Menschen bewirken viel mehr als Kameras
Noch vor wenigen Wochen drohte die Situation auf mehreren Plätzen in der Stadt zu entgleisen. Dank Ordnungsdienst und Polizei ist es nun deutlich besser. Was man aus diesem Erfolg lernen muss
Natürlich haben sich die Probleme nicht in Luft aufgelöst. Auch in dieser Woche gab es wieder Vorfälle, die kein besonders gutes Licht auf die öffentlichen Plätze in der Stadt werfen. Am Königsplatz wurde ein Passant von einer Frau aus der Trinkerszene massiv beleidigt. Der Grund dafür war: Der Mann hatte es „gewagt“, einen Trinker, der einfach in den Park pinkelte, auf sein Verhalten anzusprechen. Am Rathausplatz mussten schon um die Mittagszeit Polizei und Sanitäter anrücken, weil ein Mann so betrunken war, dass er sich fast nicht mehr auf den Beinen halten konnte.
Das sind Momentaufnahmen. Fälle, die es, so bedauerlich das auch sein mag, immer geben wird. Wer die Situation auf den Plätzen in der Innenstadt aber über die vergangenen Wochen und Monate hinweg beobachtet hat, der kommt zu einem erfreulichen Ergebnis. Im Frühjahr und Frühsommer häuften sich die unschönen Szenen. Es waren keine schweren Straftaten, sondern – für sich betrachtet – eher Kleinigkeiten. Lärm, Dreck, Scherben, beiläufige Drogengeschäfte, Streitereien unter jungen Migranten und in der Trinkerszene. Doch die Häufung sorgte dafür, dass das Sicherheitsgefühl vieler Passanten auf den Plätzen litt. Zumindest fühlte man sich eher nicht dazu verleitet, auf den teils für eine Menge Geld neu gestalteten Plätzen zu verweilen.
Inzwischen zeigt sich aber: Die Stadt hat ganz offensichtlich erfolgreich gegengesteuert. Eine Abwärtsspirale, die noch vor wenigen Wochen zumindest drohte, kam nicht in Gang. Im Gegenteil. Die Aufenthaltsqualität auf den Plätzen ist wieder deutlich besser. Das heißt nicht, dass nun einzelne Gruppen komplett vertrieben worden sind. Nach wie vor gibt es die Trinkerszene am Kö. Auch junge Migranten versammeln sich hier weiterhin. Auf dem Rathausplatz sitzen noch immer Menschen, die das ein oder andere Bier trinken. Auch Müll bleibt dabei noch immer zurück. All das wirkt aber nicht mehr so massiv. Die Stimmung wirkt friedlicher, die Lage hat sich spürhend bar entspannt – das sieht man auch bei der Innenstadt-Polizei und im Ordnungsreferat der Stadt so.
Es war ein Bündel von Maßnahmen, mit dem die Stadt reagiert hat. Der städtische Ordnungsdienst zeigte sich verstärkt an den Plätzen und sprach die Menschen, die sich danebenbenommen haben, direkt an. Dazu waren die Streetworker des Stadtjugendrings vorüberge- vor allem in der Innenstadt unterwegs. Begleitet wurde das von einer Medienkampagne der Stadt, mit den öffentlichen Plätzen doch bitte sorgsam umzugehen. Vor allem am Königsplatz, wo es die meisten Streitereien und Auseinandersetzungen gab, ließ sich auch die Polizei deutlich öfter blicken. Die Streifen fuhren den Platz besonders häufig an. Interessant wird sein, inwiefern sich die Beruhigung der Situation auf die Debatte um eine Videoüberwachung am Königsplatz auswirkt. Die Polizei hatte angekündigt, die Entwicklung über den Sommer hinweg noch abzuwarten und dann eine Entscheidung darüber zu treffen, ob hier künftig mitgefilmt werden soll oder nicht. Die Frage, ob die Kameras nun überhaupt noch nötig sind, wird sich dabei wohl stellen.
Die positive Entwicklung der vergangenen Wochen zeigt aber ohnehin: Die Wirkung von Kameras wird vermutlich überschätzt. Sie können sicherlich dabei helfen, Straftaten, die sich ereignet haben, aufzuklären. Der AbschreckungsEffekt dagegen ist wohl nicht so groß. Viel mehr bewirkt die Präsenz von Polizisten und städtischen Ordnungskräften. Es geht dabei nicht in erster Linie um Strafe. Oft reicht schon ein freundlicher Hinweis oder eine Ermahnung, um das Verhalten zu ändern. Doch Personal kostet Geld. Der Stadtrat hat den Ordnungsdienst zuletzt bereits aufgestockt. Um einen weiteren, deutlichen Ausbau wird die Politik nicht herumkommen, wenn sie den gesellschaftlichen Frieden auf den Plätzen weiter erhalten will.