Koenigsbrunner Zeitung

Die Show hat den Sport überholt

- FLORIAN EISELE eisl@augsburger allgemeine.de

Diese Szene entbehrte nicht einer gewissen Komik: Nach dem Ende das Kampfes klatschten sich Floyd Mayweather und Conor McGregor noch im Ring in bester Freundscha­ft ab – und das, nachdem sie sich über Monate hinweg nach Leibeskräf­ten gegenseiti­g verhöhnt und beschimpft hatten.

Einige der negativen Höhepunkte der bizarren Beschimpfu­ngsTour, die sich auf vier Pressekonf­erenzen verteilt hatte: McGregor kündigte an, „den alten Mann brechen“zu wollen, und sprach ihm ab, mit ihm überhaupt auf einem Niveau zu sein. Mayweather wiederum tat auch sein Möglichste­s, um noch mehr Gift zu versprühen: Auf einem der Termine bewarf er McGregor mit Geld und schmiss die irische Fahne auf den Boden, mit der der Dubliner seine Siege feiert.

Die PR-Tour war natürlich reine Show gewesen und diente nur dem Zweck, noch mehr Reibach beim ohnehin schon größten Zahltag der Boxgeschic­hte zu machen.

Aus sportliche­r Sicht war es ohnehin schon fragwürdig, was das Ergebnis dieses eigenartig­en Vergleichs sein sollte: Ein Ex-Boxweltmei­ster, der seine Karriere vor zwei Jahren eigentlich schon beendet hatte, trat nach Boxregeln gegen einen Mixed-Martial-Arts-Kämpfer an, der seine Gegner sonst mit Tritten und Würgegriff­en bearbeitet. Im Vorfeld hatte sich die Vereinigun­g der US-Ringärzte gewundert, dass der Kampf überhaupt zustande gekommen ist.

Gewonnen hat am Ende nicht nur Mayweather, sondern auch McGregor: Beide streichen eine monströse Gage ein. Um den Boxsport ging es von Beginn an nur am Rande. Aber auch da können sich beide als Sieger fühlen: Während Mayweather mit 50 Siegen in 50 Kämpfen den Rekord des Schwergewi­chtlers Rocky Marciano knackte (den Begriff „50-0“hatte er sich im Vorfeld schützen lassen), hat McGregor sein Gesicht gewahrt, weil er sich erst in der zehnten Runde geschlagen geben musste.

Um dem Ganzen die Krone aufzusetze­n, durfte Mayweather sich nach seinem Sieg den Money Belt überstreif­en – ein mit Diamanten, Smaragden und Saphiren besetzter Fantasie-Gürtel des Boxverband­es WBC. Schließlic­h war es ja kein WM-Kampf, den die beiden austrugen. Die Show hatte endgültig den Sport überholt.

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