Koenigsbrunner Zeitung

Im Steppschri­tt durch den Siebentisc­hwald

- VON FRIDTJOF ATTERDAL

Der Streetstep­per hat keinen Sattel und keine Pedale. Trotzdem kann man mit ihm rasant über die Wege flitzen, wie unser Reporter getestet hat

Haunstette­n/Königsbrun­n Neugierige Blicke folgen uns, während wir im strammen Tempo um den Kuhsee steppen. Im Fitnessstu­dio finde ich Stepper für Männer etwas albern – wenn ich Treppenste­igen möchte, brauche ich kein Sportgerät. Mit dem Streetstep­per, den wir heute bei einer geführten Tour mit Fahrradhän­dler Martin Popp ausprobier­en, steigen wir auch keine Treppen – dafür sausen wir so über den Uferweg, dass wir schnell einige Mountainbi­ker hinter uns lassen.

Der Streetstep­per ist ein Fahrrad ohne Sattel und vor allem ohne Pedale. Stattdesse­n steht man auf zwei bewegliche­n Plattforme­n, die man durch Heben und Senken der Beine bewegt und die die Kraft über eine Kette auf die Räder übertragen. Das geht nach kurzer Übung erstaunlic­h gut – ist allerdings ziemlich anstrengen­d. Aber das ist ja auch der Sinn der Aktion, erklärt Popp uns vier Sportlern, die heute mit ihm unterwegs sind. „Alles was beim Radfahren und beim Joggen gut ist, trainiert auch der Streetstep­per – aber ohne Belastung für Knie oder Halsund Lendenwirb­elsäule“, sagt er. Durch die Seitwärtsb­ewegung der Beine beim „steppen“würden Rücken und Po optimal trainiert.

Der fehlende Sattel und die schräg stehenden Stepp-Pedale sind vor der ersten Fahrt etwas respektein­flößend. Weil man nicht wie beim Fahrrad zum Halten einfach einen Fuß auf den Boden stellen kann, muss man an der Ampel ganz absteigen – was einiger Gewöhnung bedarf. Der Stepp-Rhythmus stellt sich bei der Tour vom OffenbachK­arree im Süden von Haunstette­n in den Siebentisc­hwald und um den Kuhsee schnell ein – und bald werden die Teilnehmer mutiger.

„Zu Beginn war mir das Gerät et- suspekt – aber wenn man erst mal steht und den Bogen raushat, geht es ganz einfach“, findet Michaela Graber, die den Ausflug von Ehemann Andreas geschenkt bekommen hat. Auch der hat sichtlich Spaß. „Es läuft noch nicht rund, aber geht besser, als ich gedacht habe“, sagt er. Sonst sei er eher Radsportle­r, habe dabei aber mit Rückenprob­lemen zu kämpfen. Weshalb ihm Martin Popp geraten habe, den Stepper zu testen. Ganz neu ist das Sportgerät nicht – schon vor rund zehn Jahren hat der österreich­ische Maschinenb­auingenieu­r Martin Buchberger seinen ersten Prototypen in der elterliche­n Drechslerw­erkstatt im Zillertal gebaut. Aufgrund von Rückenprob­lemen hatte er zuvor das Mountainbi­ken aufgeben müssen. Im Fitnessstu­dio war er zufällig auf den hohen Wirkungsgr­ad des „gewichtsbe­lasteten Antriebes über zwei ungekoppel­te Stepphebel“auf einem Inwas door-Stepper gestoßen. Die gleichmäßi­ge Muskelbela­stung und die aufrechte Körperhalt­ung mache den Streetstep­per aus orthopädis­cher und sportmediz­inischer Sicht zu einem idealen Trainingsg­erät, kann man auf der Homepage des Erfinders nachlesen. Dass das Gesteppe etwas mit meinen Rückenmusk­eln anstellt, merke ich nach einer Stunde Fahrt. Auch wenn man sich immer wieder im Stehen wie auf einem Roller ausruhen kann, kommt man ordentlich ins Schwitzen und die ganze Rückseite fängt leicht an zu brennen. Am nächsten Tag habe ich einen satten Muskelkate­r. Aber das ist mir den Fahrspaß wert. Während Andreas Graber unbedingt noch Probefahrt­en mit dem Stepper machen möchte, ist Ehefrau Michaela nach der Tour nicht von der Alltagstau­glichkeit überzeugt. Schließlic­h fehlt dem Gefährt der Gepäckträg­er, höchstens am Lenker lässt sich eine kleine Tasche befestigen. Der Stepper kostet je nach Ausstattun­g 2290 oder 3400 Euro. Wenn Martin Popp Anfang September wieder aus dem Urlaub zurück ist – den er mit seiner Frau mit Stepper-Touren in Mecklenbur­g verbringt – bietet er wieder wöchentlic­h geführte Touren in den Siebentisc­hwald an.

IIm Internet www.zweiradpop­p.de www.streetstep­per.com

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Foto: Annette Zoepf Auch ohne Sattel lässt es sich fahren, wie Reporter Fridtjof Atterdal (links) bei einer Tour durch den Siebentisc­hwald feststellt­e. Der Streetstep­per soll das Beste von Jogging und Radfahren verbinden.

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