Koenigsbrunner Zeitung

Lebendige Kirche trotz Baustelle

- VON ANJA FISCHER

Das Dach der Reinhartsh­auser Kirche ist sanierungs­bedürftige­r als gedacht. Doch das schreckt die Gläubigen im Ort nicht. Die Kosten hat man im Griff und das Baugerüst wurde kurzerhand dekorativ in den Altarraum integriert

Reinhartsh­ausen Allein der Weg durch Reinhartsh­ausen öffnet dem Durchfahre­nden einen genauen Blick auf die dortige Laurentius­kirche, führt die Straße doch in gerader Linie darauf zu, nur um dann kurz vorher den Autofahrer demütig mit einem scharfen Knick vorbei zu führen.

Derzeit besticht das um 1740 erbaute Gotteshaus aber nicht durch seine Anmut, sondern durch das Baugerüst rundherum und im Innern des Gebäudes. Pfarrgemei­nderatsvor­sitzende Eva Schulz-Zikeli erklärt, woran es haperte: „Schon vor gut sechs Jahren hat unser damaliger Pfarrgemei­nderatsvor­sitzender Josef Dieminger bei einer Kontrolle des Dachstuhls festgestel­lt, dass einige Balken dort nicht gut aussehen. Wir haben das an die Diözese gemeldet, aber zu diesem Zeitpunkt wurden die Arbeiten noch nicht als dringlich angesehen.“

So wie die Reinhartsh­auser Kirche aufgebaut ist, ist nur ein Teil des Dachstuhls sichtbar. Unter der Verschalun­g liegende Dachschäde­n können kaum festgestel­lt werden, ohne das gesamte Dach aufzumache­n. „Deshalb wurde zu Beginn unserer Baumaßnahm­en geschätzt, dass rund 50 Prozent der Balken beschädigt sind und auf dieser Basis wurden auch die Kostenvora­nschläge eingeholt“, berichtet Schulz-Zikeli.

Die baulich notwendige­n Sanierungs­kosten beliefen sich auf rund 790 000 Euro. Darin von Anfang an nicht enthalten waren rund 100000 Euro für den Kirchenmal­er, denn „durch die Baumaßnahm­e entstehen am Gebäude Schäden. Zudem wäre nach 40 Jahren eine Innensanie­rung der Kirche auch wieder sinnvoll. Deshalb war uns vom Pfarrgemei­nderat von vornherein klar, dass wir versuchen, dieses Geld auch noch aufzubring­en“, sagt Eva Schulz-Zikeli. Von Beginn an wurde deshalb in der Gemeinde mit einem Betrag von 890 000 Euro gerechnet. Eine große Last für das kleine Reinhartsh­ausen.

Als die Baustelle dann im Februar dieses Jahres eingericht­et wurde, ahnte noch niemand, dass es schlimmer kommen würde, als man es sich vorgestell­t hatte. „Als das Dach offen war, stellte sich heraus, dass 100 Prozent der Balken kaputt waren“, sagt Eva Schulz-Zikeli. Jede Strebe musste ganz oder teilweise erneuert werden. Ein Schreck für alle Beteiligte­n, musste man im ersten Au- genblick doch mit explodiere­nden Kosten rechnen. Aber: „Dadurch, dass wir eine Winterbaus­telle ausgeschri­eben haben, konnten wir Preisnachl­ässe bekommen und hoffen jetzt, dass wir im Kostenrahm­en bleiben können“, sagt die Pfarrgemei­nderatsvor­sitzende. Das kommt nun auf die noch ausstehend­en Arbeiten an der Kirchturmz­wiebel an, die in ihrem vollen Umfang noch nicht klar sind.

Die Dacharbeit­en neigen sich inzwischen dem Ende zu. In Abstimmung mit dem Denkmalsch­utz wurden dort vom handgeschn­ittenen Holznagel bis zu modernen Verfahren verschiede­ne Techniken verwendet. „Man sieht, wo etwas erneuert wurde, aber das war auch der Sinn dahinter“, erläutert Schulz-Zikeli, die großen Respekt vor dem handwerkli­chen Können der Zimmerer bekundet. „Unsere Nachfahren sollen erkennen können, was alt und ursprüngli­ch ist und was neu gemacht wurde.“

Im Zeitplan ist die Baustelle zudem. „Petrus muss ein Reinhartsh­auser gewesen sein“, lacht SchulzZike­li. „Es hat fast nur an Feiertagen und am Wochenende geregnet.“Einige Neugierige hat die Baustelle mitten im Ort schon auch angezogen: Schulklass­en, Einwohner und sogar Architektu­rstudenten nutzen bislang die Gelegenhei­t, die Kirche einmal ohne Dach zu sehen.

Bis Weihnachte­n soll auch der Kirchenmal­er fertig sein und das Innengerüs­t wegkommen. So lange machen die Reinhartsh­auser aus der Not eine Tugend: Die Gerüststan­gen rund um den Altar wurden eingebunde­n und festlich geschmückt. Kaum ein Gottesdien­st fiel bisher den Bauarbeite­n zum Opfer. Auch die Kommunion wurde heuer in der Laurentius­kirche gefeiert. „Unsere Kommunionk­inder und ihre Eltern waren sich einig, dass die Sanierung einfach zur Kirche gehört und haben das in Kauf genommen“, freut sich die Pfarrgemei­nderatsvor­sitzende.

Sie steht noch vor der schweren Aufgabe, die Eigenbetei­ligung der Gemeinde an der Sanierung aufzubring­en. „Das Geld für die Grundsanie­rung ist da“, zählt sie auf. „Jetzt fehlt noch der Betrag für die Innensanie­rung.“

Rund 90 000 Euro braucht sie dafür noch. „Aber auch das werden wir schaffen, denn wir sind eine tolle Gemeinde und viele Reinhartsh­auser helfen uns“, ist sie stolz auf den kleinen Ort und die gerade einmal 600 Einwohner.

 ?? Fotos: Anja Fischer ?? So sieht die Laurentius­kirche derzeit von außen aus.
Fotos: Anja Fischer So sieht die Laurentius­kirche derzeit von außen aus.

Newspapers in German

Newspapers from Germany