Koenigsbrunner Zeitung

So geht Weltrettun­g

- VON JOHANN STOLL

Es war einmal vor langer Zeit. Es war die gute alte. Sagen die einen. Damals konnte man sich noch auf seinen Schweinsbr­aten mit Knödel und Blaukraut konzentrie­ren. Ablenkende Gespräche mit Frau und Kindern waren noch nicht möglich. Der Esstisch im Wirtshaus war grundsätzl­ich unter einer Rauchwolke verschwund­en. Es soll Männer gegeben haben, die ihre Frau erst nach vielen gemeinsame­n Ehejahren das erste Mal wirklich von Angesicht zu Angesicht gesehen haben. Vermutlich handelt es sich hier aber um Raucherlat­ein.

Dann kam diese füllige Esswelle. Jemand hatte entdeckt, dass es schön sein kann, sich bei einem Essen auch mal zu sehen und sogar das eine oder andere Wort zu wechseln. War zuvor wegen der Hustenanfä­lle in der Dunstwolke ja nicht möglich. Wer Feinstaub produziert, muss raus – auf den Balkon oder auf die Straße. Da gab es kein Pardon.

Heute ist der Dieselfahr­er an allem schuld. Der Brexit zum Beispiel ist ja ohne Diesel gar nicht denkbar. Wie sonst wären die Engländer auf dem Land zu ihren Wahllokale­n gekommen? Der Diesel ist schuld. Unterdesse­n treffen sich die Hersteller von Flugzeugen, von Heizanlage­n, von Autoreifen und Müllverbre­nnungsanla­gen nickend wissend, während sie sich dicke Zigarren schmecken lassen und unsereins seinen Restmüll im Kachelofen entsorgt. So geht Weltrettun­g!

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