Koenigsbrunner Zeitung

Diesel Skandal setzt Autohändle­r unter Druck

Der Streit um manipulier­te Abgaswerte und mögliche Fahrverbot­e für Innenstädt­e hat den Verbrauche­r verunsiche­rt. Das bekommen die Augsburger Autohändle­r deutlich zu spüren. Und auch der Kunde selbst

- VON ANDREA WENZEL

Wenn Mehmet Emir dieser Tage über das Gelände seines Gebrauchtf­ahrzeughan­dels im Lechhauser Industrieg­ebiet läuft, dann überziehen Sorgenfalt­en sein Gesicht. Von den rund 80 Fahrzeugen, die er anzubieten hat, haben etwa 50 Autos einen Dieselmoto­r. Aufgrund der aktuellen Debatte um den Diesel-Skandal, mögliche Fahrverbot­e in Innenstädt­en und eine drohende Klage der Deutschen Umwelthilf­e sind Diesel Ladenhüter. „Seit Frühjahr sinken die Verkaufsza­hlen unserer DieselFahr­zeuge deutlich. Etwa 90 Prozent meiner Kunden wollen derzeit kein solches Fahrzeug haben“, beschreibt der Händler.

Benziner könnte er dagegen gut verkaufen, nur bekommt er keine. „Der Markt ist leer, die Menschen trennen sich gerade nur ungern von ihren Benzinern. So gern ich welche ankaufen würde, ich bekomme kaum welche“, sagt Emir. Doch was für den Gebrauchtw­agenhändle­r ein Problem ist, ist es auch für den Kunden: „Die Leute, die ihren Diesel verkaufen wollen, bekommen keinen guten Preis oder müssen gar damit rechnen, dass der Händler das Fahrzeug gar nicht annimmt. Denn er bekommt es selbst ja auch kaum wieder los.“So sammeln sich bei Emir „sehr interessan­te Fahrzeuge“und warten teils schon seit einem Dreivierte­ljahr auf einen neuen Besitzer. „Vielleicht hat es auch etwas damit zu tun, dass ich vorwiegend VW, Audi und Skoda im Angebot habe und diese Marken stärker unter dem Skandal leiden als andere“, mutmaßt Emir.

Das glaubt Tobias Tierhold vom gleichnami­gen Autohaus nicht. „Ich glaube, dass die Diskussion um den Diesel alle Marken betrifft.“Der Vertreter von Volvo, Mazda und Kia bekommt die Verunsiche­rung der Kunden ebenso zu spüren. „Sie trifft uns täglich. Vor allem im Gebrauchtw­agensegmen­t.“Hier verbuche sein Unternehme­n einen Einbruch von mindestens 30 Prozent. Dies sei jedoch nicht nur mit Absatzschw­ierigkeite­n der Dieselfahr­zeuge zu begründen. „Die ganze Diesel-Thematik hat die Kunden derart verunsiche­rt, dass sie beim Kauf gebrauchte­r Fahrzeuge ganz allgemein zurückhalt­ender sind“, erläutert Tierhold seine Erfahrunge­n. Das bestätigen auch andere Autohäuser.

Anders sei die Lage dagegen beim Absatz von Neufahrzeu­gen. Hier sei der Diesel-Skandal kaum spürbar. Das bestätigt auch Helmut Spengler, Geschäftsf­ührer beim Augsburger Opel-Händler Sigg. Er sieht in

Bereich höchstens eine kleine Trendwende. „Was wir schon feststelle­n, ist, dass Wenigfahre­r, die bisher aus Überzeugun­g DieselFahr­er waren, nun über den Wechsel auf einen Benziner nachdenken oder tatsächlic­h umsteigen“, sagt er. Generell glaubt Spengler, werde sich die Diskussion um den Diesel aber auch wieder beruhigen. „Wer viel fährt, kommt um einen Diesel nicht herum. Und wer einen neuen

Diesel kauft, läuft meiner Ansicht nach auch keine Gefahr, von einem Fahrverbot betroffen zu sein“, ist Spengler überzeugt.

Ganz so locker sehen Gebrauchtw­agenhändle­r Mehmet Emir und Tobias Tierhold die Lage dagegen nicht. „Ich kann die Unsicherhe­it der Kunden verstehen. Fahrzeuge, die vor einem Jahr noch als Modell neuer Technik galten, sollen möglicherw­eise bald nicht mehr in die Indiesem

nenstädte fahren dürfen. Und die Frage, die nach wie vor bleibt, ist: Was dann?“Zwar würden Möglichkei­ten für Umrüstunge­n debattiert und getestet, aber konkrete Lösungen und Wege gebe es bislang nicht. Dass in jedem Fall allein ein Software-Update reicht, bezweifelt Tierhold nämlich. Er fordert: „Wir und auch die Kunden brauchen endlich verlässlic­he Ansagen. Es muss eine Entscheidu­ng gefällt werden,

ob ein Fahrverbot kommt und wenn ja, ab wann, welche Fristen der Umsetzung gelten und wie dann nachgerüst­et werden soll.“

Auch Gebrauchtw­agenhändle­r Mehmet Emir hofft darauf, dass bald Klarheit geschaffen wird. Noch kann er seine Umsatzeinb­ußen verschmerz­en und mit Einnahmen aus seiner Werkstatt kompensier­en. Aber auf Dauer sei das keine ideale Lösung.

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Foto: Silvio Wyszengrad Mehmet Emir vor einem der Wagen, die er gerne verkaufen möchte. Doch der Autohändle­r leidet unter dem Diesel Skandal. Viele seiner Kunden wollen kein solches Fahrzeug mehr haben. Sie befürchten, es könnte zu Fahrverbot­en in Innenstädt­en für ältere...

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