Mord mit Hundewelpen
Nicola Förg präsentiert ihren Alpen-Krimi „Scharfe Hunde“mit der Schauspielerin Michaela May
Den Hundewelpen in Osteuropa geht es nicht gut. In Zuchtfabriken werden sie für den unstillbaren Vierbeinerbedarf in Deutschland erzeugt und in winzigen Käfigen gehalten. Waren im Jahr 2000 noch fünf Millionen Hunde hierzulande registriert, sind es heute bereits 8 Millionen. Und bitte – eine Französische Bulldogge, wie sie im Moment angesagt ist, sollte es schon sein. Aber billig. Darum geht es in Nicola Förgs neuem Alpen-Krimi „Scharfe Hunde“. Und um eine Handvoll Morde natürlich auch.
Unter Kastanien sitzt die Autorin im pinkfarbenen Pulli, flankiert von Schauspielerin Michaela May, die mit neonfarbener Lesebrille vorliest, und Stephanie Morgenroth, ein wenig versteckt hinter ihrer Harfe. Die Lesung im Drei Königinnen findet in der Reihe „Literatur im Biergarten“statt. Wie immer bei dieser Veranstaltung sind die Bierbänke bis auf den letzten Platz gefüllt. Und Organisator Kurt Idrizovic schlägt zu Beginn das Motto eines solchen Abends an: „Literatur mit Musik und Promille.“
Förg und May agieren dann als lockeres, eingespieltes Team. Seit sechs Jahren arbeiten die beiden inzwischen zusammen. May spricht die Hörfassung der Krimireihe um die Kommissarin Mangold und begleitet die Autorin auf Lesungen. So liest sie die kurzen Szenen aus dem Buch lebendig, jeder Figur eine eigene Stimme gebend, und der bayrischen Mundart, die in den Dialogen durchaus gepflegt wird, mächtig. Die Autorin selbst beschränkt sich auf die Inhaltszusammenfassung zwischen den Szenen oder erzählt von sich, dass sie auf einem Bauernhof lebt mit elf Katzen, sieben Pferden, einem Rehbock, 60 000 Bienen. Neben ihren Romanen schreibe sie zudem die einmal wöchentlich erscheinende Tierseite im Münchner Merkur.
Diese Tierverliebtheit der Autorin merkt man den gelesenen Ausschnitten an. Während die mit Eisenhut vergifteten Mordopfer bewusst stereotyp und überzeichnet beschrieben werden – natürlich liegt der „Käskopf“tot in seinem Campingwagen –, sind die großen, unschuldigen Augen der Hundewelpen einige Ergriffenheit wert. Beim Schicksal der Tiere, da hört der Spaß auf, der schlagfertige Zynismus bleibt den Ermittlerinnen im Halse stecken. Spätestens wenn Hündin „Kira“sich aufopfernd in die Schussbahn wirft und damit ihr Frauchen rettet, darf man nicht mehr lachen, das ist ernst. Das ist Tragödie und plötzlich überaus deutliche Sozialkritik.
Die Harfenistin Stephanie Morgenroth rahmte die Lesung mit einem wunderbaren Spiel und ihrer zum Instrument harmonierenden, klaren Stimme ein, mit selbstkomponierten Stücken und poetischen Texten. Eines der Stücke hatte sie extra für diesen Abend geschrieben und darin den profitorientierten Umgang mit den Hunden zum Thema gemacht.
Am Ende des Abends nimmt May die Zuschauerfrage nach Förgs Inspiration für ihre Krimi-Ideen vorweg. „Die Welt wird immer irrer“, antwortet die Autorin. „Es gibt so viele Gründe zu morden, ich werde gar nicht mehr fertig.“– In „Scharfe Hunde“jedoch scheint, dank gemütlichem Heimatwitz, alles nach wie vor klar einzuordnen.
Beim Schicksal der Tiere hört der Zynismus auf
ONächsten Sonntag um 19 Uhr schließt die 29. Auflage von „Literatur im Biergarten“mit einer Lesung von Texten von Oskar Maria Graf an dessen 50. Todestag ab.