Das Händchen für Bürsten liegt in der Familie
Seit 1967 liefert die Firma Haug ihre Produkte von Königsbrunn in die ganze Welt. Warum für Inhaberin Traudel Haug die Herstellung vor Ort wichtig ist und warum sie für ihre Arbeit extra Dänisch gelernt hat Das Familienunternehmen hat eine lange Tradition
Königsbrunn Die Stadt feiert heuer ihr 50-jähriges Bestehen, und genauso lange gibt es die Firma Haug Bürsten in der Brunnenstadt. Seit 1967 wird von Königsbrunn aus die ganze Welt mit Bürsten beliefert. Da gibt es hippe Teile aus Acryl und farbenfrohe „Flower“-Bürsten, oder Borsten, die ganze Fertigungsstraßen stillstehen lassen, sollten sie aus Versehen einmal in die Lebensmittelproduktion geraten. Diese Borsten sind „metalldetektierbar“, wie es im Fachjargon heißt.
Zweidrittel des Umsatzes mache die Firma mit Hygienebürsten beispielsweise für lebensmittelverarbeitende Betriebe, erzählt Inhaberin Traudel Haug. Sie steht vor einer Wand mit Bürsten und Schaufeln in Rot, Gelb, Grün und Blau. Auch diese sind keineswegs für die farbenfrohe Küche gedacht, sondern für die Lebensmittelbranche, Krankenhäuser, Kantinen oder Pflegeheime. Um das Risiko der Kreuzkontamination auszuschließen, benutzen verschiedene Arbeitsbereiche innerhalb der Betriebe Reinigungsbürsten in verschiedene Farben.
Für noch kritischere Bereiche fertigt das Unternehmen die AntiBac-Bürsten. Durch eingearbeitete Silberionen können sich an deren Kunststoffborsten keine Bakterien mehr vermehren. Traudel Haug zeigt Mikroskopaufnahmen von Bürsten mit antibakteriellen Schutz und welche ohne. Angesichts solcher Bilder möchte man sofort in die Küche eilen und alle vorhandenen Spülbürsten entsorgen. Das ist zumindest bei Haug Bürsten nicht nötig. „Unsere Spülbürsten können Sie im Geschirrspüler mitwaschen.“Immer gleich wegwerfen ist doch nicht nachhaltig, gibt Haug zu bedenken.
Ihr Unternehmen setze auf Qualität „made in Germany“. Da kann ihr auch ein Imageschaden der deutschen Autobauer keinen Strich durch die Rechnung machen, betont sie. Die Ausgliederung der Fertigung in ein Land, in dem billiger produziert werden kommt deshalb für Haug nicht infrage: „Als Familienunternehmen haben wir auch Verantwortung für unsere Mitarbeiter hier vor Ort.“Rund 100 Menschen arbeiten bei Haug Bürsten in Königsbrunn.
Als Unternehmerin habe sie es nicht schwerer als ihre männlichen Kollegen, glaubt Haug, denn hart verhandelt wird immer. Die Geschäftsfrau spricht Englisch, Französisch und Dänisch. Sie war vor Jahren geschäftlich in Dänemark. Da unterhielten sich die Vertreter oft auf Dänisch, was sie nicht verstand. Damit ihr das bei der nächsten Geschäftsreise nicht wieder passiert, habe sie in Augsburg bei einem Professor Dänisch gelernt. Im nächsten Jahr hätten sich die Vertreter in ihrer Landessprache zugeraunt: Passt auf, sie spricht jetzt auch Dänisch, erzählt Haug schmunzelnd.
Beim Thema Hobby muss die Unternehmerin passen. Im Winter fahre sie ab und an Ski. „Aber mein Leben ist meine Firma. Ich gehe auch samstags und sonntags in die Firma.“Nicht weil sie muss, sondern weil sie will. Und um die Zukunft macht sich die Chefin keine Sorgen: Alle drei Kinder sind mit im Geschäft.
Gemeinsam mit ihrem Mann hat Traudel Haug die Firma in Königsbrunn aufgebaut. Aber das Familienunternehmen habe eine viel längere Tradition. Gegründet 1836 aus einer alten angesehenen Augsburger Bürstenmacherfamilie heraus, übergab Hans Haug senior die Firma 1930 seinem Sohn, dem gestorbenen Ehemann der Firmenchefin. In Augsburg war das expandierende Unternehmen auf drei Standorte verteilt, die Gebäude waren alt und nur angemietet. Deshalb habe sich die Firma nach einem neuen Standort umgeschaut und wurde in Königsbrunn gleich fündig.
Damals wurden die Bürsten noch mit Borste, Haar, Pflanzenfa- ser und Draht gefertigt. Traudel Haug erinnert sich: Zuerst hätten sie in Königsbrunn kleine Bürstchen für Lockenwickler gefertigt. Die wurden in die Plastikwickler gesteckt, damit diese besser in den Haaren hielten. Auch die regenbogenfarbigen Staubwedel waren eine Innovation aus dem Hause Haug und wurden millionenfach verkauft.
Und dann ist da noch die FlexiKehrgarnitur, eine Haug-Erfindung, für die das Unternehmen 2016 den Plagiarius erhielt, weil chinesische Hersteller das superkann, leichte Set aus Schaufel und Feger kopierten. Wenn ein Plagiat nicht auch immer Umsatzeinbußen mit sich ziehen würde, könnte man diese Auszeichnung zur Erfolgsgeschichte des Unternehmens aufaddieren.
Und wie geht es weiter? Haug hat das frei gewordene Nachbargrundstück gekauft. Zum einen können die Speditionen nun direkt die Lagerhalle anfahren und zum anderen wird im Herbst in einem bereits bestehenden Gebäude einen Shop mit Werksverkauf eingerichtet werden.