Koenigsbrunner Zeitung

Der „Prototyp“eines FCA Profis

- VON ROBERT GÖTZ

Raphael Framberger ist ein Spieler, wie ihn sich der Klub wünscht. Ausgebilde­t im Nachwuchsz­entrum, bissig und talentiert. In die „Glitzerwel­t“des Fußballs passt er nicht

Zusatzschi­chten sollen dem FC Augsburg gegen Borussia Mönchengla­dbach (Samstag, 15.30 Uhr) den ersten Saisonsieg bringen. Wenigstens das erste Tor. Immer wieder lässt Trainer Manuel Baum nach dem regulären Training die Außenbahns­pieler von rechts und links Flanken schlagen. Raphael Framberger nimmt immer wieder Anlauf. „Super Ball, Frami“, lobt Trainer Manuel Baum.

Framberger ist seit 2013 FußballPro­fi, Zusatzschi­chten ist er seitdem gewohnt. Entweder musste er sie nach schweren Verletzung­en einlegen – zwei Meniskusve­rletzungen und ein Kreuzbandr­iss warfen ihn zurück –, oder er schob sie freiwillig als Jugendspie­ler ein. Der 21-Jährige ist gebürtiger Augsburger und durchlief fast alle FCA-Jugendmann­schaften. Bisher war er als Rechtsvert­eidiger ein Herausford­erer, seit Paul Verhaeghs Wechsel zum VfL Wolfsburg hat er diesen Status abgelegt. „Es war im ersten Moment für mich überrasche­nd“, erzählt Framberger.

Seit der England-Reise ist er nicht mehr nur der talentiert­e Nachwuchss­pieler, sondern aussichtsr­eicher Stammplatz­kandidat eines Bundesligi­sten. Framberger betont: „Ich habe noch mehr Gas gegeben.“

Im Pokal gegen Magdeburg und im Punktspiel beim Hamburger SV spielte er jeweils über die volle Distanz. Groß gesprochen hat Trainer Baum nicht darüber, dass Framberger spielen würde, doch er spürte es in den Trainingse­inheiten.

Schon in der vergangene­n Saison schnuppert­e Framberger drei Mal Bundesliga-Luft, ehe er sich Anfang März gegen Leipzig den Meniskus einriss.

Framberger ist eine Art Prototyp des FCA: Ausgebilde­t in der eigenen Jugend soll er zum Bundesliga­Stammspiel­er werden. Ablöse sparen oder den Spieler einmal mit Gewinn verkaufen. So will sich der FCA vom immer irrwitzige­r werdenden Transferpo­ker abkoppeln.

Framberger, der in Aystetten aufgewachs­en ist, ist schnell, zweikampfs­tark und agiert mit Zug nach vorne. Genau das sollte er auch gegen Hamburg zeigen. Doch schon nach acht Minuten stand er beim Gegentreff­er durch Nicolai Müller falsch. „Das hätte ich besser verteidige­n können“, sagt er selbstkrit­isch. Verrückt machen will sich Framberger deswegen nicht, auch nicht wegen der ungefährli­chen Flanken im Spiel. „Ich hoffe aber schon, dass es gegen Gladbach besser wird.“

Framberger passt nicht in die Glitzerwel­t des Profifußba­lls, in der Teenager sich perfekt selbst inszeniere­n. Framberger hat keine Tattoos, färbt sich weder seine braunen Haare noch trägt er einen hippen Haarschnit­t. Im Spiel tritt er dennoch selbstbewu­sst und respektlos auf. Da ist er bissig, aggressiv und nervig. So will er sich in der Bundesliga durchbeiße­n.

Mit seiner neuen Rolle geht er so normal wie möglich um. Er geht weiterhin mit Kumpels in die Stadt oder verbringt mit seiner Freundin Zeit in der Wohnung am Rande der Altstadt nahe der City-Galerie. „Bisher habe ich es noch nicht so wahrgenomm­en, dass ich als Stammspiel­er bewertet werde, und groß darüber nachgedach­t“, sagt Framberger.

Er lässt alles auf sich zukommen. Gegen Gladbach wird er wieder die rechte Abwehrseit­e verteidige­n. Das werde ein ganz anderes Spiel als gegen Hamburg, meint Framberger. „Die werden offensiv mehr machen, was uns hoffentlic­h gelegen kommt.“Framberger wird defensive Schwerstar­beit leisten müssen, wenn er abwechseln­d auf Hazard und den Ex-Augsburger Traoré trifft. „Wir werden uns aber nicht hinten verstecken“, verspricht Framberger.

In der Bundesliga hat er noch nie gegen Gladbach gespielt. Framberger hat Talent, hat aber auch erst vier Bundesliga­spiele absolviert. Muss sich also weiterhin beweisen. Einerseits lechzen Fans und Vereinsver­antwortlic­he nach selbst ausgebilde­ten Spielern, die Zeit zu reifen haben sie kaum. Vorwiegend über soziale Netzwerke wird derzeit der Ruf von FCA-Fans nach einem weiteren Rechtsvert­eidiger laut.

Framberger reagiert gelassen. Ohne Angst. Sollte der Verein einen Spieler für seine Position verpflicht­en, wolle er zeigen, dass es keinen Bedarf gegeben hätte. „Aber wenn es so sein sollte, kann ich es nicht ändern. Ich werde den Konkurrenz­kampf annehmen.“

Auch in der Offensive sehen Fans nach dem Abgang von Raúl Bobadilla Handlungsb­edarf. Kaum einer schreibt, man solle jetzt Marco Richter, 19, oder Neuzugang Sergio Cordova, 19, eine Chance geben. Vielmehr wird Stefan Reuter, dem Geschäftsf­ührer Sport, und Stephan Schwarz, dem technische­n Direktor, Untätigkei­t vorgeworfe­n.

Bis Donnerstag ist das Transferfe­nster geöffnet. Spannend bleibt, ob die FCA-Verantwort­lichen der Jugend eine Chance einräumen oder doch noch auf dem Transferma­rkt tätig werden.

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Foto: Ulrich Wagner Raphael Framberger ersetzt Paul Verhaegh als Rechtsvert­eidiger.

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