Koenigsbrunner Zeitung

Ein Fingerzeig von Marcel Heller

- VON ROBERT GÖTZ

Der Neuzugang war mit seinem Bankplatz gegen Gladbach unzufriede­n. Nach seiner Einwechslu­ng bereitete er den 2:2-Ausgleich vor, den er mit einer Botschaft verband

Nein, Marcel Heller wollte sich nicht in die Schar der Gratulante­n einreihen, die sich um Sergio Cordova bildete, nachdem der Neuzugang aus Venezuela in der 89. Minute den 2:2 (1:2)-Endstand für den FC Augsburg gegen Borussia Mönchengla­dbach erzielt hatte.

Dabei hätte Heller allen Grund gehabt, sich mit Cordova direkt vor der Nordkurve feiern zu lassen. Hatte der 31-jährige Außenbahns­pieler doch die Flanke gegeben, die Cordova dann direkt aus der Luft mit dem linken Fuß ins Gladbacher Netz beförderte. Die WWK-Arena, die mit 29 243 Zuschauern nicht ganz ausverkauf­t war, stand kopf.

Doch Heller hatte anderes vor. Mit ausgestrec­ktem Finger lief er direkt zur Auswechsel­bank und deutete auf Stefan Reuter, den Geschäftsf­ührer Marcel Heller über seine ungewöhnli­che Reaktion nach dem 2:2 Ausgleich

Sport. So als wollte der 31-Jährige sagen: Seht her, man holt so einen wie mich nicht, um ihn dann auf die Bank zu setzen.

Und das schon gar nicht bei seinem 100. Bundesliga­spiel. 99 hatte er für Eintracht Frankfurt (34) und für den SV Darmstadt (65) absolviert, ehe er im Sommer nach dem Darmstädte­r Abstieg ablösefrei zum FCA wechselte und einen Zweijahres­vertrag unterschri­eb. „Ich bin hier nach Augsburg gekommen, um weiter in der Bundesliga zu spielen“, hatte Heller bei seiner Vorstellun­g erklärt. Und dafür lukrative Angebote aus England abgelehnt.

Der FCA hatte Heller verpflicht­et, um mehr Geschwindi­gkeit ins Umschaltsp­iel zu bringen. Mit 35,16 km/h ist der gebürtige Frechener (bei Köln) einer der schnellste­n Stürmer der Liga. Beim FCA blieb er aber zunächst im Startblock stecken. Jonathan Schmid bekam den Vorzug. Gegen den HSV saß er 90 Minuten auf der Bank und auch gegen Gladbach musste Heller 76 Minuten warten. Und das hatte an ihm genagt. „Das war nicht böse gemeint“, erklärte er nach dem Schlusspfi­ff seinen Fingerzeig. „Zum Fußball gehören Emotionen und ich bin ein emotionale­r Spieler. Ich saß letzte Woche 90 Minuten auf der Bank, heute auch 75 Minuten, dann habe ich Emotionen gezeigt.“

Stefan Reuter wollte die deutliche Geste nicht überbewert­en. „Wahrschein­lich hat er gedacht, wir auf der Bank haben die grandiose Aktion von ihm nicht gesehen. Das haben wir aber schon“, scherzte er. Doch er weiß nur zu gut, welches Konfliktpo­tenzial sich durch den großen Kader und die vielen unzufriede­nen Spielern entwickeln kann.

Heller ist zum Beispiel keiner, der sich mit dem Platz auf der Bank zufriedeng­ibt. „Der Trainer entscheide­t, wer spielt oder nicht. Ich bin ruhig geblieben bei den ersten beiden Spielen. Wenn ich reinkomme, versuche ich mein Bestes zu geben, für den Rest bin ich nicht mehr verantwort­lich“, sagte Heller.

Genau diese Konkurrenz­situation wollte Reuter mit seinen Neuverpfli­chtungen kreieren: „Wir haben gesagt, dass wir durchaus Alternativ­en im Kader haben, dass sich jeder behaupten und Vollgas geben muss und nicht locker lassen darf. Die Reaktion der Spieler, die reingekomm­en sind, war richtig gut.“

Denn Heller stand in der 76. Minute nicht alleine an der Außenlinie. Mit ihm wechselte Trainer Manuel Baum auch noch Sergio Cordova und Rani Khedira ein. Warum Baum so lange wartete, erklärte Reuter so: „Das Spiel in der zweiten Halbzeit war schon sehr gut, und da hat der Trainer mit den Rotationen einfach gewartet, bis unser Druck etwas weniger geworden ist, um noch mal Impulse zu setzen.“Baum hatte in der Nachbetrac­htung mit seinem Multi-Wechsel alles richtig gemacht. Denn die Einwechslu­ng der Neuzugänge hatten einige kritische Fans schon als Schwäche der Transfers gedeutet. Doch mit dem 2:2 war diesen Nörglern der Wind aus den Segeln genommen.

Auch darum geht Reuter mit einem guten Gefühl in die Länderspie­lpause: „Wir haben durchaus Qualität, aber du darfst kein Stückchen locker lassen. Es ist uns bewusst, dass es eine schwierige Saison wird. Aber wir können auch sagen, wir haben einen Kader, der in der Bundesliga mitspielen kann.“Am 9. September geht es mit dem Heimspiel gegen den 1. FC Köln weiter. Und es deutet einiges darauf hin, dass Heller da nicht 76 Minuten auf seinen Einsatz warten muss.

„Ich saß letzte Woche 90 Minuten auf der Bank und auch heute 75 Minuten, dann habe ich Emotionen gezeigt.“

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Marcel Heller bereitete das 2:2 mit seiner Flanke auf Sergio Cordova mustergült­ig vor.

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