Acht Menschen sterben in den Alpen
Eine ganze Seilschaft mit Bergsteigern aus Bayern stürzt in Österreich ab. Zwei weitere Wanderer müssen im Trentino und eine 80-Jährige im Allgäu ihr Leben lassen
Wien/Oberstdorf Insgesamt acht Menschen sind bei drei Bergabstürzen am Wochenende in den Alpen gestorben. Fünf Bergsteiger waren in den österreichischen Alpen tödlich verunglückt, zwei weitere starben bei Abstürzen in der italienischen Region Trient. Und im Allgäu rutschte eine 80-Jährige bei Oberstdorf in den Tod.
Martin Reichholf ist erschüttert: „Ich kann mich nicht an ein derartiges Ereignis erinnern“, sagt der Einsatzleiter der Bezirkshauptmannschaft Zell am See. Fünf tote Bergsteiger und eine schwer verletze Person mussten die Rettungshubschrauber am Sonntagvormittag eineinhalb Kilometer südlich der Zittauer Hütte (2328 Meter) bei Krimml (Bundesland Salzburg) bergen. Die sechsköpfige Seilschaft stammte aus Bayern. Der Schwerverletzte sei ein 75-Jähriger aus dem Raum Altötting, hieß es bei der Landespolizeidirektion in Salzburg. Die Toten kamen ebenfalls aus dem Raum Altötting. Die Männer waren 34, 56, 65, 69 und 70 Jahre alt.
Der Verletzte befindet sich in kritischem, aber stabilem Zustand. Er wurde mit einem Mehrfachtrauma ins Salzburger Unfallkrankenhaus geflogen. Die Seilschaft war im Gebiet eines Gletschers in etwa 3000 Metern Höhe unterwegs gewesen. „Die Einsatzkräfte mussten durch unwegsames Gelände zu Fuß gehen, um an die Unglücksstelle zu kommen“, sagt Reichholf. Da sich der Gletscher in den vergangenen Jahren zurückgezogen hat, ist das Ge- stein an der Fundstelle sehr locker. Es herrscht Steinschlaggefahr. Die Bergsteiger seien in eine Gletscherspalte gestürzt und mussten mit Seilen geborgen werden. Dies ist den Rettungskräften gelungen, bevor Wind und Gewitter am Spätnachmittag Hubschrauberflüge verhindert hätten, sagte Hermann Spiegl, Landesleiter der Bergrettung.
Auch im italienischen Trentino verunglückten zwei Alpinisten am Sonntag tödlich. Die Italiener gehörten zu einer Seilschaft von neun Personen. Sieben Schwerverletzte wurden ins Krankenhaus geflogen.
Bei Oberstdorf wiederum ist am Samstag eine 80-Jährige aus Unterfranken am Besler gestorben. Sie war kurz vor dem Gipfel ins Rutschen geraten und dann 200 Meter in die Tiefe gestürzt.
Mehrere Millionen Menschen treibt es jährlich in die Alpen, wird geschätzt. Pro Jahr verunglücken allein in Österreich nach Angaben der Universität Innsbruck circa 1600 Menschen. Die meisten davon kommen mit Verletzungen davon. 2016 starben laut Angaben des Kuratoriums für Alpine Sicherheit 267 Menschen in Österreichs Bergen. Bis zum 17. August 2017 zählte die Alpinpolizei in Österreich 45 Tote. Die Zahl der tödlichen Unfälle ist in den vergangenen neun Jahren nach Erkenntnisse der Uni Innsbruck in etwa gleich geblieben. Nicht-tödliche Unfälle hätten dagegen rasant zugenommen. 75 Prozent der Stürze ereignen sich beim Abstieg und auf markierten steinigen Wegen.
Die Suche nach acht Vermissten in den Schweizer Alpen nach dem dortigen schweren Bergrutsch (wir berichteten) ist am Samstag eingestellt worden. Es sei alles unternommen worden, um die Vermissten zu finden, teilte die Graubündener Polizei mit. Die meisten der acht Vermissten – vier Deutsche, zwei Österreicher und zwei Schweizer – hatten zum Zeitpunkt des Unglücks vermutlich eine Bergwanderung am 3369 Meter hohen Piz Cengalo unternommen.