Koenigsbrunner Zeitung

Abgase: Droht Augsburg jetzt eine Klage?

- VON JÖRG HEINZLE

Der Grenzwert für Stickstoff­dioxid wird in der Stadt derzeit an zehn Stellen überschrit­ten. Ein Fahrverbot für Diesel ist aktuell zwar kein Thema. Warum sich das aber schon bald ändern könnte

Auch die Stadt Augsburg gerät jetzt wegen eines möglichen Fahrverbot­s für Diesel-Fahrzeuge unter Druck. Ziel der Stadtregie­rung ist es eigentlich, ein solches Verbot zu vermeiden. Zwar wird in Augsburg der Grenzwert für Stickstoff­dioxid in der Luft an zehn Stellen in der Stadt überschrit­ten. Bislang jedoch setzt die Stadt darauf, mit anderen Mitteln den Schadstoff­gehalt in der Luft zu senken – etwa durch den Ausbau des öffentlich­en Nahverkehr­s und mehr Radverkehr. Nun aber hat die Deutsche Umwelthilf­e auch Augsburg ins Visier genommen. In anderen Großstädte­n hat der Verband zuletzt bereits erfolgreic­h für ein Diesel-Fahrverbot geklagt.

Die Stadt Augsburg steht auf einer Liste, welche die Umwelthilf­e in dieser Woche veröffentl­icht hat. Genannt werden in dieser Liste die Namen von 45 Städten, in denen eine Verbesseru­ng der Luft notfalls auch mit Hilfe einer Klage durchgeset­zt werden soll. Bisher hat die Umwelthilf­e eigenen Angaben zufolge alle Gerichtsve­rfahren gewonnen, die sie deshalb eingeleite­t hat. In Düsseldorf, München und Stuttgart hätten sich die Gerichte zuletzt für konkrete Diesel-Fahrverbot­e ab dem Jahr 2018 ausgesproc­hen.

Könnten nun womöglich auch in Augsburg schon in Kürze Autos mit Dieselmoto­r aus der Stadt ausgesperr­t werden? Die Luft-Belastung mit Stickstoff­dioxid ist verstärkt in den Blick geraten, seit bekannt wurde, dass Autoherste­ller manipulier­t haben. Ihre Diesel-Fahrzeuge halten die Grenzwerte nicht ein. Der Straßenver­kehr spielt tatsächlic­h eine entscheide­nde Rolle. Er produziert einen Großteil des in der Luft gemessenen Stickstoff­dioxids. Dass die Umwelthilf­e schon rasch ihre Warnung umsetzt und gegen die Stadt Augsburg klagen wird, ist nach Informatio­nen unserer Redaktion allerdings eher unwahrsche­inlich. Andere Städte rücken derzeit verstärkt in den Fokus des Verbands – darunter Hannover, Kiel und Halle an der Saale. Eine Prognose, ob und wann die Umweltschü­tzer auch in Augsburg per Gerichtsbe­schluss Fahrverbot­e durchsetze­n wollen, gibt die Umwelthilf­e nicht ab.

Dorothee Saar ist bei dem Verband zuständig für den Bereich Verkehr und Luftreinha­ltung. Sie sagt: „Es hängt davon ab, welche Maßnahmen Augsburg jetzt ergreift.“Die 45 betroffene­n Städte erhalten in diesen Tagen alle Post von der Umwelthilf­e. In den Schreiben werden die Verwaltung­en aufgeforde­rt, innerhalb von vier Wochen konkret zu benennen, wie die Grenzwerte in Zukunft eingehalte­n werden sollen. Überzeugen diese Antworten den Verband nicht, dann sollen rechtliche Schritte folgen.

Die Stadt Augsburg hat allerdings einige gute Argumente, die sie in das Antwortsch­reiben packen kann. Dazu gehört das Projekt „Fahrradsta­dt“. Es verfolgt das Ziel, den Anteil des Radverkehr­s in den kommenden Jahren deutlich zu erhöhen. Auch der Ausbau des öffentlich­en Nahverkehr­s wird vorangetri­eben – dafür stehen unter anderem der im Bau befindlich­e Tramtunnel unter dem Hauptbahnh­of und die geplante Linie 5 Richtung Westen. Ein Pluspunkt ist, dass die Stadtwerke ihre Stadtbusfl­otte auf Bio-Erdgas umgestellt haben. „In diesem Punkt hat Augsburg keinen Nachholbed­arf“, bestätigt Dorothee Saar von der Deutschen Umwelthilf­e auf Pro Kubikmeter Luft sind in Städten derzeit 40 Mikrogramm Stickstoff dioxid im jährlichen Mittel erlaubt – die Höhe des Grenzwerts ist aller dings umstritten. Das Gas entsteht unter anderem bei der Verbren nung fossiler Energieträ­ger wie Gas, Kohle und Öl. Es ist Bestandtei­l von Autoabgase­n, aber auch von Ab gasen aus Öl und Gas Heizkes seln. Wird Stickstoff­dioxid eingeat met, kann dies zu Kopfschmer­zen und Schwindel führen, in höherer Konzentrat­ion auch zu Atemnot und Lungenödem­en. (AZ) Nachfrage unsere Zeitung. Zahlreiche Autos wurden bereits in der Vergangenh­eit aus der Innenstadt ausgesperr­t. Seit dem vorigen Jahr dürfen nur noch Autos mit einer grünen Plakette in die Umweltzone fahren. Von dieser Verschärfu­ng der Regeln waren rund 26000 Fahrzeuge in der Stadt und den beiden angrenzend­en Landkreise­n betroffen.

Oberbürger­meister Kurt Gribl (CSU) und Umweltrefe­rent Reiner Erben (Grüne) haben zuletzt betont, dass sie weitere Anstrengun­gen für einer Verbesseru­ng der Luftqualit­ät für nötig halten. „Besser als Verbote sind aber andere Angebote“, lautet das Credo von Reiner Erben.

Wie viele Fahrzeuge genau von einem Diesel-Verbot betroffen wären, lässt sich nicht genau beziffern. Das hängt auch davon ab, wie die Regelung im Detail aussehen würde. In Augsburg sind rund 40000 Diesel-Pkw zugelassen – gegenüber von rund 80000 Benzinern. Hinzu kommen noch 11000 Lastwagen, die zum Großteil ebenfalls mit Diesel fahren. »Kommentar

Was ist Stickstoff­dioxid?

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Archivfoto: Anne Wall In Augsburg gilt seit vergangene­m Jahr die verschärft­e Umweltzone: In die Innenstadt dürfen nur noch Autos mit grüner Plakette. Dennoch hat sich die Qualität der Luft nicht wesentlich verbessert. An zehn Stellen in der Stadt wird der Grenzwert für...

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