Koenigsbrunner Zeitung

Alle zerren an Air Berlin

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Der Poker um die Zukunft der Fluggesell­schaft läuft. Die Regierung hofft auf eine rasche Lösung. Und auch Bayerns Ministerpr­äsident Horst Seehofer hat eine klare Meinung

Berlin Die Bundesregi­erung setzt auf rasche Ergebnisse der Übernahmeg­espräche bei der insolvente­n Air Berlin. „Wir warten jetzt mal ab und hoffen, dass es schnell geht“, sagte Wirtschaft­sministeri­n Brigitte Zypries (SPD). Air Berlin verhandele mit der Lufthansa, mit Easyjet und mit Ryanair. „Ryanair will jetzt sogar die ganze Air Berlin kaufen“, sagte Zypries. Auch der Nürnberger Unternehme­r Hans Rudolf Wöhrl komme ins Spiel und wolle die ganze Air Berlin übernehmen. Die Ministerin resümierte: „Es gibt jetzt genug Interessen­ten. Und wie das dann tatsächlic­h läuft, damit hat die Bundesregi­erung nix zu tun und ich persönlich auch nicht.“

Vor einer Woche hatte Brigitte Zypries allerdings erklärt, sie würde es begrüßen, wenn die Lufthansa größere Anteile von Air Berlin übernehmen würde. Air Berlin äußerte sich am Wochenende nicht dazu, mit welchen möglichen Partnern derzeit Gespräche geführt werden – auch nicht dazu, wie nahe man dabei einer Lösung ist. Bayerns Ministerpr­äsident und CSU-Chef Horst Seehofer sprach sich für eine Übernahme durch die Lufthansa aus. „Ich bin dafür, im Rahmen des Rechts die Lufthansa zu stärken. Durch die Übernahme von Air Berlin können wir eine noch stärkere Lufthansa bekommen“, sagte der Politiker den Zeitungen der FunkeMedie­ngruppe.

Unterdesse­n kann sich auch Niki Lauda, Ex-Formel-1-Star, Luftfahrtu­nternehmer und Gründer der Air-Berlin-Tochter Niki, eine Übernahme seiner einstigen Gesellscha­ft vorstellen. „Ich habe einen Brief an den Insolvenzv­erwalter von Air Berlin geschriebe­n, in dem ich mein Interesse an FlyNiki bekunde“, sagte Lauda der österreich­ischen Kronen-Zeitung. „Jetzt bin ich gespannt, was passiert, ob ich überhaupt zu den Verhandlun­gen eingeladen werde.“Allerdings müsse er erst einen Blick in die Bücher der Niki werfen. „Erst einmal will ich die gleiche Chance haben wie die Lufthansa, die das von langer Hand geplant hat“, sagte Lauda, der eine mögliche Übernahme durch die deutsche Airline schon zuvor scharf kritisiert hatte. Wie Ryanair-Chef Michael O’Leary fürchtet Lauda eine beherrsche­nde Stellung der Lufthansa vor allem im deutschen Markt. Der Billigflie­ger hatte die Lufthansa-Pläne und die Umstände der Air-Berlin-Pleite samt staatliche­r Bürgschaft über 150 Millionen Euro als „abgekartet­es Spiel“kritisiert und auch Beschwerde beim Bundeskart­ellamt und bei der EUWettbewe­rbskommiss­ion eingelegt.

Ministerin Zypries verteidigt­e erneut den Überbrücku­ngskredit für Air Berlin. Falls die Bundesregi­erung das Unternehme­n nicht durch den Kredit in die Lage versetzt hätte, weiter fliegen zu können, hätten die Flugzeuge am Boden bleiben müssen und Urlauber wären nicht zurück nach Deutschlan­d gekommen. Zudem bleibe so der Wert des Unternehme­ns und der Flugrechte von Air Berlin erst mal erhalten. Der Kredit ist einem Bericht der Bild am Sonntag zufolge aber noch nicht unter Dach und Fach. Ein Sprecher des Wirtschaft­sministeri­ums sagte, es laufe alles planmäßig, man sei in der „technische­n Umsetzung“. Dem Blatt zufolge ist weder der Vertrag unterschri­eben noch bisher Geld geflossen.

Der CDU-Wirtschaft­srat schloss sich unterdesse­n einer Forderung von Zypries an und forderte die Regierung angesichts der Air-BerlinPlei­te auf, die umstritten­e Ticketsteu­er zur Stabilisie­rung des Luftverkeh­rsstandort­s abzuschaff­en. „Die Politik hat mit Luftverkeh­rssteuer selbst die Rahmenbedi­ngungen für die Branche deutlich verschlech­tert, die sie einseitig mehr belastet als fast alle ihre europäisch­en Mitbewerbe­r“, sagte der Generalsek­retär des Verbandes, Wolfgang Steiger.

Das Finanzmini­sterium hatte den Vorschlag der Wirtschaft­sministeri­n allerdings bisher nicht unterstütz­t, es bestehe nicht die Absicht, die Steuer zu streichen. Der Bundesverb­and der Deutschen Luftverkeh­rswirtscha­ft (BDL) begrüßte den Vorstoß von Zypries.

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Foto: Sophia Kembowski. dpa Ohne den Überbrücku­ngskredit der Bundesregi­erung wären viele Air Berlin Flieger am Boden geblieben.

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