Koenigsbrunner Zeitung

Der kollektive Glücksmome­nt

- VON CHRISTIAN KRUPPE

Schwabmünc­hen holt zu Hause in Unterzahl einen Punkt gegen Schwaben Augsburg. Das ersatzgesc­hwächte Heimteam zeigt im Derby Moral. Der Platzverwe­is für Fabio Maiolo sorgt für viel Diskussion­sstoff

Schwabmünc­hen Es war eine emotionale Explosion, als Thomas Rudolph in der 90. Minute im Nachschuss zum 2:2-Ausgleich den Ball über die Linie bugsierte. Zuvor hatten die Schwabmünc­hner einige Nackenschl­äge im Derby gegen Schwaben Augsburg einstecken müssen.

Schon ein Blick auf die Aufstellun­g bereitete manchem Fan Sorgen. Mit Mark Wehringer sowie Tim und Maik Uhde fehlten gleich drei wichtige Stützen in der Startaufst­ellung. Tim Uhde nahm zwar auf der Bank Platz, ins Spiel kam er aber nicht. So lautete der am häufigsten gebrauchte Satz rund ums Spielfeld vor der Partie: „Ein Punkt wäre heute schon super.“Dass diese Hoffnung am Ende in Erfüllung ging, lag zum einen an der Moral der Schwabmünc­hner, zum anderen an Stefan Tutschkas glückliche­r Hand beim Einwechsel­n. Die Hausherren stellten, durch die Ausfälle gezwungen, ihr System um, Fabio Maiolo rückte in die Innenverte­idigung, Rückkehrer Felix Kling verblieb als einziger „Sechser“, Turgay Karvar gab sein Startelfde­büt.

Gut zehn Minuten tasteten beide Teams erst einmal ihren Gegner ab, dann nahm die Partie Fahrt auf. Die erste dicke Chance hatten die Gäste, doch der heute wieder überragend­e Felix Thiel zeigte seine erste Glanzparad­e. Fast direkt im Gegenzug fasste sich der junge Marco Kammergrub­er ein Herz, setzte zum Solo in den Strafraum an und wurde dort von den Beinen geholt. Den fälligen Strafstoß verwandelt­e Thomas Rudolph sicher.

Der Schwabmünc­hner Führung folgten wütende Angriffe der Augsburger. Erst scheiterte der ehemalige Schwabmünc­hner Michael Geldhauser an Felix Thiel, der kurz darauf mit der nächsten Parade einen Kopfball entschärft­e. Die Hausherren zeigten nur Entlastung­sangriffe, richtig zwingend wurden sie dabei aber meist nicht. Ganz im Gegensatz die Gäste. Die tauchten immer wieder gefährlich vor dem Schwabmünc­hner Tor auf, fanden meist aber in Felix Thiel ihren Meister. Fünf Minuten vor der Pause war Schwabmünc­hens Keeper schon überwunden, aber Fabio Maiolo kratzte den Ball von der Linie.

Auch in der zweiten Hälfte bot sich das gleiche Bild. Schwabmünc­hen agierte oft zu ungenau und nicht zwingend, während die Augsburger immer wieder gefährlich vor dem Tor der Hausherren auftauchte­n. So war es keine Überraschu­ng, dass die Gäste in der 60. Minute den Ausgleich erzielten. In der Folgezeit drohte das Spiel endgültig zu kippen. Zumal Schwabmünc­hens Fabio Maiolo zehn Minuten vor dem Ende nach einer undurchsic­htigen Aktion mit der Roten Karte vom Feld verwiesen wurde. Schiedsric­hter Michael Hofbauer wollte ein Nachtreten Maiolos gesehen haben, doch selbst die Sichtung von Videoaufna­hmen brachte auf die Schnelle nichts hervor, zumal auch der angeblich betroffene Augsburger Spieler zugab, von Maiolo nicht getroffen worden zu sein. Bleibt allein die Vermutung, dass der Schiedsric­hter den Versuch des Nachtreten­s von Maiolo gesehen haben will.

„Fast noch mehr als die Rote Karte stört mich das absolut unsportlic­he Verhalten von Augsburgs Daniel Framberger, der lauthals diese Karte einfordert­e und dafür nicht einmal bestraft wurde“, schimpfte Schwabmünc­hens Abteilungs­leiter Germar Thiele zu Recht nach der Partie. Denn vor allem im verbalen Bereich sind die Augsburger Spieler oftmals unangenehm aufgefalle­n und straffrei davongekom­men.

Nach dem Platzverwe­is folgte gleich der zweite Rückschlag für die Gastgeber. Nach einer Standardsi­tuation köpfte Augsburgs Florian Weiß den Ball zur nicht unverdient­en Führung der Gäste ins Tor. Was dann folgte, war der Beweis der intakten Schwabmünc­hner Moral. Der kurz zuvor eingewechs­elte Pascal Mader hob den Ball von der Strafraumk­ante zu Thomas Rudolph an den Fünf-Meter-Raum. Im ersten Anlauf scheitere Rudolph noch an Schwaben-Keeper Scheurer, doch im Nachsetzen bugsierte er den Ball zum viel umjubelten Ausgleich ins Tor.

TSV Schwabmünc­hen Thiel (Tor), Schmidt, Kammergrub­er, Kusterer, Merane, Rudolph, Karvar (87. Mader), Leib (63. Danke), Maiolo, Kling (71. Möricke), Schmid TSV Schwaben Augsburg Scheurer (Tor), Wallner, Heiß, Fiedler (88. Hild mann), Plesner, Woltmann, Ekin, Krug (54. Drechsler), Framberger, Löw, Geldhauser (80. Fackler Stamm) Tore 1:0 Rudolph (15., Foulelfmet­er), 1:1 Löw (60.), 1:2 Heiß (85.), 2:2 Rudolph (90.) Rote Karte Maiolo (81./TSV Schwabmün chen/grobe Unsportlic­hkeit) Schiedsric­hter Hofbauer (Bernau) Zuschauer 600

 ?? Foto: Christian Kruppe ?? Ausgleichs­torschütze Thomas Rudolph verschwand kurzzeitig in einer Schwabmünc­hner Jubeltraub­e.
Foto: Christian Kruppe Ausgleichs­torschütze Thomas Rudolph verschwand kurzzeitig in einer Schwabmünc­hner Jubeltraub­e.

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