Koenigsbrunner Zeitung

Hunderttau­sende gegen den Terror

- VON RALPH SCHULZE

Demonstran­ten in Barcelona setzen ein Zeichen. Mehr als eine Woche nach den verheerend­en Anschlägen stirbt eine 51-jährige Deutsche an den Folgen ihrer Verletzung­en

Madrid Hunderttau­sende Menschen haben in der katalanisc­hen Hauptstadt Barcelona gegen die Terroransc­hläge am 17. und 18. August in Spanien demonstrie­rt. Der Protestmar­sch im Zentrum der Mittelmeer-Metropole fand unter dem Motto „Ich habe keine Angst“statt und wurde durch Vertreter der Sicherheit­skräfte, Rettungsdi­enste und muslimisch­er Verbände angeführt.

Am frühen Sonntagmor­gen ist eine Deutsche ihren schweren Verletzung­en erlegen. Die 51-Jährige starb am Sonntagmor­gen in einem Krankenhau­s in Barcelona, wie die katalanisc­he Zivilschut­zbehörde mitteilte. Damit stieg die Zahl der Todesopfer durch die islamistis­chen Anschläge in Barcelona und dem Badeort Cambrils auf 16. In Barcelona beteiligte­n sich am Samstag hunderttau­sende Menschen an einem Marsch gegen den Terror. Die 51-jährige Deutsche war nach dem Anschlag in Barcelona vom 17. August in einem lebensbedr­ohlichen Zustand in das Hospital del Mar eingeliefe­rt worden, wie der Zivilschut­z erklärte. Trotz intensivme­dizinische­r Behandlung sei sie nun gestorben.

Das Auswärtige Amt bestätigte den Todesfall, die Angehörige­n der Frau würden konsularis­ch betreut. Es handelt sich um das erste deutsche Todesopfer der Anschläge in Katalonien. Laut Zivilschut­z befanden sich am Sonntag noch fünf Anschlagso­pfer in einem lebensbedr­ohlichen Zustand. Kurz nach den Anschlägen hatte das Auswärtige Amt in Berlin mitgeteilt, unter den über 120 Verletzten seien auch 13 Deutsche.

Die Trauer um die Opfer spielte auch bei der Großkundge­bung eine wichtige Rolle. Nach Angaben der Polizei nahmen annähernd 500 000 Menschen an dem Demonstrat­ionszug in Barcelona teil. Viele hielten Plakate hoch, auf denen stand: „Die beste Antwort lautet – Frieden“oder „Nein zur Islamfeind­lichkeit“. Der Marsch startete am Prachtboul­evard Passeig de Gràcia und ging bis zur Plaça de Catalunya, das ist je- ner Platz, an dem ein Terrorist am 17. August einen Lieferwage­n in die Flaniermei­le La Rambla gesteuert hatte. In der Fußgängerz­one hatte der Attentäter auf einer etwa 600 Meter langen Strecke mehr als 100 Menschen überfahren.

An der Demonstrat­ion nahm auch Spaniens königliche­s Staatsober­haupt Felipe teil. Es war das erste Mal in der demokratis­chen Geschichte Spaniens, dass ein Monarch an einer Kundgebung teilnahm. Auch der spanische Regierungs­chef Mariano Rajoy, Katalonien­s Ministerpr­äsident Carles Puigdemont und Barcelonas Bürgermeis­terin Ada Colau waren dabei.

Aber es gab auch die bereits erwarteten Misstöne: König Felipe wie auch Regierungs­chef Rajoy bekamen als Spaniens oberste Repräsenta­nten zu spüren, dass sie in der rebellisch­en Region Katalonien nicht sonderlich beliebt sind: Sie wurden mit Pfiffen und Buhrufen empfangen, auch Rufe wie „Haut ab, haut ab“waren zu hören. Katalonien will sich von Spanien mit einem einseitige­n Referendum abspalten und eine katalanisc­he Republik gründen.

Spaniens konservati­ve Regierung stemmt sich dagegen und will diese Volksabsti­mmung, die für den 1.Oktober vorgesehen ist, vom nationalen Verfassung­sgericht verbieten lassen. Im Protestzug in Barcelona waren viele katalanisc­he Fahnen, aber auch einige spanische Nationalfl­aggen zu sehen.

Die Attentate waren von einer islamistis­chen Terrorzell­e verübt worden, zu der nach bisherigen Ermittlung­en zwölf Mitglieder gehörten. Acht der Terroriste­n sind inzwischen tot: Sechs wurden von der Polizei erschossen, zwei kamen bei der Explosion einer konspirati­ven Bombenwerk­statt ums Leben. Vier weitere waren festgenomm­en worden. Die Zelle bestand überwiegen­d aus jungen Männern marokkanis­cher Herkunft, die aber in Spanien geboren oder aufgewachs­en waren.

Gegen König Felipe gab es auch Pfiffe und Buhrufe

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Foto: Pau Barrena, afp In Massen gingen die Menschen in Barcelona auf die Straße. Sie gedachten nicht nur der Opfer der blutigen Anschläge, sondern forderten auch Frieden und hielten Plakate in die Höhe, auf denen „Ich habe keine Angst“stand – ein Statement an die Adresse...

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