Der Apfelsaft soll reichlich fließen
Die Presse des Königsbrunner Obst- und Gartenbauvereins ist ab heute wieder in Betrieb. Die Kunden nehmen dabei den Geschmack ihres eigenen Obstes mit nach Hause. Erstmals gibt es einen speziellen Service fürs Fallobst
Königsbrunn Der Apfelsaft fließt ab diesem Wochenende wieder durch die Kessel, Leitungen und schläuche im Presshaus in Königsbrunn. Die Mitglieder des Obst- und Gartenbauvereins stehen in den nächsten Wochen hinter ihrer Maschine und sorgen dafür, dass die Kunden ihren eigenen Saft mit nach Hause nehmen können. Während Besitzer großer Obstanbaugebiete in diesem Jahr aufgrund später Fröste im Frühjahr mit einer schlechten Ernte rechnen, sind die Königsbrunner Gartler weniger pessimistisch.
„Bei uns ist es immer ein paar Grad kälter als an den geschützten Lagen am Bodensee“, sagt der Vorsitzende des Gartenbauvereins, Wilhelm Terhaag. Daher blühen die Bäume später und viele Apfelbäume hätten in Königsbrunn die späten Frosttage so ganz gut überstanden. Terhaags Vorstandskollege Roland Neider weiß von einigen Baumbesitzern, deren Bäume eine gute Ernte erwarten lassen. Kirschen und Zwetschgen habe es bei ihm dagegen in diesem Jahr kaum gegeben.
Eine gewisse Menge Obst brauchen die Gartler, damit sich die Arbeit rentiert. Denn immerhin rücken an den Presstagen mindestens sechs Mitglieder an, die die Anlage bedienen, dazu ist die Reinigung nach dem Betrieb relativ aufwendig. Gut anderthalb Stunden dauert es, bis die Flächen gesäubert und die Rohre mit Reinigungslauge durchgespült sind. Durch die Schläuche am Pasteurisierer, der den Saft erhitzt und haltbar macht, werden kleine Schwammkugeln gespült, die Ablagerungen herausholen. „Wir versuchen deshalb schon, möglichst über mehrere Stunden Termine zu vergeben. Denn wenn wir nur zwei Stunden pressen und dann anderthalb Stunden putzen, ist das relativ viel Aufwand“, sagt Roland Neider.
Überhaupt müsse man als Vereinsvorstand denken wie ein Unternehmer, wenn man solch eine Dienstleistung anbieten will, sagt Wilhelm Terhaag. Die Helfer sind geringfügig beschäftigt und brau- chen eine Versicherung. Alle müssen eine Schulung in Sachen Hygienevorschriften bekommen haben. Es muss immer einer vor Ort sein, der auch kleinere technische Probleme der Anlage beheben kann. Am Ende müssen die Einnahmen korrekt versteuert werden. Viel Arbeit für einen Verein, der ohne Gewinnstreben an die Mostsaison herangeht. 1000 Euro kostet der Betrieb. Geht dann, wie dieses Jahr, eine Pumpe kaputt muss man das erst einmal reinarbeiten, sagt Terhaag.
Doch die Kundschaft ist treu. Viele freuen sich auf den Saft aus dem eigenen Garten. Denn genau den bekommen sie auch: Die Äpfel werden zerkleinert und gepresst, der Saft gefiltert und auf Wunsch pasteurisiert. Gepresst wird ab einer Menge von 25 Kilo. Der Kunde bezahlt pro Liter Saft, für Mitglieder ist es günstiger. „Da ein paar Liter im Rohr sind, bekommt man noch etwas vom Kunden zuvor mit, aber größtenteils hat man wirklich den Geschmack der eigenen Äpfel im Saft“, sagt Roland Neider.
Diesen besonderen Service können die Königsbrunner Gartler bieten, weil sie noch eine alte Packpresse verwenden. „Einen Vorteil muss es ja haben“, sagt Wilhelm Terhaag und lacht. Andere Vereine haben in moderne Bandpressen und Zentrifugen zur Filterung des Safts investiert und können damit schneller mehr Material verarbeiten. „Da kommen Summen von 50 000 Euro zusammen. Das können wir uns nicht leisten“, sagt Terhaag.
Einfluss auf den Geschmack des Saftes hat nicht nur die Apfelsorte, sondern auch der Zustand. Fallobst könne man problemlos verwenden, sagt Roland Neider. Doch wenn ein Apfel zu stark angefault ist, macht er den Geschmack des Saftes bitter. Früchte, die mehr als halb faulig sind, werden daher schon beim Waschen aussortiert, damit nicht zu viele Faulstoffe in den Saft kommen. Laut Roland Neider sind die DreiLiter-Beutel im Kühlschrank ungeöffnet bis zu einem Jahr haltbar.
Einen besonderen Service haben sich die Königsbrunner für dieses Jahr vorgenommen: Sie holen Obst, das sonst weggeworfen würde ab und verarbeiten es zu Saft. Der wird an Schulen, Horte und Kindergärten in der Stadt gespendet. „Ich habe in der Nachbarschaft oft Menschen gesehen, die das Fallobst auf den Kompost werfen. Das ist schade drum“, sagt Roland Neider. Daher kann man sich nun bei den Gartlern melden, die das Obst dann abholen. Nur eine Bitte haben sie: Die Äpfel sollten nach Möglichkeit schon in Eimern oder Kisten gesammelt sein.
„Größtenteils hat man wirklich den Geschmack der eigenen Äpfel.“
Wilhelm Terhaag
OMosttermine können jeweils von Mittwoch bis Freitag von 17 bis 19 Uhr unter Telefon 0 82 31/9 27 88 32 verein bart werden. Hier kann man sich auch melden, wenn die Gartler das Fallobst ab holen sollen.