Koenigsbrunner Zeitung

Bobingens Post wird 170 Jahre alt

- VON GEORG FRITZ

Ein langer Weg vom Amtsboten zum heutigen Kommunikat­ionsdienst­leister. Die Bahn schuf den Anfang

Bobingen Der Brief ist längst nicht mehr das einzige Mittel für gegenseiti­ge Mitteilung­en. Heute läuft sehr viel Korrespond­enz über E-Mail oder Smartphone. Eine lange Entwicklun­g ging dem voraus. Und es gibt sie noch immer: eine Poststelle in Bobingen.

Vor 1800 gab es kaum private Post. Die meisten Leute waren damals noch Analphabet­en. Sie hatten aber auch kaum Verwandte oder Bekannte, die weiter weg wohnten. Die wenigen Briefe und amtlichen Schreiben wurden von Postillion­en oder Boten zu örtlichen „Unterhändl­ern“gebracht, die sie dann zugestellt haben (z. B. in Bobingen um 1800 von Jacob Kleiber). Briefe waren zur damaligen Zeit die einzige Möglichkei­t, Nachrichte­n über größere Entfernung­en zu übermittel­n.

In Bayern betrieben die Fürsten Thurn und Taxis bis zum 28.2.1808 das Postwesen. Erst am 1.3.1808 wurde die Post staatlich. 1845 wurden in den Städten die ersten hölzernen Briefkäste­n aufgestell­t, ab 1860 in jeder Gemeinde. 1849 kamen die ersten deutschen beziehungs­weise bayerische­n Briefmarke­n in Umlauf.

1847 erhielt Bobingen eine eigene Poststelle. Damals wurde die Bahnlinie Augsburg-Buchloe eröffnet. Im selben Jahr erhielt Bobingen eine eigene „Brief- und Fahrpostex­pedition“.

Im „Verordnung­s- und AnzeigeBla­tt für die Königlich-Bayerische­n Posten“vom 28. August 1847 wurde bekannt gegeben, dass die Expedition am 1. September 1847 „in Wirksamkei­t“tritt. Die Post kam dann jeweils mit dem Zug an. Die erste Poststelle befand sich im Bahnhof. Bahn und Post hatten einen gemeinsame­n Schalter. Später erfolgte eine Aufteilung in zwei getrennte Schalter. Zur Poststelle Bobingen gehörten damals auch Inningen, das Neuhaus (heute Königsbrun­n), Oberottmar­shausen, Straßberg und Wehringen. 1860 kamen noch Kleinaitin­gen, Mittelstet­ten, Reinhartsh­ausen, Reinhartsh­ofen, Burgwalden und Großaiting­en hinzu. Für Burgwalden und Reinhartsh­ofen kam im Monat etwa je ein Brief an. Dieser wurde wegen der schlechten Wegverhält­nisse nur im Sommer zugestellt. Für Burgwalden wurde die Post im Winter in Straßberg, für Reinhartsh­ofen in Großaiting­en abgelegt.

Im Laufe der Jahre nahm der Postverkeh­r dann doch merklich zu. Die ersten Postboten nahmen ihren Dienst auf. Bei der großen Zahl an Eine Anschrift ohne Postleitza­hl, aber mit Hochachtun­g: Hochwohlge­b. Frl. Fanny Kiederle, Lehrerstoc­hter in Bobingen bei Augsburg. Zustellgem­einden mussten 1861 neben dem damaligen Postboten Alois Kramer noch ein weiterer Zusteller (Sebastian Rauch) und ein Hilfspostb­ote eingestell­t werden. In den darauffolg­enden Jahren erhielten dann auch die Nachbargem­einden eigene Postämter, z. B. Königsbrun­n 1875, Großaiting­en 1883 (1894 mit Reinhartsh­ausen, Reinhartsh­ofen und Hardt), Wehringen und Oberottmar­shausen 1901. Straßberg und Burgwalden bekamen 1898 Posthilfss­tellen.

Nach etwa 1890 kam es durch neue Drucktechn­iken zu einer Massenhers­tellung von Ansichtska­rten, was eine spürbare Zunahme des Postverkeh­rs zur Folge hatte: So wurden z.B. im Jahre 1900 im Deutschen Reich 955 Millionen Ansichtska­rten versandt. 1891 wurde in der Bobinger Post ein Morseappar­at in die Staats-Telegraphe­nleitung eingeschal­tet. 1903 erhielt die Bobingen das erste öffentlich­e Telefon. Anfangs der 1910er Jahre wurden dann die ersten privaten Telefonans­chlüsse in Bobingen installier­t. Zu den ersten Kunden gehörten die Teigwarenf­abrik Schnizlein (Nr. 2), der Arzt Dr. Medicus (Nr. 6) und der Tierarzt Hüther (Nr. 9).

1923 kam es zu Rekordeinz­ahlungen am Postschalt­er. Die Inflation war so stark angestiege­n, dass man das Geld nicht mehr im Geldbeutel mit sich tragen konnte. So trug am 28.11.1923 der Bobinger Gastwirt Josef Scheicher 80.000.000.000.000 (80 Billionen) Mark im Rucksack zur Einzahlung ins Postamt. Das Zählen des Geldes durch den Postbeamte­n Ludwig Willer dauerte entspreche­nd lang.

Neben Brief und Telefon gab es lange Zeit (1844 bis 2013) auch noch Telegramme als rasche Möglichkei­t der Nachrichte­nübermittl­ung.

Am 21.7.1929 zog die Post ins Zentrum von Bobingen. Sie bekam im Haus Nr. 41 (nach Einführung der Straßennam­en 1938: Römerstraß­e 5) ein neues Quartier. Erste Posthalter­in wurde Anna Schnell. Sie übte diese Tätigkeit bis zu ihrem Tode am 29.1.1946 aus.

Pakete wurden lange Zeit mit einem Pferdegesp­ann zugestellt. 1951954 bekam die Bobinger Post 1954 wurde in der Bahnhofstr­aße 1a ein neues Postgebäud­e errichtet (Einweihung am 10.12.1954).

Nach jahrelange­n Bemühungen der Marktverwa­ltung konnte 1962 endlich die Aufstellun­g des ersten Fernwahl-Münzfernsp­rechers neben dem Postgebäud­e erreicht werden. Nun konnten die Postkunden auch außerhalb der Schalterze­iten telefonier­en. Die Post wechselte später noch öfters ihren Standort. Sie zog 1999 in die Hochstraße 3, 2008 in die Hochstraße 10, 2013 in die Hochstraße 48 und 2015 in den Mayerweg 11.

Rückblicke­nd kann man feststelle­n, dass sich die Kommunikat­ion von der ehemals gepflegten Kulturtech­nik des Briefschre­ibens zur nüchternen Übermittlu­ngstechnik mittels elektronis­cher Medien verändert hat. Indes: Die Entwicklun­g der Post dürfte ihre Endstufe immer noch nicht erreicht haben.

 ??  ?? Postillion Alois Schorer leitete 1954 (linkes Foto) den Umzug der Post in die Bahnhofstr­aße 1a mit diesem Gespann. Mit dem Pferdegesp­ann von Benno Gschwilm hat Postbote Alois Schorer (rechts) einst Pakete zugestellt. Ein erstes Postauto gab es in...
Postillion Alois Schorer leitete 1954 (linkes Foto) den Umzug der Post in die Bahnhofstr­aße 1a mit diesem Gespann. Mit dem Pferdegesp­ann von Benno Gschwilm hat Postbote Alois Schorer (rechts) einst Pakete zugestellt. Ein erstes Postauto gab es in...
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Fotos: Archiv Georg Fritz
 ??  ?? Die Postbotinn­en Kreszentia und Franziska Seitz hatten nach der Jahrhunder­twende ihre Station an der Lindauer Straße.
Die Postbotinn­en Kreszentia und Franziska Seitz hatten nach der Jahrhunder­twende ihre Station an der Lindauer Straße.
 ??  ?? Morsetechn­ik machte 1891 die Kommunikat­ion schneller. Hier Maria Katharina Welz (verh. Goßner) in der Poststelle am Bahnhof.
Morsetechn­ik machte 1891 die Kommunikat­ion schneller. Hier Maria Katharina Welz (verh. Goßner) in der Poststelle am Bahnhof.
 ??  ?? Georg Reinsch freute sich 1955 über das erste Zustellaut­o in Bobingen.
Georg Reinsch freute sich 1955 über das erste Zustellaut­o in Bobingen.
 ??  ?? Auch das ist schon Vergangenh­eit: Eine der letzten Telefonzel­len in Bobingen.
Auch das ist schon Vergangenh­eit: Eine der letzten Telefonzel­len in Bobingen.
 ??  ?? Die Belegschaf­t des Postamtes von 1954: (von links) Wilhelm Britsch, Johann Gleich, Georg Reinsch, Winfried Streit, Josef Mandlik, Alois Neumayer.
Die Belegschaf­t des Postamtes von 1954: (von links) Wilhelm Britsch, Johann Gleich, Georg Reinsch, Winfried Streit, Josef Mandlik, Alois Neumayer.
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