Familienmensch mit Siegermentalität
Bernhard Langer feiert am Sonntag seinen 60. Geburtstag. Er wird an diesem Tag Golf spielen und vielleicht den 106. Turniersieg seiner beispiellosen Karriere holen
Augsburg An seinem 60. Geburtstag wird Bernhard Langer Golf spielen. Und vielleicht trägt ihm sogar Sohn Stefan die Schlägertasche. Doch es wird mit Sicherheit keine beschauliche 18-Loch-Runde im Familienkreis, wie bei manch anderem Jubilar in seinem Alter. Bernhard Langer kämpft am Sonntag, seinem Geburtstag und dem Finaltag der Boeing Classic in Snoqualmie, Washington, darum, seinen Titel aus dem Vorjahr zu verteidigen. Um seiner bisherigen Jahresgewinnsumme von 2,5 Millionen Dollar noch ein bisschen Preisgeld hinzuzufügen – und weiter an seinem Legenden-Status als erfolgreichster deutscher Golfprofi aller Zeiten zu arbeiten.
Was hat der gebürtige Schwabe Bernhard Langer in seiner langen Karriere nicht schon alles gewonnen: 105 Turniersiege gehen auf sein Konto, zwei Majors – darunter der legendäre Sieg 1985 beim Masters in Augusta, der den jungen Mann aus Anhausen (Landkreis Augsburg) über Nacht zum Star werden ließ. Heute, 32 Jahre später, ist Bernhard Langer noch immer so erfolgreich wie kein anderer deutscher Golfprofi vor und nach ihm. Über 23 Millionen Dollar soll er laut der amerikanischen Professional Golf Association (PGA) bisher allein auf der Champions Tour verdient haben. Drei Mal in Folge gewann er den renommierten Schwab Cup, zuletzt 2016.
Völlig nebensächlich, dass er seit fast zehn Jahren vorwiegend auf der amerikanischen Champions Tour unterwegs ist. Jenem hoch dotierten Austragsstüberl der PGA-Tour, wo die Senioren ihre aktive Laufbahn meist entspannt auslaufen lassen. Bis auf Bernhard Langer. Der hat die Kollegen ziemlich geschockt, als er mit exakt den gleichen Ambitionen, die ihn zuvor auf der US PGATour auszeichneten, auch auf der Champions Tour losmarschierte. Den staunenden Kollegen zeigte er eindrucksvoll, wie Golfer auch jenseits der 50 mit eisernem Willen, Ehrgeiz und Disziplin Top-Leistungen erbringen können. Für ihn persönlich mündeten sie in zehn Senior Majors-Siege und 2014 mit 56 Jahren sogar in einen achten Platz beim regulären US Masters in Augusta.
„Es gibt nichts Besseres als zu siegen“, sagte Langer einmal – und getreu diesem Motto geht er auch mit 60 seinen Weg. Täglich arbeitet er im hauseigenen Fitnessstudio, um die alternden Muskeln beweglich zu halten, er achtet auf seine Ernährung, verzichtet gänzlich auf Alkohol. Langer ist tiefgläubiger Christ, einer, wie er sagt, der „die Bibel als Gebrauchsanweisung für das Leben nutzt“. Er redet gern über seinen Glauben, vielleicht sogar noch lieber als über Golf. So sagte er im Gespräch mit unserer Zeitung einmal: „In den USA redet man über den Glauben so wie wir über das Wetter oder den Beruf. Ich empfinde das als ganz normal, denn der Glaube hat in meinem Leben hohe Priorität, ja die höchste Priorität.“
Seiner Popularität in Deutschland hat es keinen Abbruch getan, dass er 1984, als er die Amerikanerin Vikki Carol heiratete, seinen Lebensmittelpunkt nach Boca Raton in Florida verlegte. Dort wohnt er bis heute. Vier Kinder hat das Paar, mindestens einmal im Jahr kommt die Familie nach Deutschland, um die Verwandten in der Heimat zu besuchen. Ganz in der Nähe ist auch der Hauptsitz der Langer Sport Marketing GmbH, die er mit seinem Bruder Erwin betreibt und die internationale Turniere in ganz Deutschland organisiert und mit fachlichem Know-how unterstützt.
Ein Abstecher in den Golfclub Augsburg (GCA) in Burgwalden gehört für Bernhard Langer bei jedem Deutschland-Besuch dazu. Wie früher, fährt er auch heute noch gern mit dem Fahrrad in jenen Golfklub, in dem seine Karriere ganz unspektakulär begann.
Als neunjähriger Bub arbeitet Bernhard Langer dort als Caddie. Er trägt die Taschen der Golfspieler, um sich ein paar Mark Taschengeld zu verdienen. Dann spielt er selbst, gewinnt die ersten Turniere. Die Eltern sind wenig begeistert, als er daraufhin eine Ausbildung zum Golflehrer beginnt. Doch schnell stellen sich Erfolge ein. Langer wird 1979 Profi und gehört in den 70er und 80er Jahren zu den besten Golfspielern weltweit. 1986 erklimmt er als erster Deutscher die Spitze der Weltrangliste. Nach zehn aktiven Ryder-Cup-Teilnahmen wird Bernhard Langer 2014 zum Kapitän des Europäischen Ryder-Cup-Teams ernannt. Er führt das Kollektiv zum historischen 18,5:9,5-Erfolg gegen die USA.
Nur einen Wunsch konnte sich Bernhard Langer in seiner Karriere bisher nicht erfüllen – den Ryder Cup nach Deutschland zu holen. Gemeinsam mit seinem Bruder und dem Golfclub Rohrenfels-Neuburg hat er versucht, das international so bedeutsame Sport-Event in seine Heimat nach Bayern zu bringen. Doch die Bewerbung scheiterte. Vornehmlich aus finanziellen Gründen, weil sich der Bund nicht wie erhofft beteiligte. Stattdessen erhielt Frankreich den Zuschlag. Dort im Club Saint-Quentin-en-Yvelines nahe Paris wird nun der Ryder Cup 2018 stattfinden.
Doch Bernhard Langer kann mit Rückschlägen umgehen. Bei all seinen Erfolgen, Rekorden und Auszeichnungen – darunter das Bundesverdienstkreuz ebenso wie der Orden des Britischen Empire (OBE) – abgehoben ist der Schwabe nie. Die Erklärung ist für ihn ganz einfach: „Das Golfspielen selbst lehrt einen Demut. Es ist die schwierigste Sportart, die ich kenne. Man ist so weit weg von der Perfektion und wird immer wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt.“
Familienbesuche in Anhausen