Warum haben Verbandskästen ein Verfallsdatum?
Neulich in der Autowerkstatt: Die Hauptuntersuchung stand an. Mit einem Blick in den Kofferraum stellt der Kfz-Mechaniker fest: Da stimmt was nicht. Hoffentlich fällt das Auto nicht durch den TÜV, denke ich. Aber so schlimm war es nicht, nur der Verbandskasten war abgelaufen. Aber wie können Verbände und Pflaster schlecht werden? Hat wirklich alles ein Haltbarkeitsdatum? Im Fall von Verbandmaterial, Plastikhandschuhen und Pflastern ist das gut so. Sagt zumindest Professor Peter Sefrin. Und der muss es wissen, schließlich ist er Landesarzt beim Bayerischen Roten Kreuz und ein bekannter Notfallmediziner.
Er sagt: „Wenn wir Menschen nach einem Unfall versorgen, sollten wir sie nicht durch schlechtes Material gefährden.“Verbände seien etwa steril eingepackt. Mit der Zeit wird die Plastikverpackung aber porös. So können Keime eindringen. Das Gleiche gilt für Wundauflagen oder Dreieckstücher, die alle keimfrei eingepackt im Kofferraum liegen. Aber nur, solange das Verfallsdatum nicht überschritten ist. Pflaster sind nicht steril, aber mit der Zeit verliert der Klebstoff seine Haftkraft. Und die Handschuhe? „Die dienen in erster Linie dem Selbstschutz, damit man sich bei der Versorgung keine Infektion zuzieht“, sagt der Notfallmediziner. Auch da muss sich der Ersthelfer darauf verlassen können, dass das Material nicht mürbe geworden ist.
Und wohin mit all den Verbänden, Pflastern, Tüchern und Kompressen? Muss das wirklich alles auf den Müll oder lässt sich das nicht noch zu Hause einsetzen? Lieber nicht, rät Sefrin. „Auch zu Hause möchte ich ja mit einem Verband oder Pflaster verhindern, dass sich die Wunde weiter infiziert.“Immerhin: Die Handschuhe könnte man ja noch in der Küche verwenden. Sie schützen prima vor rot verfärbten Fingern beim Schnibbeln von Rote Bete. Doch egal ob abgelaufen oder nicht – der Notarzt rät generell davon ab, Material aus dem Verbandskasten im Haushalt zu verwenden. „Wenn im Verbandskasten mal etwas ausgeht, vergisst man vielleicht, es nachzukaufen – und im Notfall steht man dann ohne da“, sagt er.