So fesch sind Dirndl
Auf dem Plärrer ist Tracht angesagt. Während die Kleider für manche Prominente zum Alltag gehören, wollen die Damen im Bierzelt vor allem gut aussehen und auffallen. Was die Schleife an der Schürze bedeutet
Zum Plärrer gehören Dirndl und Lederhosen mittlerweile dazu. Ohne Tracht im Festzelt ist man in der Minderheit – und darf sich auf die eine oder andere scharfzüngige Bemerkung über den Kleidungsgeschmack, zumeist von der Biertischnachbarin, einstellen. „Tracht ist Trend im Bierzelt, auch bei der Jugend“, weiß Peter Gastl, Oberkellner im Schallerzelt. Wenn es heiß auf den Biertischen hergeht, dann zu 80 Prozent in Tracht.
Auch die Prominenz greift gern zum Trachtenkleid und ist damit nicht nur beim Plärrerumzug gut gekleidet. Für die Frau des Bayerischen Ministerpräsidenten, Karin Seehofer, sind ihre Dirndl Alltagskleidung und ein Ausdruck bayerischer Lebensweise. Beim Plärrer- umzug trug sie ein schlichtes Dirndl mit weißer Schürze, blauem Mieder und dazu passender gestreifter Schürze. Um den Hals hatte sie farblich passend einen Emailleanhänger mit Blumenmotiven. „Dirndl gehören für mich zur Grundausstattung, ein paar Schürzen und Blusen und man ist immer neu angezogen“, verriet sie. „Ich fühle mich in Tracht einfach wohl und man kann sie in Bayern zu fast allen Anlässen tragen“, sagt Karin Seehofer.
Die Grünenpolitikerin Claudia Roth kam zum Plärrerumzug in einem knallgrünen Dirndl mit rosa Schürze – und einer aufwendig bestickten Tasche von einer jungen Designerin aus Regensburg, wie sie erzählt. „In den wilden 70ern waren Dirndl für mich ein Stück rüschenbesetzte, erzwungene Ideologie, und ich hätte nie eines angezogen“, so Roth. „Aber sie sind auch ein Teil Bayerns – und ein Ausdruck von Lebensfreude. In ihrem Schrank hängen heute etliche der bayerischen Trachtenkleider.“
Bekennender Dirndlfan ist auch Augsburgs SPD-Fraktionschefin Margarete Heinrich. „Ich habe zehn Dirndl – und für den Plärrerumzug habe ich mir gerade ein neues zugelegt, sagt sie. Beraten wird sie in solchen Modefragen von ihren Töchtern. „Dirndl gehören zu Bayern wie der weiß-blaue Himmel“, findet sie. Klassisch bestehe ein Dirndl immer aus Kleid, Bluse und Schürze – die man mit verschiedenen Schmuckstücken wie einem Halsband oder einem Schmuckstück, einem Charivari, aufpeppen kann.
Wo die Schleife, der Dirndlschürze sitzt, hat übrigens eine Bedeutung. Rechts gebunden heißt, die Trägerin ist vergeben, links hat man noch Chancen. Vorn in der Mitte ist sie Jungfrau und hinten in der Mitte verwitwet. Den meisten jungen Damen auf dem Plärrer sind Tradition und versteckte Schürzencodes reichlich egal. Sie wollen gut aussehen und gerne auch ein bisschen auffallen. Einen Blickfang ist das Kleid von Doreen Jurasky. Die weit ausgeschnittene schwarze Bluse betont das schwarze Spitzen-Kropfband mit einer roten Rose an ihrem Hals. Selbst die Rosenohrringe passen perfekt dazu. „Ich habe in den Augsburger Geschäften nichts Passendes gefunden und das Dirndl aus dem Internet“, verrät sie.
Ihre Freundin Saskia Daller hat ihr roséfarbenes Dirndl in der CityGalerie entdeckt und sich auf Anhieb verliebt. „Eigentlich wollte ich ein blaues, aber das hier hatte so schöne Hirsche drauf“, sagt sie. Auch ihr sind Details wie die Charivari-Kette an der beigen Schürze wichtig – trotz der heißen Temperaturen trägt sie Stiefeletten mit wollenen Trachtensocken.
Nicht aus den Bierzelten wegzudenken sind die Plärrerbedienungen in ihren Dirndl. „Bei uns müssen die Kleider vor allem robust sein und auch einmal einen Schwung Bier aushalten“, sagt Bedienung Eva Gastl aus dem Schallerzelt. Alle Bedienungen tragen das gleiche Modell – und müssen dafür ordentlich in die Tasche greifen. Mehrere hundert Euro kostet ein Arbeitsdirndl – dafür kann man es aber auch in die Waschmaschine werfen und am nächsten Tag wieder anziehen.
IBei uns im Internet Fotos vom Plär rer unter: www.augsburger allgemeine.de