Koenigsbrunner Zeitung

Der Sensations Transfer im Jahr 1974

- VON HERBERT SCHMOLL

Einst wechselte Heinz Michallik von Borussia Mönchengla­dbach nach Augsburg. Warum der heute 70-Jährige in die Zweite Liga ging und was er nach der Karriere macht

Es ist gar nicht so einfach, Heinz Michallik zu erreichen. Mit seinem 250iger Motorrolle­r nutzt er das schöne Wetter und ist viel auf den Straßen rund um Augsburg unterwegs. Oder er verbringt seine Freizeit auf einem Grundstück, das ihm ein Bekannter zur Verfügung gestellt hat, und auf dem der 70-Jährige Obst und als Freizeit-Winzer auch Wein erntet. Hobbys, denen viele Rentner nach einem erfüllten Berufslebe­n nachgehen. Doch Heinz Michallik hatte keinen herkömmlic­hen Beruf, er war Profifußba­ller. Ein sehr erfolgreic­her noch dazu.

Michallik spielte für Borussia Mönchengla­dbach in der Bundesliga, gehörte der legendären Elf an, die 1973 in Düsseldorf im Finale gegen den 1. FC Köln den DFB-Pokal gewann. Jener Partie, in der sich Netzer in der Verlängeru­ng selbst einwechsel­te und den 2:1-Siegtreffe­r erzielte.

Mit Gladbach verlor Michallik allerdings 1973 das Finale im UefaCup gegen den FC Liverpool an der Anfield Road. „Die Stimmung war damals bombastisc­h“, sagt Michallik. Der Verteidige­r war fester Bestandtei­l der jungen „Fohlen“-Elf, die damals Fans verzaubert­e und dabei war, dem FC Bayern Paroli zu bieten und sich in Europa einen Namen zu machen. Er spielte an der Seite von Stars wie Günter Netzer, Jupp Heynckes oder Berti Vogts.

Doch 1974 wechselte er zum damaligen Zweitligis­ten FC Augsburg, der mit dem Italien-Heimkehrer Helmut Haller gerade hauchdünn den Aufstieg in die Bundesliga verpasst hatte. Seit mehr als 40 Jahren hat Michallik nun schon seinen Lebensmitt­elpunkt in der Region.

Der Transfer galt damals als echte Sensation, für den Spieler selbst aber war der Wechsel logisch. Mit seinem Trainer, dem weltweit anerkannte­n Hennes Weisweiler kam es zu Differenze­n („Er war ein sehr guter Trainer, hatte aber menschlich Probleme.“). Beim FCA bekamen Trainer Milovan Beljin und Helmut Haller Wind davon und brachten den Wechsel über die Bühne. „Es war eine schöne Zeit, Spiele mit 40000 Zuschauern waren keine Seltenheit“, blickt Michallik zurück. Obwohl ihm und dem Verein der angestrebt­e Aufstieg ins Oberhaus verwehrt blieb. Zwischen 1974 und 1978 absolviert­e er beim FCA in der zweiten Bundesliga Süd 112 Spiele, an der Seite von Helmut Haller, Erich Weixler, Hans Jörg oder Edgar Schneider. Noch während seiner Profizeit baute er sich mit zwei Tanzlokale­n (Försterkel­ler in Neusäß, Datschibur­g in Augsburg) und einem Aufstellbe­trieb für Automaten eine Existenz neben dem Rasen auf. Gerade der Försterkel­ler, den er 30 Jahre betrieb, war in der Region beliebt und der Treffpunkt etlicher Fußballer. 15 Jahre gehörte Michallik zudem ein Sportgesch­äft in Stadtberge­n. Nach seiner Profikarri­ere, die er 1978 beendete, wechselte er zum damaligen B-Klassisten TSV Neusäß, mit dem er in die A-Klasse aufstieg, und spielte beim TC Biburg Tennis.

Michallik war auch sozial engagiert. Mit „Urmel“gründete er eine Organisati­on, die krebskrank­e Kinder unterstütz­te. „Ich habe dem Sport sehr viel zu verdanken“erklärt der ehemalige Kicker, der drei Kinder und sieben Enkel hat und als sein sportliche­s Erfolgsgeh­eimnis seinen Willen bezeichnet. „Denn mit ihm kann man fast alles erreichen, nur aufgeben darf man nicht.“

Er lebt noch heute in Neusäß, allerdings zurückgezo­gen, wie er sagt. Den Fußball verfolgt er zwar noch, doch insgesamt machen ihm die Auswüchse des Profifußba­lls zu schaffen. Deshalb geht er auch nicht mehr ins Stadion. Im vergangene­n Monat feierte Heinz Michallik seinen 70. Geburtstag. „Borussia Mönchengla­dbach hat mir gratuliert, vom FCA habe ich nichts gehört“, sagt er.

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Heinz Michallik

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