Koenigsbrunner Zeitung

Die Krux mit dem Kochen

- VON SARAH SCHIERACK

Wer ab und zu mal ins Internet schaut, könnte meinen, dass ein durchaus beachtlich­er Teil der Menschheit tagtäglich nichts anderes treibt als zu braten und zu brühen, zu reiben und zu rösten, kurz: in der Küche zu stehen und zu kochen. Auf Instagram oder Facebook wird man pausenlos Zeuge, wie Knödel gerollt, Mehlschwit­zen angerührt oder klebrige Schoko-Erdnussbut­ter-Torten aufgetürmt werden.

Das ist erst einmal nett anzuschaue­n, sehr nett sogar, es hat aber auch einen großen Nachteil: Die schönen Bilder und Videos setzen sich im Kopf fest wie kleine Widerhaken. Und plötzlich wirkt die eigene Küche und im Besonderen das, was sie hervorbrin­gt, wenig kreativ, geradezu langweilig. Mahlzeiten werden zum ständigen Vergleiche­n und Gegenübers­tellen: Schaut das Müsli nicht ziemlich trist aus? Muss es heute wirklich wieder Zucchini-Pfanne sein?

Und so passiert irgendwann das Unvermeidl­iche: Man fängt an, die kreativen Internet-Rezepte nachzukoch­en – oder versucht es zumindest. Leider ist all das Rühren und Rösten nie so einfach, wie es aussieht. Eier pochieren zum Beispiel. „Für die Zubereitun­g muss man kein Experte sein“, schreibt ein einschlägi­ges Kochportal. Voller Zuversicht füllt man also den Kochtopf, rührt eifrig einen Strudel in das Wasser und lässt das rohe Ei hineinglei­ten. Schon nach wenigen Sekunden zeigt sich: Irgendetwa­s stimmt nicht. Statt eine formschöne Kugel zu bilden, zerfließt das Ei im Wasser. Also der zweite Versuch, diesmal mit einem Stück Frischhalt­efolie, „so wird das Pochieren zum Kinderspie­l“, heißt es auf einer anderen Internetse­ite. Wirklich schön sieht das Ergebnis am Ende allerdings auch nicht aus.

Einen dritten Versuch gibt es nicht. Manchmal muss man einfach akzeptiere­n, wo die eigenen Grenzen liegen.

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Foto: Martin Rettenberg­er, Fotolia Es gibt einfachere Dinge als Eier zu po chieren.

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