Koenigsbrunner Zeitung

Der Apfelsaft soll reichlich fließen

- VON ADRIAN BAUER

Die Presse des Königsbrun­ner Obst- und Gartenbauv­ereins ist ab heute wieder in Betrieb. Die Kunden nehmen dabei den Geschmack ihres eigenen Obstes mit nach Hause. Erstmals gibt es einen speziellen Service fürs Fallobst

Königsbrun­n Der Apfelsaft fließt ab diesem Wochenende wieder durch die Kessel, Leitungen und schläuche im Presshaus in Königsbrun­n. Die Mitglieder des Obst- und Gartenbauv­ereins stehen in den nächsten Wochen hinter ihrer Maschine und sorgen dafür, dass die Kunden ihren eigenen Saft mit nach Hause nehmen können. Während Besitzer großer Obstanbaug­ebiete in diesem Jahr aufgrund später Fröste im Frühjahr mit einer schlechten Ernte rechnen, sind die Königsbrun­ner Gartler weniger pessimisti­sch.

„Bei uns ist es immer ein paar Grad kälter als an den geschützte­n Lagen am Bodensee“, sagt der Vorsitzend­e des Gartenbauv­ereins, Wilhelm Terhaag. Daher blühen die Bäume später und viele Apfelbäume hätten in Königsbrun­n die späten Frosttage so ganz gut überstande­n. Terhaags Vorstandsk­ollege Roland Neider weiß von einigen Baumbesitz­ern, deren Bäume eine gute Ernte erwarten lassen. Kirschen und Zwetschgen habe es bei ihm dagegen in diesem Jahr kaum gegeben.

Eine gewisse Menge Obst brauchen die Gartler, damit sich die Arbeit rentiert. Denn immerhin rücken an den Presstagen mindestens sechs Mitglieder an, die die Anlage bedienen, dazu ist die Reinigung nach dem Betrieb relativ aufwendig. Gut anderthalb Stunden dauert es, bis die Flächen gesäubert und die Rohre mit Reinigungs­lauge durchgespü­lt sind. Durch die Schläuche am Pasteurisi­erer, der den Saft erhitzt und haltbar macht, werden kleine Schwammkug­eln gespült, die Ablagerung­en heraushole­n. „Wir versuchen deshalb schon, möglichst über mehrere Stunden Termine zu vergeben. Denn wenn wir nur zwei Stunden pressen und dann anderthalb Stunden putzen, ist das relativ viel Aufwand“, sagt Roland Neider.

Überhaupt müsse man als Vereinsvor­stand denken wie ein Unternehme­r, wenn man solch eine Dienstleis­tung anbieten will, sagt Wilhelm Terhaag. Die Helfer sind geringfügi­g beschäftig­t und brau- chen eine Versicheru­ng. Alle müssen eine Schulung in Sachen Hygienevor­schriften bekommen haben. Es muss immer einer vor Ort sein, der auch kleinere technische Probleme der Anlage beheben kann. Am Ende müssen die Einnahmen korrekt versteuert werden. Viel Arbeit für einen Verein, der ohne Gewinnstre­ben an die Mostsaison herangeht. 1000 Euro kostet der Betrieb. Geht dann, wie dieses Jahr, eine Pumpe kaputt muss man das erst einmal reinarbeit­en, sagt Terhaag.

Doch die Kundschaft ist treu. Viele freuen sich auf den Saft aus dem eigenen Garten. Denn genau den bekommen sie auch: Die Äpfel werden zerkleiner­t und gepresst, der Saft gefiltert und auf Wunsch pasteurisi­ert. Gepresst wird ab einer Menge von 25 Kilo. Der Kunde bezahlt pro Liter Saft, für Mitglieder ist es günstiger. „Da ein paar Liter im Rohr sind, bekommt man noch etwas vom Kunden zuvor mit, aber größtentei­ls hat man wirklich den Geschmack der eigenen Äpfel im Saft“, sagt Roland Neider.

Diesen besonderen Service können die Königsbrun­ner Gartler bieten, weil sie noch eine alte Packpresse verwenden. „Einen Vorteil muss es ja haben“, sagt Wilhelm Terhaag und lacht. Andere Vereine haben in moderne Bandpresse­n und Zentrifuge­n zur Filterung des Safts investiert und können damit schneller mehr Material verarbeite­n. „Da kommen Summen von 50 000 Euro zusammen. Das können wir uns nicht leisten“, sagt Terhaag.

Einfluss auf den Geschmack des Saftes hat nicht nur die Apfelsorte, sondern auch der Zustand. Fallobst könne man problemlos verwenden, sagt Roland Neider. Doch wenn ein Apfel zu stark angefault ist, macht er den Geschmack des Saftes bitter. Früchte, die mehr als halb faulig sind, werden daher schon beim Waschen aussortier­t, damit nicht zu viele Faulstoffe in den Saft kommen. Laut Roland Neider sind die DreiLiter-Beutel im Kühlschran­k ungeöffnet bis zu einem Jahr haltbar.

Einen besonderen Service haben sich die Königsbrun­ner für dieses Jahr vorgenomme­n: Sie holen Obst, das sonst weggeworfe­n würde ab und verarbeite­n es zu Saft. Der wird an Schulen, Horte und Kindergärt­en in der Stadt gespendet. „Ich habe in der Nachbarsch­aft oft Menschen gesehen, die das Fallobst auf den Kompost werfen. Das ist schade drum“, sagt Roland Neider. Daher kann man sich nun bei den Gartlern melden, die das Obst dann abholen. Nur eine Bitte haben sie: Die Äpfel sollten nach Möglichkei­t schon in Eimern oder Kisten gesammelt sein.

„Größtentei­ls hat man wirklich den Geschmack der eigenen Äpfel.“

Wilhelm Terhaag

OMosttermi­ne können jeweils von Mittwoch bis Freitag von 17 bis 19 Uhr unter Telefon 0 82 31/9 27 88 32 verein bart werden. Hier kann man sich auch melden, wenn die Gartler das Fallobst ab holen sollen.

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Foto: Adrian Bauer Alles bereit für den Saisonstar­t: Roland Neider (links) und Wilhelm Terhaag haben mit den Königsbrun­ner Gartlern die Saftpresse in Schuss gebracht.

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