Koenigsbrunner Zeitung

Wenn die Party aus dem Ruder läuft

- VON MICHAEL HÖRMANN

Im Sommer wird in der Stadt gefeiert. Viele Anwohner reagieren genervt und rufen die Polizei. Wo städtische Ordnungskr­äfte bei Ruhestörun­gen im Einsatz sind und welche Rolle die Kneipensze­ne spielt

Es war eine Veranstalt­ung, die vor allem am Eröffnungs­abend für Anrufe verärgerte­r Anwohner bei der Polizei sorgte: Die Menschen fühlten sich an jenem 15. Juni durch das Jugendfest­ival Modular massiv gestört. Die Musik war damals auch in weiter entfernten Stadtteile­n noch zu hören. „Zu laut“, urteilten viele Augsburger. Und Modular ist nur ein Beispiel für das Lärmproble­m: Wenn es aus Sicht von Nachbarn zu später Stunde bei privaten Festen zu laut wird, bekommt die Polizei dies auch zu hören.

Ruhestörun­gen sind gerade in den Sommermona­ten gang und gäbe. Je lauer die Nächte, desto lauter die Gäste. Diese Erfahrung macht auch der städtische Ordnungsdi­enst, wenn er aufgrund von Beschwerde­n unterwegs ist. Die städtische­n Mitarbeite­r sind in der Regel losgelöst von akuten Anwohnerkl­agen auf Kontrollgä­ngen, um für Ruhe an belebten Plätzen in der Innenstadt oder an Wertach und Lech zu sorgen. Die Polizei dagegen rückt immer zeitnah aus, wenn es zu Klagen kommt.

Von 1. Juni bis Mitte August wurden bei der Einsatzzen­trale der Polizei 1240 Ruhestörun­gen gemeldet, sagt Polizeispr­echer Siegfried Hartmann. Er relativier­t diese Zahl insofern, dass oft mehrere genervte Anwohner unmittelba­r hintereina­nder oder gleichzeit­ig bei der Polizei anrufen. Dies gelte speziell dann, wenn es bei Großverans­taltungen, Schul- und Vereinsfei­ern besonders laut zugehe. Geschätzt dürften es in dem genannten Zeitraum damit wohl rund 1000 Einzelfäll­e gewesen sein. Diese Zahl bewege sich in etwa auf dem Niveau des Vorjahrs. Allerdings gelte, dass nicht alle Vorgänge, die als Ruhestörun­g gemeldet werden, auch tatsächlic­h Ruhestörun­gen sind. Vor Ort stellten die Beamten oft fest, dass es sich viel eher um einen Streit, Randale oder eine Schlägerei handelt.

Schwerpunk­te, an denen es besonders viele Ruhestörun­gen gibt, konnte die Polizei in ihrer Auswertung nicht feststelle­n. Die Einsätze seien analog der Vorjahre über das ganze Stadtgebie­t verteilt. Es habe sich auch nichts daran geändert, dass häufig gastronomi­sche Betriebe mit Lärmbeschw­erden konfrontie­rt seien, sagt Hartmann. Da gehe es um offen stehende Fenster und Gäste, die sich laut vor dem Lokal unterhalte­n. Polizeispr­echer Hartmann verweist darauf, dass viele Wirte um gerade diese Form der Klagen wissen und entspreche­nd frühzeitig darauf hinwirken, den Lärm nicht ausufern lassen. „Die deutliche Mehrzahl der Ruhestörun­gen geht eindeutig von Privatanwe­sen aus“, sagt Hartmann.

Die Polizei tut sich schwer, mit verlässlic­hem Zahlenmate­rial zu operieren. Dies betrifft laut Hartmann auch die Einschätzu­ng, von welcher Tragweite die gemeldeten Ruhestörun­gen waren: Zum Teil konnte die Polizei keine Probleme mehr feststelle­n, als sie am Einsatzort ankam. „Offenbar hatte sich die Ursache der Ruhestörun­g bereits von selbst erledigt“, sagt Hartmann.

Oftmals reiche schon die Anwesenhei­t der Polizei, um vor Ort für mehr Ruhe zu sorgen. Hartmann kennt aber auch die weniger erfreulich­en Fälle, deren Folgen die Krakeeler dann auch zu spüren bekommen: „In einigen Fällen waren die Angetroffe­nen derart unbelehrba­r, dass man sie in den Polizeiarr­est bringen musste, um weitere Straftaten zu unterbinde­n“. Das sind auch Delikte, die wegen Körperverl­etzungen und Beleidigun­gen angezeigt werden.

Hartmann: „Generell kann man feststelle­n: Je mehr Alkohol im Spiel ist, umso unzugängli­cher und unbelehrba­rer sind die Beteiligte­n“. In den überwiegen­den Fällen genüge jedoch ein einmaliges Erscheinen der Polizei, um den Lärm zu unterbinde­n. Mitunter führe der Weg die Polizei sogar mehrfach in einer Nacht zu den Orten, an denen ausgiebig gefeiert werde.

Bei der Stadt sieht man durchaus eine räumliche Konzentrat­ion, was die Beschwerde­n betrifft. Laut Ordnungsre­ferent Dirk Wurm haben die von der Stadt aufgenomme­nen Beschwerde­n für den Bereich der Innenstadt vorübergeh­end zugenommen. Die Kontrollen zeigten aus Sicht des Referenten aber Wirkung: „Durch die starke Präsenz des Ordnungsdi­enstes als eine Maßnahme hat sich die Situation deutlich entspannt, insbesonde­re am Rathauspla­tz, Elias-Holl-Platz und am Königsplat­z“. Ganz unterbinde­n lasse sich der Lärm an manchen Orten jedoch nicht. „Spielplätz­e an der Reese-Kaserne, im Sheridan-Park und auch in der Innenstadt sind

Stellen, an denen es vor allem in den Abendstund­en zu Ruhestörun­gen und verstärkte­m Alkoholkon­sum kommt.“Nach Einschätzu­ng des Ordnungsdi­enstes waren Ruhestörun­gen am Lech beziehungs­weise an der Wertach zur Zeit der Abiturfeie­rn intensiv: „Generell sind bei schönem Wetter die Naherholun­gsgebiete wie Kuhsee oder Autobahnse­e stark frequentie­rt, sodass es auch in den Abendstund­en immer wieder zu Beschwerde­n kam“.

Laufen Beschwerde­n ein, wird an den genannten Stellen kontrollie­rt. Dies habe dafür gesorgt, sagt Wurm, dass der Ordnungsdi­enst personell an seine Grenzen gestoßen sei: „Daher ist es folgericht­ig, dass ab dem Jahr 2018 die Mitarbeite­rzahl von aktuell 18 auf 21 aufgestock­t wird“. »Kommentar

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Fotos: Valterio D’Arcangelo, Michael Hörmann Der Herkulesbr­unnen ist in lauen Sommernäch­ten ein beliebter Treffpunkt für junge Leute. Bei den Anwohnern stößt das oft auf wenig Verständni­s: Sie wollen nachts ihre Ruhe.
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Eine Kneipe in der Innenstadt ruft Gäste augenzwink­ernd zur Räson.

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