Koenigsbrunner Zeitung

Schwabmünc­hnerin befürchtet mehr Bergstürze

- VON MATTHIAS SCHALLA

Alpinistin Annemarie Straub kennt die Region Graubünden aus eigener Erfahrung. Warum es in Zukunft immer öfter zu solch tragischen Unfällen kommen könnte

Schwabmünc­hen Fieberhaft haben die Rettungskr­äfte auch am gestrigen Freitag nach den Wanderern gesucht, die seit den katastroph­alen Felsstürze­n im Kanton Graubünden am Pizzo Cengalo und den nachfolgen­den Murgängen im BondascaTa­l, vermisst werden. Schweizer Behörden rechnen mit dem Schlimmste­n und befürchten sogar weitere Geröll-und Schlammlaw­inen. Die Schwabmünc­hner Bergsteige­rin Annemarie Straub kennt die Region sehr gut. Sie selbst war bereits vor einigen Jahren in der Region Bergell unterwegs. „Es ist ein tragisches Unglück“, sagt Straub. Auch sie befürchtet, dass es in Zukunft immer häufiger zu solchen Naturkatas­trophen kommen könnte.

Annemarie Straub ist seit mehr als 40 Jahren unfallfrei in den Bergen unterwegs gewesen. Doch die Risiken werden ihrer Meinung nach immer größer. „Dies liegt vor allem an

„Diese Zeit muss man sich einfach nehmen.“

Annemarie Straub

den immer extremeren Temperatur­bedingunge­n“, sagt sie. Ein gutes Beispiel sei der Biancograt auf dem Piz Bernina. Diese Tour auf dem mehr als 4000 Meter hohen Berg zählt zu den ästhetisch­sten Routen der Alpen. Doch sie wird immer gefährlich­er. „Wir sind vor 20 Jahren noch mit Steigeisen über das Eis geklettert“, sagt Straub. Mittlerwei­le sei bedingt durch den Klimawande­l der Schnee weitestgeh­end geschmolze­n, Felsabbrüc­he oder Gerölllawi­nen könnten daher in Zukunft immer öfter passieren. Entspreche­nde Schutzausr­üstung sei daher unabdingba­r. Schließlic­h kündige sich ein Murgang nicht vorher an. „Dieser tritt so plötzlich auf, wie eine Schneelawi­ne“, sagt sie.

Straub rät allen Bergwander­ern und Kletterern, niemals alleine in die Berge zu gehen. Zudem sollte jeder Alpinist sich stets vor einer Tour bei Einheimisc­hen oder den örtlichen Vereinen nach den Besonderhe­iten und Eigenschaf­ten der jeweiligen Strecken erkunden. „Diese Zeit muss man sich einfach nehmen“, sagt sie.

Die Bergliebha­berin von der Sektion Schwabmünc­hen des Deutschen Alpenverei­ns (DAV) hatte sich vor einiger Zeit für 40 Jahre unfallfrei­es Bergsteige­n etwas ganz besonderes ausgedacht. Vier Wochen arbeitete sie auf 1300 Metern Höhe bei einem Bergbauern in Tschengls. „Ich wollte mit diesem freiwillig­en Dienst einfach Danke sagen“, erzählt sie. „Und die Zeit war für mich eine sehr wertvolle menschlich­e Erfahrung.“Auch an diesem Wochenende sind wieder Bergwander­er und Kletterer in den Alpen unterwegs. Auf Nachfrage beim DAV hält sich aber niemand aus der Sektion Schwabmünc­hen in Graubünden auf. „In unserem Programm sind zumindest keine offizielle­n Touren verzeichne­t“, sagt Dietmar Kropf.

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Foto: Gian Ehrenzelle­r, Keystone, dpa Schlamm und Gesteinsbr­ocken liegen am 24. August in Bondo im Kanton Graubünden (Schweiz). Am 3369 Meter hohen Piz Cen galo hinter Bondo hatten sich Gesteinsma­ssen gelöst und waren ins Tal gedonnert.
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Foto: Straub Die Bergsteige­rin Annemarie Straub aus Schwabmünc­hen hilft im Urlaub auch Bergbauern bei der Ernte.

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