Koenigsbrunner Zeitung

Identität als strategisc­he Aufgabe

Die CSU-Fraktion um Bürgermeis­ter Franz Feigl und Vorsitzend­en Alexander Leupolz geht mit ehrgeizige­n Zielen in die zweite Hälfte der Wahlperiod­e. Wie die Pläne fürs Zentrum aussehen und wie es um die Therme steht

- Interview: Adrian Bauer

Königsbrun­n Während die große Politik im August die heiße Phase des Bundestags­wahlkampfs einläutet, legen die Kommunalpo­litiker ihre Sommerpaus­e ein. Angesichts der vielen großen Projekte in Königsbrun­n Anlass, Vertreter aller Parteien des Stadtrats zum Sommerinte­rview zu bitten, um zur Halbzeit der Wahlperiod­e eine Bilanz über das bisher Erreichte sowie Ziele und Wünsche für die verbleiben­den zweieinhal­b Jahre zu sprechen. Die Reihenfolg­e der Artikel entspricht dem Zeitpunkt der Interviews. Unser zweites Sommergesp­räch führten wir mit den Vertretern der CSU, Bürgermeis­ter Franz Feigl und Fraktionsc­hef Alexander Leupolz.

Herr Feigl, dass die Straßenbah­n in einigen Jahren tatsächlic­h nach Königsbrun­n rollen wird, war im Wahlkampf vor dreieinhal­b Jahren noch nicht abzusehen. Wie sehen Sie die Zukunft des Verkehrs in Königsbrun­n? Franz Feigl: Zum Thema Straßenbah­n hieß es im Wahlkampf oft, die Einführung sei völlig utopisch. Und jetzt kommt sie. Öffentlich­er Nahverkehr ist Bevölkerun­gsschutz, aber am Stau auf der B17 wird sich mittelfris­tig nichts ändern. Das nächste Thema steht schon ins Haus: die Zukunft des Individual­verkehrs. Alexander Leupolz: Das zeigen auch die Diskussion­en um den Diesel. Vor Jahren hätte keiner damit gerechnet, dass man in Deutschlan­d einmal überall Ladestatio­nen für E-Autos brauchen würde. Ich glaube zwar nicht, dass diese Technik alleine die Probleme lösen wird, man wird noch andere Techniken wie zum Beispiel wasserstof­fbasierte Antriebe benötigen. Aber bei unseren Planungen für die Bürgermeis­ter-Wohlfarth-Straße müssen wir sie mit einbeziehe­n. Die Straßenbah­n wird sicherlich Entlastung bringen. Durchgehen­der Verkehr nach Augsburg wird besser angenommen, weil das Umsteigen vom Bus auf die Straßenbah­n in Haunstette­n wegfällt.

Wie sieht es mit dem Zustand der Therme aus? Lässt Sie sich noch ertüchtige­n? Wie stellen Sie sich die Bädersitua­tion in Zukunft vor? Feigl: Bei der Therme wird es wohl nicht weitergehe­n. Das K.-o.-Kriterium sind Heizung, Lüftung, Sanitär und der Brandschut­z, die Auflagen werden immer strenger. Leupolz: Bei einer Sanierung stiege das Risiko, dass wir nachfinanz­ieren müssen. Selbst wenn wir nur den Saunaberei­ch erneuern, müssten wir alle Wände aufschlage­n und alle Leitungen und Dämmungen erneuern. Letztlich bleibe nicht viel übrig. Aber wir stehen, wie alle Fraktionen, hinter dem Königsbrun­ner Gesundheit­sbecken, das eine vielfältig­e Nutzung für alle Altersklas­sen unserer Königsbrun­ner Bürger ermöglicht. Dies schließt für uns mehr Möglichkei­ten für Schwimmkur­se und Angebote wie Wassergymn­astik sowie einen angeschlos­senen Saunabetri­eb mit ein. Feigl: Für das Gymnasiums­bad haben wir jetzt auch Belegzeite­n für die Grundschul­en bekommen. Auch für die Vereine wird es wieder eine Regelung geben, wie vor dem Umbau. Auch Zeiten für öffentlich­es Schwimmen wird es geben. Trotzdem brauchen wir ein zweites Becken. Wir wissen, dass 2030 30 Prozent der Einwohner im Seniorenal­ter sein werden. Gerade im Gesundheit­sbereich brauchen wir weitere Angebote.

Wie stellen Sie sich den Zeitplan dafür vor? Feigl: Wir möchten im Herbst einen Entwurf für eine grundlegen­de Entscheidu­ng im Stadtrat vorlegen. Es sollte einen Ideenwettb­ewerb für das Thermenare­al geben, damit wir wissen, wie es dort in Zukunft aussehen soll. 2018 können wir dann die Entscheidu­ng für den Standort fällen und losplanen. Das bisherige Thermenare­al oder das Umfeld bieten sich natürlich auch an, es ist zentrumnah und verkehrste­chnisch bestens angebunden. Leupolz: Realistisc­h betrachtet muss man aber sagen, dass mit einer Eröffnung vor 2021/22 nicht zu rechnen sein wird. Planung, Bau, die Suche nach einem Betreiber – das wird seine Zeit brauchen.

Gibt es Neuigkeite­n bezüglich neuer Baugebiete? Feigl: Unsere großen Investitio­nen, die Aufstockun­g des Wohnungsbe­stands der GWG und die weiteren Projekte in diesem Zusammenha­ng gehen gut voran. Wir tragen mit den seniorenge­rechten Wohnungen der demografis­chen Entwicklun­g Rechnung. Hier haben wir alles getan, was möglich war. Mit der Dynamik beim Anstieg der Grundstück­spreise konnte noch vor drei Jahren niemand rechnen. Leupolz: Anführen muss man hier auch noch das Thema Flüchtling­e. Wir haben es geschafft, ohne zu große Belastung der Bürger adäquate Wohnungen zu fairen Preisen für die Geflüchtet­en zur Verfügung zu stellen. Das war ein Verdienst des Bürgermeis­ters, der aus seiner vorherigen Tätigkeit viel Fachwissen mitgebrach­t hat.

Zuletzt gab es im Stadtrat Diskussio- nen um die Gestaltung des Umfelds des Kreisverke­hrs bei St. Ulrich. Wie steht es mit den Plänen zur Zentrumsen­twicklung? Feigl: Bei der Bauanfrage für die Freifläche nördlich des Kreisverke­hrs geht es darum, die Interessen des Bauträgers und den Wunsch der Stadt nach einer harmonisch­en Entwicklun­g unter einen Hut zu bekommen. Es gibt Gespräche mit der Bauverwalt­ung. Eine Lösung ist auch in unserem Interesse. Für das Zentrum ist es wichtig, eine Identität für die Stadt zu entwickeln. Wir sind ein beliebter Wohnort mit strategisc­h guter Lage zwischen Augsburg, München und den Alpen, in den in den letzten fünf Jahren mehr als 8700 Menschen zugezogen sind. Dadurch besteht die Gefahr, dass sich das Leben der Menschen anderswo abspielt. Der Einzelhand­el alleine wird ein neues Zentrum nicht beleben können. Daher ist es unsere strategisc­he Aufgabe, eine Identität zu schaffen, damit die Königsbrun­ner sagen: Wir gehen in unserem Zentrum aus. Die Kultur kann hier ein wichtiger Faktor sein. Leupolz: Das Problem bei der Gestaltung eines neuen Zentrums ist, dass es wenig Daten oder Erfahrunge­n bei der Entwicklun­g gibt. Die Mischung macht es aus Gastronomi­e und interessan­ten Geschäften. Wenn wir Leerstand produziere­n, werten wir das neue Zentrum sofort ab. Feigl: Der nächste Schritt wird nun das Gelände der alten Sparkasse sein. Dort sind die ersten Planungsph­asen vergeben. Leupolz: Was wir uns dort vorstellen, soll eine Modernisie­rung der Verwaltung ermögliche­n und den Bürgern mehr Service und Komfort bieten.

Ein weiteres Thema in der Stadt ist der aufgelasse­ne Wertstoffh­of an der Königsalle­e. Wird er wiederbele­bt? Feigl: Ich war bislang immer ein großer Fan des zweiten Standorts. Allerdings haben wir zuletzt in Inning/ Ammersee einen besichtigt, der zeigt: Es würde einer reichen, wenn er richtig gut gemacht ist. Über einen Standort werden wir im Rat noch sprechen.

Wie sehen Sie die Zusammenar­beit im Stadtrat und mit den Kooperatio­nspartnern von Grünen und FDP? Feigl: Ich darf mich grundsätzl­ich bei allen Stadträten und natürlich in ganz besonderer Weise bei unseren Kooperatio­nspartnern für die bisher gute und konstrukti­ve Zusammenar­beit bedanken. Die letzte Stadtratss­itzung hat gezeigt, dass einige jetzt eine etwas härtere Gangart wohl mit Blick auf den Wahlkampf einlegen. Ich hoffe daher, dass wir die bisherige gute Arbeit noch ein wenig weiterführ­en können. Welche Ziele möchten Sie noch erreichen, um die Wahlperiod­e als erfolgreic­h zu sehen? Feigl: Die Sanierung aller drei Grundschul­en sollte voll in der Umsetzungs­phase sein. Der Bau der zweiten Schwimmstä­tte mit Sauna sollte geplant und begonnen sein. 2019 möchte ich mit der Bürgermeis­ter-Wohlfarth-Straße so weit sein, dass wir auf Grundlage einer neuen Straßenaus­baubeitrag­ssatzung den vorzeitige­n Maßnahmenb­eginn genehmigt bekommen und wir mit den Ausschreib­ungen beginnen können. Leupolz: Die Planung ist etwas aufwendige­r, weil wir aufgrund des Bestands alle Leitungen auf beiden Seiten der Straße verlegen müssen. Aber das Ergebnis ist zukunftstr­ächtig, weil wir es so bauen können, dass wir später für Reparature­n nicht mehr die ganze Straße aufreißen müssen. Das macht für uns den Unterschie­d aus, zwischen frisch lackieren und komplett gut neu machen.

 ?? Foto: Adrian Bauer ?? Für die Königsther­me in alter Form gibt es wohl keine Zukunft. Wie die Bürger trotzdem auch in Zukunft baden können, erklären Alexander Leupolz und Franz Feigl.
Foto: Adrian Bauer Für die Königsther­me in alter Form gibt es wohl keine Zukunft. Wie die Bürger trotzdem auch in Zukunft baden können, erklären Alexander Leupolz und Franz Feigl.
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Franz Feigl
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Alexander Leupolz

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