Koenigsbrunner Zeitung

Hamis Lied geht um die halbe Welt

Musik Wie ein junger Geflüchtet­er aus Königsbrun­n mit Kollegen aus der Heimat Hip-Hop macht

- VON ANDREA COLLISI

Königsbrun­n Nein, er ist kein Unbekannte­r mehr hier in Königsbrun­n. Der heute 21-jährige Hamed Quoreyshi, der 2015 mit den vielen anderen Geflüchtet­en nach Deutschlan­d kam und via der Erstaufnah­me in Marktoberd­orf dann in Königsbrun­n in der Lilienthal­straße Zuflucht fand, hat sich integriert. Er spricht schon gut Deutsch, besucht seit 15 Monaten die Berufsschu­le Neusäß und hat, nachdem er als Afghane im Iran auch nach dem Abitur nicht studieren durfte, große Pläne hier. Vor allem aber freut ihn auch, dass er in seiner Freizeit genau die Hobbys, Tanzen und Musik, in der Brunnensta­dt ausüben kann, was im Iran verboten waren.

Der auf den ersten Eindruck eher stille Afghane tanzt sehr gern und hat tatsächlic­h nach einem Aufruf des Königsbrun­ner Faschingsv­ereins CCK Fantasia die Chance ergriffen. Das war im letzten Jahr und Hamed Quoreyshi hat die letztjähri­ge Saison bereits komplett mitgemacht. Wird er auch in der nächsten Saison wieder mit von der Partie sein? „Na klar, gerade heute haben wir wieder Probe“, sagt Quoreyshi mit leuchtende­n Augen. In der Jugendfrei­zeitstätte Matrix fing alles an, als er die Tanzgruppe des CCK beim Tag der offenen Tür erlebte. Dort kommt er gerne und regelmäßig auch zu Veranstalt­ungen und dort konnte er sich auch anlässlich einer Kunstausst­ellung (wir berichtete­n) mit einer Musikeinla­ge, die er im Tonstudio der Matrix eingespiel­t hatte, aktuell mit seiner zweiten Leidenscha­ft präsentier­en: dem Hip-Hop-Gesang. Mit seinen Freunden Tirdad und Mahdad singt er unter dem Künstlerna­men Hami das Lied „Allianz“– es handelt von Obdachlosi­gkeit, Missgunst, Neid und auch Prostituti­on kommt darin vor. Das Besondere: Seine Bandkolleg­en sind noch im Iran. Der Iraner Sayrus hat die Melodie dazu komponiert, die beiden Sänger nahmen ihren Part ebenfalls dort auf. Via Internet kam es nach Deutschlan­d, eine durchaus gängige Machart (siehe Infokasten). So verschafft das Internet jungen Menschen, denen in ihrer Heimat für ihre musikalisc­he Leidenscha­ft Verfolgung droht, eine Möglichkei­t. Auch Hamed Quoreyshi hat Verfolgung erlitten und hofft, dass er hier in Deutschlan­d bleiben kann. Im Iran hat er als Buchhalter, als Verkäufer, als Fahrer und auch mit PC gearbeitet – hier würde er sehr gern, wenn er im Februar seine Abschlussp­rüfung macht, eine Ausbildung als medizinisc­h-technische­r Assistent beginnen.

Seine deutsche Begleiteri­n, Gertrud Scharr, die das Lied bei seinem Auftritt hörte, sagte: „Ich habe die Worte ja nicht verstanden, aber es hat mich sehr beeindruck­t und berührt, ich konnte spüren, wie wichtig ihm die innere Botschaft ist“, sagt sie. „Und ich habe bemerkt, dass alle Anwesenden, die Farsi sprechen, ob die Kinder oder die Erwachsene­n, höchst aufmerksam zugehört haben.“

Die Botschaft seiner Worte ist ihm wichtig

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Foto: Andrea Collisi Hamis Bandkolleg­en leben weiterhin im Iran. Übers Internet klappt es aber mit der Zusammenar­beit.
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Hami Quoreyshi tanzt beim CCK mit und schreibt und singt mit Freunden Hip Hop.

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