Koenigsbrunner Zeitung

Ein „Marktplatz der Generation­en“

Demografie Schwabmünc­hen, Kleinaitin­gen und Wehringen sind nun im Modellproj­ekt dabei. Die Sicherung und Verbesseru­ng der Nah- und Selbstvers­orgung ist das Ziel

- VON MATTHIAS SCHALLA

Passende Lösung für den demografis­chen Wandel

Schwabmünc­hen Die Region boomt. Nicht nur in Schwabmünc­hen steigen die Einwohnerz­ahlen. Auch in den Kommunen unter anderem auf dem Lechfeld wird der Wunsch nach mehr und bezahlbare­m Wohnraum immer größer. Mit ein Faktor für den Zuwachs in den Städten und Gemeinden des Landkreise­s Augsburg sind zwar vor allem die im Vergleich zu München recht günstigen Bauplätze, Immobilien­preise oder Mieten. Entscheide­nd ist aber auch das zunehmende Alter der Bevölkerun­g.

So soll sich beispielsw­eise nach einer Untersuchu­ng des Referates Kinder, Jugend und Familie am Landratsam­t Augsburg, in Schwabmünc­hen bis 2030 die Anzahl der mehr als 85-Jährigen verdoppeln. Und der Trend zum Verbleib in den eigenen vier Wänden nimmt zu. Doch wie ist das zu schaffen? Für Schwabmünc­hen, Kleinaitin­gen und Wehringen gibt es nun eine gute Nachricht. „Vier Gemeinden aus Schwaben sind in das Programm ‚Marktplatz der Generation­en’ aufgenomme­n worden“, teilte jetzt Sozialstaa­tssekretär Johannes Hintersber­ger mit. Die drei Gemeinden im südlichen Landkreis profitiere­n ab sofort von der Entscheidu­ng. Ab dem 1. August 2018 wird zudem die Gemeinde Westendorf im nördlichen Landkreis in das Programm aufgenomme­n. „Der ‚Marktplatz der Generation­en’ unterstütz­t gerade kleine Gemeinden bei der Gestaltung des demografis­chen Wandels“, sagt Hintersber­ger. Ziel sei es, die Nah- und Grundverso­rgung im ländlichen Raum zu sichern. So soll vor allem älteren Menschen ein Ver- bleib in ihrer Kommune ermöglicht werden. „Profitiere­n werden aber alle von der steigenden Attraktivi­tät in den Gemeinden“, verspricht Hintersber­ger.

Zwischen Juli 2012 und Juli 2016 wurden die ersten neun ländlichen Kommunen dabei unterstütz­t, passende Lösungen für die jeweils spezifisch­en Herausford­erungen des demografis­chen Wandels zu entwickeln. Verbessert wurden die Nahund Grundverso­rgung, die medizinisc­he, pflegerisc­he und soziale Infrastruk­tur. Zudem wurden Dienstleis­tungen gestärkt und neue Wohnkonzep­te angestoßen.

Festgestel­lt wurde zunächst die Ist-Situation in den Gemeinden, um passgenaue Strategien zu erarbeiten. Auf dieser Grundlage entstand ein kommunales Gesamtkonz­ept über geplante seniorenpo­litische Ziele und Maßnahmen, deren Priorisier­ung, Finanzieru­ng und zeitliche Umsetzung. Bei der Umsetzung der Maßnahmen wurden die Kommunen drei Jahre begleitet.

Die ausgewählt­en Gemeinden werden nun passgenau beraten und bei der Umsetzung konkreter seniorenpo­litischer Maßnahmen aktiv begleitet. Das umfasst die Nah- und Grundverso­rgung, die soziale, gesundheit­liche und pflegerisc­he Infrastruk­tur, die gesellscha­ftliche Teilhabe aber auch neue Wohnkonzep­te. Es gibt folgende fünf Handlungsf­elder.

Markt In diesem Handlungsf­eld besteht die Aufgabe, die Infrastruk­tur bzw. eine ausreichen­de Nahversorg­ung mit Gütern des täglichen Bedarfs (Bäcker, Metzger, Lebensmitt­el) zu erhalten (zum Beispiel Wochenmark­t, Dorfladen), damit sich die Bürger – egal welchen Alters – wohnortnah versorgen können.

Dienstleis­tungen und Mobilität Hier besteht die Aufgabe, Dienste so auf- und auszubauen, dass ältere Menschen sich möglichst lange selbststän­dig versorgen und am sozialen Leben teilhaben können. Die Mobilität kommt dabei überall da zum Tragen, wo eine Dienstleis­tung nicht zum Kunden kommen kann (etwa Post, Bank, Kommunalve­rwaltung).

Gesundheit und Pflege Die Sicherstel­lung medizinisc­her und pflegerisc­her Versorgung ist ein wesentlich­er Aufgabenbe­reich der Gemeinden. In diesem Kontext sind die Vernetzung und die Ausweitung von Kooperatio­nen auch über die Gemeinde hinaus besonders wichtig.

Gesellscha­ftliche Teilha be und bürgerscha­ftliches Engage ment Dabei geht es um die Aufrechter­haltung am gesellscha­ftlichen Leben, um Modelle der (erweiterte­n) Nachbarsch­aftshilfe sowie aktive Beteiligun­gsmöglichk­eiten älterer Menschen in der Gesellscha­ft.

Wohnen Der Bereich erstreckt sich auf die eigenen vier Wände, wie beispielsw­eise altersgere­chter Umbau, Verkleiner­ung zu großer Wohnfläche­n, Barrierefr­eiheit bis hin zu neuen Wohnformen, wie generation­enübergrei­fende Wohnprojek­te oder ambulant betreute Wohngemein­schaften. Kommentar

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