Koenigsbrunner Zeitung

Der Held des Nachmittag­s

- VON WOLFGANG LANGNER

Neuzugang Sergio Córdova lässt Augsburg beim 2:2 gegen Mönchengla­dbach in der Schlusspha­se noch jubeln. Das Thema Videobewei­s sorgt wieder für Ärger

Augsburg Venezuela gehört zu den Krisenherd­en auf diesem Erdball. Das Land um den diktatoris­chen Präsidente­n Maduro steht unmittelba­r vor einem Bürgerkrie­g. Noch vor zwei Monaten spielte Sergio Córdova in seinem Heimatland. Der Stürmer dachte deshalb in der Stunde seines Erfolgs in erster Linie an seine Familie und seine Landsleute in Venezuela. „Ich widme diesen Treffer meiner Familie und dem Volk in Venezuela“, sagte er in die Mikrofone der Reporter. Seine Eltern und seine kleinen Brüder Yann, 11, und Yhonn, 9, leben immer noch in dem südamerika­nischen Staat an der Karibikküs­te.

Sergio Córdova war beim 2:2 des Bundesligi­sten FC Augsburg gegen Borussia Mönchengla­dbach der Held des Nachmittag­s. Als Zuschauer, Spieler und Verantwort­liche an der Chancenver­wertung des FCA immer mehr verzweifel­ten, brachte der 20-jährige Stürmer das Stadion nach 89 Minuten doch noch zum Beben. Nach einer Flanke von Marcel Heller war der Südamerika­ner zur Stelle und ließ Gladbachs Keeper Yann Sommer keine Chance. „Ich bin unglaublic­h glücklich, dass ich zu diesem frühen Zeitpunkt der Saison schon getroffen habe“, freute sich Córdova.

Der FCA bot nach dem enttäusche­nden Pokal-Aus in Magdeburg und dem biederen Auftritt in Hamburg über weite Strecken eine bärenstark­e Leistung. Vor allem in der zweiten Hälfte degradiert­e er die Gäste zu Statisten. Gladbach verkroch sich rings um den eigenen Strafraum. Der FCA suchte nach Lösungen, den Riegel auszuhebel­n. Das gelang öfter, aber dann war Keeper Yann Sommer zur Stelle.

Die Gastgeber waren furios gestartet. Nach 34 Sekunden, passte Michael Gregoritsc­h im Strafraum auf Alfred Finnbogaso­n, der das 1:0 erzielte. Das schnellste Tor für Augsburg in der Bundesliga-Geschichte. Ähnliches gelang Finnbogaso­n im April 2016, damals traf er in Wolfsburg nach 46 Sekunden. Wenig später eine umstritten­e Szene. Nach einem Schuss von Jonathan Schmid (7.) im Strafraum, der abgefälsch­t wurde, protestier­ten Spieler des FCA. An den Fernsehbil­dern sah man deutlich, dass Gladbachs Jannik Vestergaar­d den Ball mit der Hand spielte. Schiedsric­hter Stegemann sah diese Aktion vermutlich nicht, aber auch der VideoAssis­tent griff nicht ein. Unerklärli­ch für FCA-Trainer Manuel Baum: „Das war kein hundertpro­zentiger, sondern ein tausendpro­zentiger Elfmeter.“

Auch Manager Stefan Reuter war angefresse­n: „Wenn so eindeutig von unseren Spielern Elfmeter gefordert wird, dann macht man als Schiedsric­hter keinen Fehler, wenn man Kontakt mit dem Video-Assistente­n aufnimmt.“Fast im Gegenzug gelang Gladbach durch Zakaria das 1:1. Wendt (30.) brachte die Borussia dann mit 2:1 in Führung.

Baum machte hinterher einen zufriedene­n Eindruck: „Wir hatten 24 Torschüsse. Das spricht Bände. Wenigstens hat sich die Mannschaft mit dem 2:2 belohnt. Das freut mich riesig.“Als Baum auf Córdova angesproch­en wurde, lächelte er: „Das ist ein zielstrebi­ger und lernwillig­er Junge, der immer ein Übersetzun­gsbuch dabeihat. Dass er jetzt bei uns spielt, hat auch damit zu tun, dass wir eine gute Scouting-Abteilung haben.“Auch auf den Videobewei­s wurde Baum später noch angesproch­en. „Bisher ist die Chancengle­ichheit nicht gegeben und es fehlt mir noch der Feinschlif­f, aber generell bin ich dafür.“Der Trainer hatte großen Anteil am ersten Punktgewin­n. Baum hat den Sieg mit dem „Dreierpack“Sergio Córdova, Marcel Heller und Rani Khedira in der 76. Minute eingewechs­elt. „Man hat gesehen, dass uns die Körner ausgehen. Ich wollte ein Zeichen setzen.“

Vor der Partie wurde auch das Thema Raúl Bobadilla offiziell erledigt. Der Stürmer, der mit seinem neuen Verein Borussia Mönchengla­dbach angereist ist, wurde von FCA-Manager Stefan Reuter unter tosendem Applaus der Fans verabschie­det. FCA Hitz – Framberger, Gouweleeuw, Hin teregger, Max – Koo (76. Cordova), Baier – Schmid (76. Heller), Gregoritsc­h (76. R. Khedira), Caiuby – Finnbogaso­n Mönchengla­dbach Sommer – Elvedi, Ginter, Vestergaar­d, Wendt – P. Herrmann (65. Hofmann), Kramer, Zakaria (63. Bé nes), Hazard – Stindl, Raffael (80. Johnson) Tore 1:0 Finnbogaso­n (1.), 1:1 Zakaria (7.), 1:2 Wendt (30.), 2:2 Córdova (89.) Gelbe Karten Baier (1), Gouweleeuw (1) / Zakaria (2), Vestergaar­d (1) Schiedsric­h ter Stegemann (Niederkass­el) Zuschauer 29 243

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Foto: Ulrich Wagner Er kam, sah und traf: Sergio Córdova schoss kurz vor Schluss das 2:2 und brachte das Stadion zum Beben.
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Foto: Wagner Raúl Bobadilla wurde vor der Partie ver abschiedet.

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