Die Krux mit dem Kochen
Wer ab und zu mal ins Internet schaut, könnte meinen, dass ein durchaus beachtlicher Teil der Menschheit tagtäglich nichts anderes treibt als zu braten und zu brühen, zu reiben und zu rösten, kurz: in der Küche zu stehen und zu kochen. Auf Instagram oder Facebook wird man pausenlos Zeuge, wie Knödel gerollt, Mehlschwitzen angerührt oder klebrige Schoko-Erdnussbutter-Torten aufgetürmt werden.
Das ist erst einmal nett anzuschauen, sehr nett sogar, es hat aber auch einen großen Nachteil: Die schönen Bilder und Videos setzen sich im Kopf fest wie kleine Widerhaken. Und plötzlich wirkt die eigene Küche und im Besonderen das, was sie hervorbringt, wenig kreativ, geradezu langweilig. Mahlzeiten werden zum ständigen Vergleichen und Gegenüberstellen: Schaut das Müsli nicht ziemlich trist aus? Muss es heute wirklich wieder Zucchini-Pfanne sein?
Und so passiert irgendwann das Unvermeidliche: Man fängt an, die kreativen Internet-Rezepte nachzukochen – oder versucht es zumindest. Leider ist all das Rühren und Rösten nie so einfach, wie es aussieht. Eier pochieren zum Beispiel. „Für die Zubereitung muss man kein Experte sein“, schreibt ein einschlägiges Kochportal. Voller Zuversicht füllt man also den Kochtopf, rührt eifrig einen Strudel in das Wasser und lässt das rohe Ei hineingleiten. Schon nach wenigen Sekunden zeigt sich: Irgendetwas stimmt nicht. Statt eine formschöne Kugel zu bilden, zerfließt das Ei im Wasser. Also der zweite Versuch, diesmal mit einem Stück Frischhaltefolie, „so wird das Pochieren zum Kinderspiel“, heißt es auf einer anderen Internetseite. Wirklich schön sieht das Ergebnis am Ende allerdings auch nicht aus.
Einen dritten Versuch gibt es nicht. Manchmal muss man einfach akzeptieren, wo die eigenen Grenzen liegen.