sich beide in ihrer Arbeit wertgeschä­tzt. Weil das Verhältnis mit den Mitwirkend­en gut ist und man zusammen lachen kann. Gabrisch erzählt, wie er sich gestern an einem Stand einen Spießbrate­n holte. „Du hast Dir eine doppelte Portion verdient“, habe die Verkäuferi­n zu ihm gesagt. „Über so eine Resonanz freut man sich natürlich.“Trotz Stress sind die beiden immer für ein Späßchen zu hadann ben. Heute traf es Willi vom Klostersta­del. Den haben beide auf die Schippe genommen. Als der Willi wegen des Stromausfa­lls an seinem Stand um Hilfe bittet, meint Fröhmel bierernst: „Wir haben erst nächste Woche Donnerstag wieder Zeit.“Willi schaut entgeister­t. Die Männer lachen. Ehrensache, dass sie ihm gleich helfen.

OTermin Das Historisch­e Bürgerfest am Roten Tor geht noch bis Sonntag, 13. August. Geöffnet ist heute, Dienstag, von 14 bis 24 Uhr. Der Eintritt für Er wachsene kostet neun Euro.

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Foto: Annette Zoepf Alexander Gabrisch (von links) und Bernd Fröhmel bestücken die Fackeln mit Wachseinsä­tzen. Das ist nur eine ihrer vielen Aufgaben beim Bürgerfest. Bei den Einsätzen han delt es sich übrigens um in Wachs getauchte Klopapierr­ollen.

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